Der neue Chef am Steuer
06.05.2021 Region, Wintersingen, Verkehr
Severin Furter
Vor wenigen Tagen durfte Reto Herzig seinen 31. Geburtstag feiern, den ersten als Inhaber und Geschäftsführer seines eigenen Unternehmens. Anfang Jahr hat Herzig die traditionsreiche Sägesser Reisen AG übernommen, nachdem das ...
Severin Furter
Vor wenigen Tagen durfte Reto Herzig seinen 31. Geburtstag feiern, den ersten als Inhaber und Geschäftsführer seines eigenen Unternehmens. Anfang Jahr hat Herzig die traditionsreiche Sägesser Reisen AG übernommen, nachdem das Reisecarunternehmen aus Wintersingen während sechs Jahrzehnten von der Familie Sägesser geführt und geprägt wurde.
Dass die Übernahme mitten in der Coronakrise und damit in einer der schwersten Zeiten für die Reisebranche geschah, hat Herzigs Euphorie nicht gebremst: «Ich habe keine Sekunde an diesem Entscheid gezweifelt», sagt der gebürtige Langenthaler, der nun in Gelterkinden wohnhaft ist. Auch schlafen könne er ohne Probleme: «Gut, ich muss zugeben, dass ich meistens auch sehr müde bin.» Denn nicht nur die neue Verantwortung, sondern auch die stetig neuen Herausforderungen der Coronakrise kosten viel Energie.
Dies verdeutlicht die Tatsache, dass Herzig und sein Team vor ein paar Tagen bereits die dritte angepasste Version des Reiseprogramms 2021 für den Druck freigegeben haben. Unter dem Titel «Heimat entdecken» werden Reisen angeboten, die ausschliesslich innerhalb der Schweiz stattfinden – egal ob Zvieri-Fahrt, Tagesausflug oder mehrtägige Reisen. Von Fahrten ins Ausland muss vorerst abgesehen werden.
«Die Hauptsache ist, dass wir auf der Strasse sind», sagt Herzig. Seit Ende März sind die Sägesser-Cars wieder unterwegs. Viele der Reisen sind ausgebucht – mit der reduzierten Maximalbelegung von 25 Personen pro Car. Eine Schutzmassnahme, die sich Sägesser Reisen selbst auferlegt hat.
Diese Woche sind zwei Gruppen am Bodensee und im Tessin zu Gast. Und auch die drei Tagesfahrten am kommenden Sonntag – dem Muttertag – stossen auf grosses Interesse der Kundschaft.
Herzig kommt ins Schwärmen, wenn er von den geplanten Reisen erzählt. Die Freude über die Wiederaufnahme des Betriebs ist gross. Und der Zuspruch der Kunden freut den neuen Inhaber des Traditionsunternehmens besonders: «Wir haben im vergangenen halben Jahr Vollgas gegeben.» Damit spricht Herzig nicht nur die Aus- und ständige Überarbeitung des Reiseangebots an. Die Büroräumlichkeiten an der Blumattstrasse erhielten einen neuen Anstrich und eine neue Infrastruktur, der Auftritt im Internet wurde überarbeitet, auch eine Kunden-App wurde geschaffen. Das Wirken des neuen, jungen Teams, mit den beiden weiteren Bereichsverantwortlichen Nora Straumann und Bianca Dethomas, ist deutlich erkennbar.
«Dafür sind wir bekannt»
«Ich will nicht stehen bleiben», sagt Herzig. Das heisst aber nicht, dass er das Unternehmen grundlegend verändern will. Im Gegenteil: «Ich will die Philosophie beibehalten, welche die Familie Sägesser gelebt hat.» Gerade punkto Qualität der Reisen, dem nahen Kundenkontakt und den hohen Standards bei der Fahrzeugflotte: «Dafür sind wir in der ganzen Schweiz bekannt», sagt er mit Stolz.
Man merkt: Sägesser und Herzig, das hat von Anfang an gepasst. Bereits vor rund drei Jahren, als er als junger Chauffeur im Unternehmen einstieg. Bald wurde der Weg aufgegleist, der heute Tatsache ist. Herzig führt das Unternehmen in die Zukunft. Die Schwestern Ruth und Edith Sägesser haben ihre Pension angetreten, ihr Bruder Bruno ist noch bis Herbst 2022 als Chauffeur im Unternehmen tätig: «Zudem steht er uns im Büro mit Rat und Tat zur Seite wenn wir ihn brauchen», sagt Herzig, der laut eigenen Aussagen das vollste Vertrauen der ehemaligen Inhaber geniesst und dies zu schätzen weiss. «Auch von den Kunden gibts bisher positives Feedback, der frische Wind kommt an.»
Nun hofft Herzig, die Sägesser-Kundschaft auch wieder vermehrt zu sehen. Zwar fallen ihm als Chef auch einige administrative Arbeiten im Büro zu, seine Hauptleidenschaft und den Grossteil seiner Arbeit will Herzig jedoch weiterhin am Steuer des Reisecars ausüben. Das Ziel ist es, dass er während der Saison mit seinem «Golden Class Car» fix mit Rundreisen verplant ist. Dass er selber am Steuer sitzt, sei ihm wichtig: «Nur so kann ich die Bedürfnisse der Kunden spüren und die Reisen künftig noch besser machen.»
Und schliesslich ist das Carfahren seine grosse Leidenschaft. Schon als Kind habe er jedem erzählt, dass er später Carchauffeur werden will. Und so war es nicht verwunderlich, dass er die Lehre zum Lastwagen- und Carmechaniker antrat und im Alter von 21 Jahren umgehend die Carprüfung absolvierte. Er stieg bei einem Luzerner Unternehmen als Chauffeur ein und fuhr schon bald auch grössere Auslandreisen. Rund 150 Tage im Jahr war Herzig unterwegs – auch als er später zu Sägesser Reisen wechselte.
Zehn Kilometer jeden Tag
«Während Corona musste ich zuerst lernen, nicht auf Achse zu sein.» Seine tägliche, 10 Kilometer lange Joggingrunde absolviert er deshalb jeweils über den Mittag rund um Wintersingen. «Sonst mache ich das auf den Reisen jeweils vor dem Morgenessen.»
Herzig ist topfit – sein Elan ist im Gespräch deutlich spürbar. Und er sprüht vor Ideen, die er in Zukunft gerne anpacken will. Kurze Abendfahrten mit Degustationen in lokalen Bierbrauereien, Fahrten zu grossen Konzerten, zu Sportklassikern wie den Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel oder Wanderfahrten und einiges mehr: «Unsere Firma lebt, wir sind bereit, voll in die Zukunft zu starten.»
Sägesser Reisen geht auf Roadshow
sf. Am Wochenende vom 15. und 16. Mai geht das «Sägesser»-Team mit seinen Reisecars auf Roadshow durch die Region. «Wir wollen unsere Kunden endlich wieder sehen und ihnen unser Angebot präsentieren», sagt Reto Herzig. Die Roadshow macht am Samstag halt in Sissach, Gelterkinden, Rheinfelden und Frick, am Sonntag in Reinach, Liestal, Pratteln und Basel.