Bremse für Recycling-Anlage
26.03.2021 Baselbiet, Energie/Umwelt, Buus, BauprojekteDavid Thommen
Die Firma W. Graf Tiefbau AG betreibt ihren Werkhof am westlichen Dorfausgang von Buus, unweit des Schwimmbads. «Wir sind seit bald 60 Jahren in Buus», sagt Geschäftsführer Fabian Cervi. Und man glaubt weiterhin an die Zukunft: Die Firma mit ihren gut zehn ...
David Thommen
Die Firma W. Graf Tiefbau AG betreibt ihren Werkhof am westlichen Dorfausgang von Buus, unweit des Schwimmbads. «Wir sind seit bald 60 Jahren in Buus», sagt Geschäftsführer Fabian Cervi. Und man glaubt weiterhin an die Zukunft: Die Firma mit ihren gut zehn Angestellten plant bei ihrem Werkhof eine neue Bauschuttrecycling-Anlage. Eine bestehende Anlage an einem anderen Standort soll damit ersetzt werden. Das Baugesuch war bereits 2019 eingereicht und im Herbst 2020 nachgebessert worden. Es handle sich um eine Betonaufbereitungsanlage, präzisiert Cervi gegenüber der «Volksstimme», und zwar lediglich für den Eigenbedarf der Firma: «Pro Tag soll hier rund eine Lastwagenladung voll Beton aufbereitet werden.» Recycling vor Ort sei in jeglicher Hinsicht sinnvoll – auch ökologisch.
Temporäres Bauverbot
Aussicht auf eine rasche Bewilligung des Vorhabens gibt es derzeit aber nicht, wie der Buusner Gemeindeverwalter Beat Sägesser gegenüber der «Volksstimme» sagt. Denn soeben hat die Gemeinde eine Planungszone über das betreffende Gewerbegebiet «Sellmatt & Sagi» verhängt. Mit diesem rechtlichen Instrument kann die Gemeinde verhindern, dass während längstens fünf Jahren grössere Bauvorhaben verwirklicht werden, die möglicherweise kommenden Zielen der Gemeinde zuwiderlaufen. Genau das könnte hier der Fall sein: Die Gemeinde habe vor wenigen Wochen eine Ortsplanungsrevision eingeleitet, sagt Gemeindeverwalter Sägesser, der Kredit dafür sei bereits mit dem Budget 2021 bewilligt worden. Im Rahmen dieser Revision seien auch die Vorschriften für das betreffende Gewerbegebiet ein Thema. Denkbar sei, dass dort nach der Revision tiefere Lärmgrenzwerte gelten könnten. Werde die Recycling-Anlage in der Zwischenzeit bewilligt und gebaut, könnte dadurch ein Präjudiz geschaffen werden.
Hintergrund ist, dass Anwohnerinnen und Anwohner im nahe gelegenen Wohngebiet am Hang mehr Lärm wegen der Anlage befürchten. Gegen das ursprüngliche Baugesuch seien mehrere Einsprachen von dort eingereicht worden, sagt Sägesser. Nun gelte es, im Zuge der Ortsplanungsrevision zu klären, was in dieser Gewerbezone künftig noch möglich sein soll. Grundsätzlich wird die Gewerbezone erhalten bleiben, eine Umzonung sei kein Diskussionspunkt. Der Gemeinde gehe es nicht darum, die geplante Anlage generell zu verhindern, sagt Sägesser. Doch je nach Resultat der Planungsrevision müssten beispielsweise bessere Lärmschutzmassnahmen ergriffen werden. Laut Sägesser soll die Revision möglichst innerhalb von zwei Jahren über die Bühne gehen. Nach Abschluss könne die Planungszone rasch wieder aufgehoben werden.
Überraschender Entscheid
«Klar, unsere Firma verursacht mehr Emissionen als ein Nagelstudio», sagt Geschäftsführer Cervi. Bei der Baueingabe sei dem Lärmschutz allerdings bereits Rechnung getragen worden. Die Verhängung der Planungszone durch den Gemeinderat sei für sein Unternehmen überraschend gekommen. Dieses Rechtsmittel könnte mit einer Beschwerde beim Regierungsrat angefochten werden. Cervi: «Wir werden das nun in der Geschäftsleitung anschauen müssen.»
Planungszone hin oder her: Eine Baubewilligung könne für die Anlage derzeit so oder so nicht erteilt werden, sagt Sägesser. Denn durch das Gewerbegebiet fliesst das eingedolte «Chräbsbächli». Und dafür ist noch kein Gewässerraum ausgeschieden worden, wie dies vom Kanton vorgeschrieben ist. Solche Gewässerräume müssen für den Fall definiert werden, dass das Bächlein einmal ausgedolt werden sollte. Die Gewässerraumfrage – eigentlich ein eigenständiges Projekt – werde nun ebenfalls im Zuge der Ortsplanungsrevision behandelt, sagt Gemeindeverwalter Sägesser.