«Kinder wähnen sich in falscher Sicherheit»
08.01.2021 Bezirk Sissach, Maisprach, Verkehr, GemeindenTempo 30 kommt an die Urne
Wie in Gelterkinden soll über Tempo 30 auch in Maisprach an der Urne abgestimmt werden. Und ähnlich wie in Gelterkinden findet auch das Maispracher Initiativkomitee, dass die Gemeindestrassen bereits sicher genug sind.
Christian ...
Tempo 30 kommt an die Urne
Wie in Gelterkinden soll über Tempo 30 auch in Maisprach an der Urne abgestimmt werden. Und ähnlich wie in Gelterkinden findet auch das Maispracher Initiativkomitee, dass die Gemeindestrassen bereits sicher genug sind.
Christian Horisberger
Sie ist 19 Jahre alt, er 22. Gemeinsam haben die Geschwister Fabienne und Joel Brühwiler Unterschriften gegen die Einführung von Tempo 30 auf Maisprachs Gemeindestrassen gesammelt. Genügend, dass darüber an der Urne abgestimmt werden muss. 70 Unterschriften waren für das Zustandekommen des Referendums erforderlich, die Brühwilers schafften deren 80.
Die Argumentation der Maispracher ähnelt jener des Komitees, das in Gelterkinden gegen eine Tempobeschränkung kämpft: Es werde in den Wohnquartieren bereits mit angemessener Geschwindigkeit gefahren: Messungen hätten ein Durchschnittstempo von etwa 35 Stundenkilometern ergeben, sagt Fabiene Brühwiler auf Anfrage, «und hätte man anderswo gemessen, wäre der Wert noch tiefer zu liegen gekommen». «Die Verkehrssicherheit ist damit gewährleistet.» Ausnahmen gebe es immer, aber die liessen sich auch von einem 30er-Schild nicht bremsen.
Flächendeckend Tempo 30 sei unnötig, wenn nicht sogar kontraproduktiv, behauptet die 19-Jährige, die das Autobillett bereits in der Tasche hat. Sie befürchtet, dass sich spielende Kinder bei Tempo 30 generell in falscher Sicherheit wähnten und auf Elementen zur Verkehrsberuhigung, wie etwa Pollern, herumturnen würden. Dies zeige sich auf dem Dorfplatz, wo bereits ein solcher Poller steht, sagt Brühwiler. Dies sei der Verkehrssicherheit ganz bestimmt nicht zuträglich.
Tempo 50 auf «heikelster» Strasse
Besonders stossend findet die in Maisprach aufgewachsene Frau, dass die Gemeinde ausgerechnet auf der aus ihrer Sicht «heikelsten» Strasse Tempo 30 wohl nicht einführen dürfte. Denn bei der relativ schmalen Möhlinstrasse, die durch den historischen Dorfteil führt, handelt es sich um eine Kantonsstrasse. Und der Kanton sei mit der Einführung von Tempo 30 auf seinen Strassen äusserst zurückhaltend. «Sollten wir mit dem Referendum scheitern, gälte in den Quartieren somit Tempo 30 und auf der gefährlichsten Strasse im Dorf Tempo 50.»
Die Gegner von Tempo 30 gingen an der sehr gut besuchten Gemeindeversammlung vom 27. November mit 14 zu 38 Stimmen unter. Dennoch machten sich die Brühwilers mit den Unterschriftenbögen ans Klinkenputzen. Es sei knapp geworden, doch vor Ablauf der Referendumsfrist hatten sie die nötigen Unterschriften zusammen. Die Gemeinde hat das Zustandekommen des Referendums bereits bestätigt. Den Abstimmungstermin werde der Gemeinderat noch festlegen.
Um an der Urne eine Chance zu haben, hofft Fabienne Brühwiler auf eine hohe Stimmbeteiligung. Dennoch würden sie und ihr Bruder für die Abstimmung nicht gross Werbung machen, sondern sich auf Mund-zu-Mund-Propaganda beschränken.
Noch nicht ganz in trockenen Tüchern ist das Referendum in Gelterkinden. Gemäss Pascal Catin, Präsident des Initiativkomitees, liegen rund 800 Unterschriften zur Prüfung bei der Gemeindeverwaltung. Es sei somit so gut wie sicher, dass die erforderliche Anzahl (429) vorhanden ist, sagt er.