Morgenrot im Marktflecken
12.03.2021 Bezirk Sissach, Wirtschaft, Gemeinden, SissachDer Frühlingsmarkt findet statt – mit Masken und 120 Teilnehmenden
Passiert nicht etwas Unerwartetes, ist nach coronabedingter Auszeit am 24. März in Sissach wieder «Määrt». Nicht mehr dabei nach fast 50 Jahren ist der Einheimische Philipp Widmer.
Otto ...
Der Frühlingsmarkt findet statt – mit Masken und 120 Teilnehmenden
Passiert nicht etwas Unerwartetes, ist nach coronabedingter Auszeit am 24. März in Sissach wieder «Määrt». Nicht mehr dabei nach fast 50 Jahren ist der Einheimische Philipp Widmer.
Otto Graf
«Der Frühlingsmarkt in Sissach findet heuer statt», erklärte Gemeinderat Gieri Blumenthal gegenüber der «Volksstimme» und verwies auf einen entsprechenden Beschluss der Behörde. Vorausgesetzt, dass sich die Covid-19-Situation nicht verändert und schärfere Schutzmassnahmen zur Folge hat, wird der Markt somit, wie ursprünglich geplant, am 24. März in der Begegnungszone über die Bühne gehen.
Dabei gilt ein Schutzkonzept, das unter anderem die Maskenpflicht beinhaltet. Zudem sind die Abstände zwischen den Marktständen grösser und die Passagen für das Volk breiter als sonst. Blumenthal ist zuversichtlich, dass die Corona-Lage stabil bleibt und den Markt nicht gefährdet. Der Anlass beschränkt sich im Wesentlichen auf die Begegnungszone. Der Flohmarkt bei der Primarschule und der Landwirtschaftsmarkt in der Rheinfelderstrasse finden ohnehin nur im Herbst statt. Wie Nicole Itin seitens der Gemeindeverwaltung aufzeigte, haben sich bis jetzt 120 Marktfahrerinnen und -fahrer angemeldet. In «normalen» Zeiten habe man jeweils 150 bis 160 Anmeldungen gezählt. Die tiefere Anzahl, so Itin, erleichtere das Einhalten der geforderten Abstände.
Auch im Schweizerischen Marktverband (SMV), der 650 Mitglieder zählt, herrscht verhaltene Zuversicht. Wegen Corona hätten 2020 und 2021 nur sehr wenige Mitglieder ihre Geschäftstätigkeit coronabedingt aufgeben müssen, führte SMV-Präsident Jürg Diriwächter aus. Entscheidend werde das Jahr 2021 sein. «Lässt man uns wieder arbeiten, ist die Existenz gesichert. Wird ein Arbeiten nicht erlaubt, dann wird sich Ende 2021 zeigen, wer überlebt», betonte der SMV-Präsident.
Bereits vor einem Jahr, so Diriwächter, habe sich der Verband beim Bundesrat, bei Mitgliedern des Parlaments und dem Seco wegen Härtefallentschädigungen eingebracht. Dabei sei die Branche zusammen mit den Schaustellern vom Bund und von den meisten Kantonen als Härtefall anerkannt worden. Aber die unterschiedliche Praxis in den Kantonen habe bei den Verbandsmitgliedern zu einer Verunsicherung geführt.
Bewährtes Schutzkonzept
Ein Marktgeschäft, sagte der Präsident weiter, sei ein Unternehmen wie in jeder anderen Branche auch und habe sich selbstverständlich an die Bedingungen zu halten. Das intern erarbeitete Schutzkonzept habe sich bewährt. Er erwartet, dass die Marktgemeinden ihre Märkte auch durchführen, so wie es vom Bund bewilligt worden ist, und nicht wieder absagen. «Der Sissacher Markt hat für die teilnehmenden Markthändler und -händlerinnen eine grosse überregionale Bedeutung und ist sehr beliebt», stellte Diriwächter abschliessend fest.
Eng mit dem Sissacher Markt verbunden ist Philipp Widmer, der bereits im jugendlichen Alter von 18 Jahren seinen Stand betrieb, heuer jedoch nicht mehr dabei ist. «Ich habe mich schon vor Corona entschieden, etwas kürzerzutreten, meinte der 66-Jährige. Zudem beeinträchtige die Maskenpflicht das Degustieren seiner Currysaucen und dergleichen.
Früher hat Widmer bis hundert Märkte pro Jahr bestritten. Jetzt verzichtet er auf Eintagesanlässe, zeigt aber etwa an Weihnachtsmärkten, die sich über eine längere Periode erstrecken, nach wie vor Flagge. So machte er während zehn Jahren in Manchester den Engländerinnen und Engländern erfolgreich schweizerische Spezialitäten wie Raclette, «heissi Schoggi» und Älplermagronen schmackhaft.
Der ehemalige Marktfahrer freut sich über die Renaissance des Markts. «Auch meine Kolleginnen und Kollegen kommen gerne nach Sissach und warten sehnlichst darauf, ihre Erzeugnisse auf dem Marktflecken anbieten zu dürfen», hebt das Urgestein des Sissacher Markts hervor.