Zuversichtlich, aber nicht sorglos
09.02.2021 Bezirk Sissach, Sport, Eishockey, SissachDer EHC Zunzgen-Sissach ist schon im Modus 2021/22
Für Erwachsene ist die Kunsteisbahn gesperrt. Der Nachwuchs des EHC Zunzgen-Sissach absolviert in den frei gewordenen Eiszeiten Zusatzschichten. ZS-Präsident Cristiano Santoro rechnet für seinen Verein mit finanziellen Einbussen, aber ...
Der EHC Zunzgen-Sissach ist schon im Modus 2021/22
Für Erwachsene ist die Kunsteisbahn gesperrt. Der Nachwuchs des EHC Zunzgen-Sissach absolviert in den frei gewordenen Eiszeiten Zusatzschichten. ZS-Präsident Cristiano Santoro rechnet für seinen Verein mit finanziellen Einbussen, aber mit keinen bedrohlichen.
Sebastian Wirz
Wer vor der Sissacher Kunsteisbahn steht, sieht zuerst einmal Warnschilder. Zu den mittlerweile landläufig bekannten Schildern mit Masken und sich waschenden Händen kommen Hinweise, dass der öffentliche Eislauf gestrichen sei. Auf einem anderen Blatt heisst es, dass unter 16-Jährige im Verein weiterhin trainieren dürften. In verschiedenen Farben sind die Punkte angeleuchtet, die offenbar zusätzliche Aufmerksamkeit benötigen. Denn erwachsene Personen sind in der Halle wirklich nicht erwünscht, sofern es sich nicht um einen Eismeister handelt oder einen Trainer oder Funktionär der immer noch aktiven Vereine.
Die Zeit der Curler ist vorbei, ihr Spielfeld ist abgetaut. Das grosse Eisfeld hingegen wird aufrechterhalten. «Neben dem Eishockey- und dem Eislaufclub Zunzgen-Sissach nutzen verschiedene Schulen das Eis», sagt Markus Hügli. Zwar schickten die Schulleitungen in einigen Vertragsgemeinden, welche die Kunsti mit einem Betriebskostenbeitrag unterstützen, ihre Schülerinnen und Schüler pandemiebedingt nicht mehr aufs Eis. Dafür zählten andere Schulen neu zu den Kunsti-Nutzern, erklärt der Geschäftsführer der Sport-Sissach AG.
Mehr Eiszeit für den Nachwuchs
«Zudem hatten wir eine Zeit lang viele Eiskunstläuferinnen aus Basel hier. Seit die dortigen Anlagen wieder offen sind, hat das aber abgenommen», sagt der Kunsteisbahnbetreiber. Er kann noch nicht abschätzen, was die Teil-Schliessung für Kunsteisbahn und AG finanziell bedeutet. «Das kommt auch darauf an, was Beizerin Helga Klassnitz an Unterstützung vom Staat erhält. Das wird einen Einfluss auf ihren Pachtzins haben. Wir als gemeindenaher Betrieb erhalten von den Pandemie-Paketen nichts.» So konnte Hügli weder in der ersten noch der zweiten Welle Kurzarbeit für die Mitarbeiter beantragen.
«Den Eisbetrieb erhalten wir auch nach dem Abbruch der Regionalliga- und Junioren-Meisterschaften aufrecht», sagt Hügli. «Der EHC Zunzgen-Sissach ist schon im Modus 2021/22 und trainiert im Nachwuchs in der Zusammensetzung der neuen Saison.» ZS-Präsident Cristiano Santoro bestätigt: «Unsere Junioren profitieren sogar insofern von der Situation, als dass sie mehr Eiszeit zur Verfügung haben.»
Spricht man über den ZS-Nachwuchs kommt häufig die Schliessung der Kunsteisbahn wegen Einsturzgefahr vor einigen Jahren zur Sprache: Sie trieb ambitionierte Spieler zu anderen Vereinen sowie weniger ambitionierte zu anderen Sportarten und sorgte so für Lücken in den entsprechenden Juniorenjahrgängen. «Diese Gefahr droht uns nun nicht», sagt Nachwuchschef Matthias Gesemann. Einerseits finde gar mehr Eistraining statt als normal und andererseits könnten Vereine in anderen Sportarten ebenfalls keine Meisterschaften anbieten, die Eishockey-Junioren abwerben könnten.
Eine Kultstellung behaupten
«Dennoch erwarten wir einen Mitgliederrückgang, wenn auch keinen sonderlich starken», sagt Gesemann. Schliesslich kämen jetzt schon einige im Kids-Hockey nicht mehr ins Training, weil die Eltern die Halle nicht betreten dürfen. «Das muss man akzeptieren. Die Kinder sind noch sehr klein. Es ist nicht jedes so weit, dass es das Training, bei dem die Eltern sonst dabei sind, alleine schafft», sagt Gesemann. «Und für die Trainer heisst es nun ohne Eltern halt: mehr Schlittschuhe binden und Ausrüstung anziehen helfen», ergänzt Santoro.
Der Anwiler ist in der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 mangels Präsenz-Generalversammlung per Online-Abstimmung zum Vereinspräsidenten gewählt worden – ausgerechnet in dem Jahr, in dem mit dem 2.-Liga-Team des EHC Laufen und dem 3.-Liga-Team des EHC Lausen zwei Teams in der schon spärlich besetzten Eishockeyregion Basel weggefallen sind. Im Einzugsgebiet der «Volksstimme» mit seinen gut 65 000 Einwohnern gibt es damit bei den Männern nur noch zwei Teams von ZS und eines von Lausen.
Wird Santoro in einer Zeit ZS-Präsident, in der das hiesige Eishockey untergeht? «Nein, es geht nicht unter, aber ja, wir sind keine Eishockeyregion», sagt der Hobby-Spieler. «Schaut man, wie viele Menschen zu den ZS-Spielen kommen, ist das Eishockey stark am Leben, aber es ist eine Herausforderung, diese Begeisterung aufrechtzuerhalten und die Kultstellung, die ZS mit seiner Geschichte hat, zu behaupten», sagt Santoro. «Dazu will ich beitragen, auch politisch.»
Finanziell geht Santoro, der beruflich die Zunzger Gemeindeverwaltung führt, davon aus, dass ZS mit einem blauen Auge davonkommen wird. Wegen des Trainingsausfalls bei den Aktiven und den abgebrochenen Meisterschaften aller Ligen müsse der Verein weniger Eis buchen, dafür nehme er an den Heimspielen auch nichts ein und nur der Nachwuchs konnte seinen Sponsoren-Anlass, den «Skateathon», durchführen. «Wir hoffen auf eine schwarze Null.» Wichtig sei, dass der Nachwuchs trainieren kann, denn so könne Trainer Louis Cron, der in einem 30-Prozent-Pensum angestellt ist, seiner Arbeit nachgehen und die Junioren erhielten etwas für ihren Jahresbeitrag. «Wäre das nicht möglich, wären die finanziellen Aussichten deutlich trüber.»