«Das alles ist nur ein Nebenjob»
13.04.2021 Bezirk Liestal, Porträt, LandwirtschaftVerbandsfrau und Bäuerin Evelyne Gasser setzt auf Zusammenarbeit
Die Mitarbeit in drei Vorständen und dem Landwirtschaftsrat steckt Evelyne Gasser vom Goldbrunnenhof in Liestal locker weg. Denn im Zentrum stehen Familie und Betrieb.
Ueli Frei
Vorstandsmitglied ...
Verbandsfrau und Bäuerin Evelyne Gasser setzt auf Zusammenarbeit
Die Mitarbeit in drei Vorständen und dem Landwirtschaftsrat steckt Evelyne Gasser vom Goldbrunnenhof in Liestal locker weg. Denn im Zentrum stehen Familie und Betrieb.
Ueli Frei
Vorstandsmitglied des Bauernverbands beider Basel (BVBB), Vorstandsmitglied des Bäuerinnen- und Landfrauenvereins beider Basel, Vorstandsmitglied der Interessengemeinschaft Genuss aus Stadt und Land, Mitglied des Landwirtschaftsrats, Bäuerin, Pflegefachfrau, Hausfrau und Mutter von drei Kindern: Was Evelyne Gasser vom Goldbrunnenhof in Liestal unter einen Hut bringt, ist beachtlich. Dennoch wirkt die 36-Jährige im Gespräch entspannt.
Im Vorstand des BVBB, in den sie vor gut einem Jahr gewählt wurde, wirkt Evelyne Gasser als Bindeglied zu den Landfrauen. Denn als ihre Vorgängerin, Landrätin Susanne Strub aus Häfelfingen, zurücktrat, entstand ein Vakuum. «Der direkte Kontakt ging verloren», erzählt sie. Zusammen lasse sich viel erreichen, ist Gasser überzeugt, und nennt als Beispiel die Projekte zur regionalen Entwicklung (PRE).
Schnellschuss wäre gefährlich
In diesem Zusammenhang ist die IG Genuss aus Stadt und Land dabei, Projekte mit Beteiligung der Landwirtschaft zu begleiten. Für diese hat der Landrat die notwendigen Kredite in Aussicht gestellt. Während die einen Projekte schon fortgeschritten daherkommen und Businesspläne ausgearbeitet werden, stehen andere noch in den Startlöchern. «Wir mussten uns einarbeiten, das hat gebremst», erklärt Gasser.
Die Koordination zwischen BVBB, Ebenrain-Zentrum, dem Bäuerinnenund Landfrauenverein, der Stadt Liestal und Baselland Tourismus ist anspruchsvoll. «Es kommt, aber es braucht Zeit», sagt Gasser. Dass mit den PRE-Projekten noch nicht alles funktioniert, wie sich das Einzelne vorstellen, damit kann sie leben. «Ein Schnellschuss könnte uns das Genick brechen», gibt sie zu bedenken. Als weiteres Erbe hat sie den «Baselland Shop», eine digitale Plattform für die Vermarktung von Hofprodukten, übernommen.
Das Projekt liegt jedoch mehr oder weniger auf Eis. «Es fehlen die Ressourcen», erklärt Gasser. Dennoch erörtert der Vorstand laufend, wie eine Online-Vermarktung von landwirtschaftlichen Produkten aufgegleist werden könnte. «Eigentlich ist das der Job der Bäuerinnen», stellt sie klar. Daher ergebe eine nahe Zusammenarbeit der beiden Vereine Sinn. «Das alles ist eigentlich nur mein Nebenjob», meint Gasser und schmunzelt. «Ich habe noch drei Kinder, einen Mann und einen Bauernhof.»
Pouletmast als Hauptstandbein
Vor sieben Jahren übernahmen Martin und Evelyne Gasser den Goldbrunnenhof mit 26 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche. Die vergangenen Jahre waren geprägt von der Umstellung von Milchwirtschaft auf lukrativere Bereiche. «Wir haben viel gebaut», erzählt sie. Zuerst baute das Ehepaar sein Familienhaus, danach den Hühnerstall. Hauptstandbein des Betriebs ist mittlerweile die Pouletmast. Neun Mutterkühe und eine 50 Aren grosse Kirschbaumanlage mit Witterungsschutz sowie zwei Pensionspferde ergänzen das Portfolio.
Als Betrieb in unmittelbarer Nähe eines stark wachsenden Siedlungsgebiets steht der Goldbrunnenhof unter Druck. Durch den Siedlungsdruck ging dem Betrieb in den vergangenen Jahren viel Kulturland verloren. Ihren angestammten Beruf als Pflegefachfrau würde Gasser gerne auch weiterhin ausüben. Solange die Kinder noch klein sind, verzichtet sie darauf. «Es ginge zu viel Familienzeit verloren.»
So bleibt auch für Hobbys noch etwas Zeit. «Ich bin gerne kreativ», erzählt sie. Dabei stehe das Nähen im Vordergrund. Sobald die Coronakrise vorbei ist, wird man Evelyne Gasser samt ihren Kindern auch wieder in den Kletterhallen der Region antreffen. Einmal pro Jahr versucht die Familie zudem, einen gemeinsamen Klettersteig zu organisieren. «Das letzte Mal waren wir in Andermatt», erzählt sie begeistert. Draussen in der Natur sei auch ihr Mann gerne dabei.