Samariter fusionieren – der Not gehorchend
19.02.2021 Bezirk Waldenburg, BubendorfDer «Samariterverein Fünflibertal» ist gegründet
Wegen immer weniger Mitgliedern schliessen sich die Samariter von Bubendorf, Reigoldswil und Ziefen zu einem einzigen Verein zusammen.
Elmar Gächter
Er ist in der Tat fast ein wenig dramatisch, der ...
Der «Samariterverein Fünflibertal» ist gegründet
Wegen immer weniger Mitgliedern schliessen sich die Samariter von Bubendorf, Reigoldswil und Ziefen zu einem einzigen Verein zusammen.
Elmar Gächter
Er ist in der Tat fast ein wenig dramatisch, der Mitgliederschwund beim Samariterverein Bubendorf. Waren es laut Vereinspräsident Stefan Tschudin in den besten Jahren über 100 Aktive, ist diese Zahl in der Zwischenzeit auf gerade noch rund ein Dutzend Personen zusammengeschrumpft. «Uns fehlt der notwendige Nachwuchs, um die aus Altersgründen austretenden Mitglieder zu ersetzen», hält Tschudin fest.
Diese Entwicklung ist nicht neu, weder im Samariterverein Bubendorf noch in jenen der Nachbargemeinden Ziefen und Reigoldswil. Um dennoch einen sinnvollen Übungsbetrieb aufrechtzuerhalten, arbeiten die drei Vereine schon seit ein paar Jahren eng zusammen. Da es auch laufend schwieriger wurde, Vorstandsfunktionen zu besetzen, haben sich die Vereine auf den 1. Januar dieses Jahres zum Samariterverein Fünflibertal zusammengeschlossen.
«Wir arbeiten schon längere Zeit auf eine Fusion hin», sagt Stefan Tschudin. Konkrete Verhandlungen zwischen den Vorständen seien jedoch erst aufgenommen worden, nachdem sich die Mitglieder der drei Vereine bei einer Umfrage praktisch einstimmig für einen solchen Schritt ausgesprochen hätten. Noch offen ist die Zustimmung zum entsprechenden Fusionsvertrag, die in dieser Pandemiezeit schriftlich bei den Mitgliedern eingeholt wird. Tschudin glaubt allerdings nicht, dass sich Widerstand regt. Der Vorstand des neuen Samaritervereins Fünflibertal setzt sich aus Mitgliedern aller drei Vereine zusammen mit Stefan Tschudin als Präsident.
Verstaubtes Image
«Leider haben wir die Zauberformel noch nicht gefunden, wie man jüngere Mitglieder für den Eintritt in den Samariterdienst begeistern könnte», stellt Tschudin nüchtern fest. Aus seiner Sicht liegt ein Teil des Problems im Image der Samaritervereine, das trotz der vorgenommenen Professionalisierung in Teilen der Bevölkerung noch als etwas altbacken wahrgenommen werde.
Auch stehe bei jungen Leuten die ehrenamtliche Tätigkeit nicht mehr so hoch im Kurs wie früher. Dabei, so Tschudin, gebe es kaum eine spannendere Tätigkeit als den Sanitätsdienst. Hoffnung setzt der Vereinspräsident vor allem in die medizinischen Laienhelferinnen und Laienhelfer, die sogenannten Firstresponder, die zum Einsatz kommen, wenn jemand einen Herzstillstand erleidet. «Diese Ausbildung steigert das Interesse an der Ersten Hilfe, eine der Kernaufgaben der Samaritervereine», ist Tschudin überzeugt. In diesem Zusammenhang hofft er auch, dass die Vereine künftig aufgrund der angebotenen Kurse in Erster Hilfe Mitglieder gewinnen können. Zudem wolle man vermehrt mit Feuerwehren zusammenarbeiten.
Die Pandemie ist auch bei den Samaritervereinen stark spürbar. Einerseits fehlen die Einsätze bei Sportoder Kulturveranstaltungen, andererseits konnten kaum mehr praktische Übungen stattfinden. «Auch die fachliche Weiterbildung leidet darunter, denn diese lässt sich nicht allein online durchführen», bedauert Tschudin. Und nicht zuletzt fehle den Mitgliedern die persönliche Zusammenarbeit auf Vereinsebene.
Fusion als Novum
Beatrice Wessner aus Ziefen ist seit 2007 Präsidentin des Samariterverbandes beider Basel. Auch sie stellt fest, dass der fehlende Nachwuchs ein grosses Thema in fast allen 28 Vereinen ist, die sich im Verband zusammengeschlossen haben. Die Vereine, gerade auch im Oberbaselbiet, arbeiteten sehr gut zusammen. Dennoch sei die Fusion im Fünflibertal bis jetzt ein eigentliches Novum in der Samariterlandschaft der Region. Die Bereitschaft zu Zusammenschlüssen müsse in den Köpfen zuerst wachsen, dies kenne man auch von Fusionen der Gemeinden her. «Aber wer weiss, wenn das Beispiel im Fünflibertal Schule macht, folgen andere nach», hält die Verbandspräsidentin fest, die selber aktives Mitglied in Bubendorf ist.
Auch auf Verbandsebene beschäftigt man sich mit der Frage, wie man dem fehlenden Nachwuchs begegnen könnte. Beatrice Wessner sieht viele Vorteile, die ein Mitmachen im Samariterwesen mit sich bringt. Man könne sich in Themen aus- und weiterbilden lassen, die einem auch bei der Stellensuche Vorteile verschaffe. Sie nennt das Beispiel der Kursleiterin, die zudem finanziell entschädigt werde. «Und gerade jetzt sind Mitglieder unserer Vereine in den Impfzentren gefragt», hält Wessner fest.
Die Zukunft des Samariterwesens sieht Beatrice Wessner optimistisch. «Samaritervereine wird es weiterhin geben, denn Erste Hilfe ist etwas, das sonst niemand macht. Zudem bieten wir unsere Dienste so preisgünstig an, wie sie nicht annähernd von einem professionellen Anbieter geleistet werden können.» Dabei setzen die Samaritervereine auch weiterhin auf die ehrenamtliche Tätigkeit. Die Ausbildung als Samariterin oder Samariter ist ab 18 Jahren und für alle Berufsgattungen möglich.
Zu den Personen
emg. Beatrice Wessner ist seit 2007 Präsidentin des Samariterverbandes beider Basel. Sie wohnt in Ziefen, ist Mitglied eines örtlichen Samaritervereins und arbeitet seit vielen Jahren im medizinischen Bereich.
Sie ist gelernte Laborantin und hat sich zur Fachfrau für neurophysiologische Diagnostik weitergebildet. Sie ist als stellvertretende Teamleiterin im Unispital Basel tätig.
Der Präsident des neuen Samaritervereins Fünflibertal, Stefan Tschudin, ist 33-jährig, trat 2015 als aktives Mitglied in den Samariterverein Bubendorf ein, wo er seit 2016 im Vorstand war und den Verein bis Ende 2020 leitete.
Er ist diplomierter Treuhandexperte und arbeitet als Treuhänder und Revisor bei einer grösseren Treuhandgesellschaft in der Region.