Wo nur sind unsere Feldhasen?
01.04.2021 Baselbiet, NaturRolf Senn
Bald feiern wir Ostern, Kinder suchen ihre Osternester, die gefärbten Eier und – sie dürfen nicht fehlen – die Schoggihasen. Nicht zuletzt deswegen geniesst auch der Feldhase bei uns Menschen grosse Sympathien.
Nur, unsere ...
Rolf Senn
Bald feiern wir Ostern, Kinder suchen ihre Osternester, die gefärbten Eier und – sie dürfen nicht fehlen – die Schoggihasen. Nicht zuletzt deswegen geniesst auch der Feldhase bei uns Menschen grosse Sympathien.
Nur, unsere Hasenpopulationen sind rückläufig – warum wohl? Dieser Frage nachzugehen, war Gegenstand des Projekts «Hopp Hase», das während zehn Jahren die Gründe der immer kleineren Hasenpopulation erforschte und auch untersuchte, unter welchen Voraussetzungen sich die Hasenbestände wieder erholen könnten.
Der Verband Jagd Baselland hat sich schon vor Jahren selbst die Schonung dieser Tierart auferlegt, die Jagd schöpft keine Tiere ab. Worin liegen denn die Gründe?
Der Feldhase als ursprünglicher Steppenbewohner hat unser Gebiet erst in der Jungsteinzeit besiedelt und erreichte eine grössere Verbreitung noch später – im Zuge der Waldrodungen und der Ausweitung von Ackerflächen. Der Lebensraum der Feldhasen ist stark davon abhängig, wie sich die Landwirtschaft entwickelt und wie strukturiert die Felder und Wiesen gestaltet sind. Während der zehn Jahre wurden die Lebensbedingungen unserer Hasen erforscht und in Form einer Broschüre publiziert.
Nebeneffekte der Hasenförderung sind: Feldlerche, Schwarzkehlchen und weitere Vogelarten profitierten sichtlich von den Massnahmen in den Gebieten mit «extensiver Grünlandnutzung» und «dünn gesätem Getreide».
Die Problempunkte
Grosse und vielschichtige Aufgaben hätten wir zu erledigen, wenn es darum geht, ernsthaft die Förderung der Feldhasenbestände anzugehen – jagdliche Schonung reicht bei Weitem nicht. Die wichtigsten Erkenntnisse:
1. Der Ackerbau hat an Bedeutung verloren, Deckung und Rückzugsmöglichkeiten sind verschwunden – vor allem für Junghasen.
2. Der Einfluss von Wetter und Klima ist entscheidend für den Nachwuchs, obwohl Feldhasen 4- bis 6-mal Junge zur Welt bringen.
3. Prädatoren (Hermelin, Rabenvögel, Fuchs, Bussarde, grössere Eulenarten, Wildschweine und auch Katzen) sind in der Lage, insbesondere Junghasen zu erbeuten. Für ausgewachsene Hasen hingegen sind die Gefahren kleiner.
4. Krankheiten und Parasiten setzen dem Hasenbestand ebenfalls zu.
5. Landnutzung und Landschaftsstrukturen haben sich zuungunsten der Hasenbestände entwickelt. Natürliche Deckung, Rückzugsmöglichkeiten und Brachen fehlen, dazu gibt es wenig Ackerbau und auch die maschinelle Ernte auf den Feldern schadet dem Feldhasenbestand.
6. Nahrung und Nahrungsqualität: Ohne fettreiche Milch in den ersten Wochen können die Junghasen nicht aufwachsen. Dies bedingt auch ein ausgewogenes Angebot an Gräsern und landwirtschaftlichen Kulturpflanzen.
7. Pestizide: Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln scheint den Hasen nicht allzu stark zu beeinträchtigen. Nachweise dafür sind nicht bekannt, einzelne Vergiftungserscheinungen ausgenommen.
8. Strassenverkehr: Auch die Feldhasen sind oft Opfer auf unseren Strassen. Die Anzahl derer gefährdet jedoch den Hasenbestand nicht so sehr. Für das Jagdjahr 2019/20 verzeichnet die Fallwildstatistik 13 Feldhasen, die unter Autoräder kamen.
Fazit: Die Lebensbedingungen sind für die Feldhasen ungünstig. Vor allem die Aufzucht von Jungtieren ist gefährdet. Wenn wir uns künftig nicht nur über Schoggihasen freuen wollen, müssen wir die Rahmenbedingungen für die Feldhasen verbessern – und dies mit vereinten Kräften.
Autor Rolf Senn ist Jäger.