AUSGEFRAGT | NORA LUZ, FILMEMACHERIN, SISSACH
19.03.2021 Bezirk Sissach, Kultur, Gesellschaft, SissachVielversprechendes Filmtalent aus Sissach
Die Sissacherin Nora Luz nimmt mit ihrem Kurzfilm «Da sein» am Wettbewerb der Schweizerischen Jugendfilmtage teil, die aktuell in digitaler Form stattfinden. Luz’ Filmprojekt entstand im Rahmen einer Arbeit an der Schule. Diese ...
Vielversprechendes Filmtalent aus Sissach
Die Sissacherin Nora Luz nimmt mit ihrem Kurzfilm «Da sein» am Wettbewerb der Schweizerischen Jugendfilmtage teil, die aktuell in digitaler Form stattfinden. Luz’ Filmprojekt entstand im Rahmen einer Arbeit an der Schule. Diese hat sie zusammen mit ihrem Tecknauer Schulkameraden Kevin Kaufmann realisiert.
Lisa Zumbrunn
Nora Luz, Sie präsentieren diese Woche Ihren Film an den Jugendfilmtagen. Wovon handelt dieser?
Nora Luz: Die Geschichte unseres Films «Da sein» erzählt von zwei jungen Frauen, deren Freundschaft auf die Probe gestellt wird. Im Verlauf des Films wendet sich die eine Protagonistin von der anderen ab und findet eine neue Freundesgruppe. Allerdings merkt sie, dass die neue Freundesgruppe nicht zu ihr hält – ihre alte Freundin hingegen schon.
In welchem Rahmen ist «Da sein» entstanden?
Am Gymnasium muss die Schülerschaft im 2. Schuljahr eine Projektarbeit in Gruppen schreiben. Dies dient als Vorbereitung zur Maturarbeit. Gemeinsam mit meinem Mitschüler Kevin Kaufmann entschied ich mich, einen Kurzfilm zu realisieren. Dieser entstand zwischen August und Dezember und dauert knappe acht Minuten.
War es für Sie eine neue Erfahrung, den Film zu zweit zu machen?
Definitiv. Grundsätzlich finde ich künstlerische Arbeiten zu zweit immer schwierig, da Geschmäcker unterschiedlich sind. Um Probleme zu vermeiden, haben wir zu Beginn eine klare Rollenverteilung ausgemacht: Kevin war für die Kamera zuständig, ich für die Regie. So konnte jeder in seinem Bereich bestimmen. Dies war eine spannende, neue Erfahrung für mich.
Haben Sie die Geschichte dazu selbst verfasst?
Ja. Es war ebenfalls das erste Mal, dass ich die Geschichte eines eigenen Filmes selbst geschrieben habe. Grundsätzlich ist dies nicht so mein Ding. Für die Projektarbeit habe ich die Grundstory skizziert und gemeinsam mit Kevin ausgearbeitet.
Wie wichtig ist Ihnen die Handlung Ihrer Filme?
In meinen Filmen sind die Stories eher simpel. Handlungen und Dialoge spielen eine hintergründige Rolle. Ich merke, dass mir die Bildsprache wichtiger ist und mir mehr Freude macht.
Wie konntet ihr dies alles finanziell tragen?
Unser Film ist ohne Budget entstanden. Dies war dadurch möglich, dass wir mit den Materialien gearbeitet haben, die uns zur Verfügung standen. Kevin Kaufmann brachte eine eigene Kamera mit, wir durften das iPad einer Kollegin gebrauchen und über die Schule hatten wir Zugang zu einem Dolby-Programm. Die Schauspieler und Schauspielerinnen sind Freunde und Bekannte von uns. Auch meine Mutter spielt im Film mit (lacht).
Und wie machen Sie das mit der Musik?
Mit der Musik wird es bei Filmen immer schwierig, da wir durch die Rechte eingeschränkt sind. Darum haben wir auch dort Hilfe aus dem Freundeskreis erhalten. Die Beats hat uns ein Kollege zur Verfügung gestellt. Für eine Szene, die in einem Klub spielt, durften wir ein Technostück eines Freundes verwenden.
Es ist für Sie bereits die zweite Teilnahme an den Jugendfilmtagen. Vor zwei Jahren haben Sie in der Kategorie U16 gewonnen. Erhöht dies Ihre Erwartungen für dieses Jahr?
Nein. Ich würde sogar sagen, dass ich dieses Jahr entspannter an den Event gehen kann, da ich bereits weiss, wie es läuft. Der Wettbewerb wird aber nicht vergleichbar sein mit 2019, da nun alles online stattfindet. Ausserdem sind wir nun in der Kategorie U19, was vom Niveau her ein grosser Schritt ist. Die Siegerfilme der vergangenen Jahre fand ich jeweils schon echt gut. Ich habe deshalb keine zu hohen Erwartungen. Ganz grundsätzlich finde ich die Schweizer Jugendfilmtage ein cooles Festival und möchte es einfach geniessen.
Wie läuft der Event eigentlich ab? Der Unterschied zwischen einer Veranstaltung im gewohnten Rahmen und einer digitalen ist bestimmt erheblich.
Ein Vorteil ist sicherlich, dass das Festival schon im vergangenen Jahr online stattgefunden hat. Daher hat das Organisationsteam bestimmte Erfahrungen machen können. In unserer Kategorie sind zehn Filme nominiert. Diese werden am Freitag gestreamt und können zu Hause geschaut werden. Am Sonntag findet die Preisverleihung statt, die ich live am Laptop mitverfolgen werde. Natürlich finde ich es schade, dass das nicht vor Ort stattfinden kann. Das Feeling ist schon ein anderes, wenn ein Film nur online gestreamt anstatt im Kinosaal gezeigt wird, wo man die Reaktionen des Publikums erleben kann.
Trotz all dieser Umstände: Worauf freuen Sie sich besonders beim Wettbewerb?
(überlegt lange) Das ist schwierig zu sagen, da es so viel anders sein wird als vor zwei Jahren. Ich finde es sehr schade, dass die gesamten Kontakte wegfallen. Gleichaltrige treffen, die meine Begeisterung fürs Filmemachen teilen und mit Leuten aus der Filmbranche sprechen – dies macht für mich das Festival aus. Darum hoffe ich, dass wir trotzdem die Möglichkeit haben werden, miteinander Gespräche zu führen und Leute kennenzulernen.
Zur Person
liz. Die 18-jährige Nora Luz aus Sissach besucht das Gymnasium Liestal mit Schwerpunktfach Bildnerisches Gestalten. Sie setzt sich seit mehreren Jahren mit Filmproduktionen und Fotografie auseinander. Bereits vor zwei Jahren nahm sie mit dem Kurzfilm «Über die Linie» an den Schweizerischen Jugendfilmtagen teil und gewann in der Kategorie U16 den ersten Preis. Auch in diesem Jahr ist sie wieder beim Event dabei – dieses Mal in der Kategorie U19 mit 10 Wettbewerbsbeiträgen.