«Die Blautanne wird wieder beliebter»
18.12.2020 Baselbiet, Porträt, Bezirk SissachAnouk Jordi
Herr Hugi, welche Tannen sind im Oberbaselbiet als Weihnachtsbäume am beliebtesten?
Beat Hugi: Auf dem Hardhof bieten wir Rottannen, Nordmanntannen, Blautannen und Weisstannen an. Die Blau- und Weisstannen sind dabei weniger beliebt als ...
Anouk Jordi
Herr Hugi, welche Tannen sind im Oberbaselbiet als Weihnachtsbäume am beliebtesten?
Beat Hugi: Auf dem Hardhof bieten wir Rottannen, Nordmanntannen, Blautannen und Weisstannen an. Die Blau- und Weisstannen sind dabei weniger beliebt als die anderen. Die Nordmanntannen finden sich an Weihnachten aber in den meisten Haushalten. Ausserdem können die Kunden bei uns ihren Weihnachtsbaum auch selbst fällen oder einen vormerken. Oft schreiben sie bereits vor Dezember auf dem Feld einen Baum an. Den bereiten wir dann auf die letzte Woche vor Weihnachten vor. Das Material dazu ist schon ab Mitte Oktober bereit. Viele nutzen dann gleich das schöne Wetter, um aufs Feld zu gehen. So müssen sie im Dezember nicht mehr raus auf das Feld.
Was passiert mit Bäumen, die nicht gefällt werden können?
Das kommt immer wieder vor. Entweder wir brauchten nicht alle oder sie waren in der idealen Grösse nicht ganz schön. Diese liessen wir dann gross werden. Unterdessen haben wir viele dieser grossen Tannen. Diese Adventsbäume verkaufen wir häufig an Kirchen oder an einem Weihnachtsmarkt in einem Dorf.
Wie lange führen Sie den Betrieb schon und was hat sich seit Beginn verändert?
Mein Schwiegervater hat damit vor mehr als 30 Jahren angefangen und verkaufte immer nur eigene Bäume. Wir haben auch nachher immer nur angeboten, was hier gewachsen ist. Schon damals verkaufte mein Schwiegervater auch Bäume an Forstbetriebe. Das ist gleich geblieben. Früher hat mein Schwiegervater nie einen Baum gefällt, den niemand ausgewählt hat. Damals sind alle mit aufs Feld gegangen. Das ist jetzt aber auch schon 15 Jahre her. Seitdem haben wir auch fertige Bäume auf dem Platz. Kunden, die keinen auf dem Feld gekennzeichnet haben, suchen sich nun mehrheitlich davon einen aus. Der Verkauf auf dem Platz ist nicht ganz traditionell. Wir haben aber schon von Kunden über Umwege gehört, dass sie «dort oben keinen holen, denn da müssen sie raus in den Dreck». Daher ist mittlerweile auch unser Angebot auf dem Platz sehr gut und zum Normalverkauf geworden. Wer heute noch aufs Feld rausgeht, fällt seinen Baum in der Regel auch gleich selbst.
Haben Sie den Sonntagsverkauf am vergangenen Wochenende durchgeführt?
Ab dieser Woche hätten wir jeden Tag offen und am vergangenen Sonntag wäre der Sonntagsverkauf gewesen. Damit wollten wir die Verkaufstage erweitern, um die Besucherzahlen an den anderen Tagen geringer halten zu können. Es war aber nicht ganz sicher, ob wir das dürfen. Bei den Weisungen des Bundes stand unter Ausnahmen «Märkte im Freien». Es gab Produzenten im Unterbaselbiet, die das wie ich so interpretiert haben, dass sie offen haben dürfen. Das haben sie auch gemacht. Wir im Oberbaselbiet haben uns geeinigt, dass wir es nicht tun. Gewisse Betriebe im Unterbaselbiet wurden dann von der Polizei geschlossen. Dort seien aber auch zu viele Leute anwesend gewesen.
Und am kommenden Sonntag?
Dieser Sonntagsverkauf ist unterdessen definitiv abgesagt worden. Das ist schade, weil viele Familien sich an diesem Tag Zeit nehmen für einen Ausflug auf das Feld. Da aber dann auch das «Kaffistübli» nicht geöffnet sein wird, werden die Besucher vielleicht weniger lange bleiben. Das verringert die Gefahr, dass es zu viele werden könnten.
Seit einigen Jahren gibt es den Trend, Bäume im Topf zu mieten und diese dann wieder zurückzugeben, statt sie wegzuwerfen. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Gemietete Bäume waren immer wieder ein Thema, konnten sich aber nie über längere Zeit durchsetzen. Ich habe nie selbst Bäume vermietet, habe sie aber schon gesehen. Dabei habe ich noch nie einen Baum im Topf gesehen, der einmal in einem Wohnzimmer war und nachher einen guten Zuwachs hatte. Die kümmern alle so ein bisschen vor sich hin und entwickeln sich eher in einen Bonsai als in einen schönen Weihnachtsbaum.
Welche anderen Trends sind in den vergangenen Jahren aufgekommen?
Manche Leute haben die Blautanne wiederentdeckt und sie wird wieder beliebter. Die ist etwas verschwunden, weil ihre Nadeln stechen. Mittlerweile ist sie aber wieder etwas beliebter wegen Haustieren, vor allem Katzen, oder kleinen Kindern, welche die Schokolade ab dem Baum stehlen. Eine pieksende Tanne wird von Katzen und Kindern gemieden.
Was ist Ihnen in diesem Jahr besonders aufgefallen?
Allgemein kam der Trend auf, dass der Baum früher gekauft wird, weil viele an Weihnachten schon verreist sind und daher ihren Baum nicht erst dann wollten. Jetzt, wo die Leute nicht verreisen, wollen sie ihren Weihnachtsbaum trotzdem früher, um länger etwas davon zu haben. Ausserdem wollen in diesem Jahr viele einen grösseren Baum, da sie mehr Platz haben, wenn sie weniger Gäste erwarten. Wir haben eher mehr Anfragen als sonst. Vielleicht weil man jetzt die Zeit hat, sich um den Baum zu kümmern oder sich nach etwas Normalität sehnt. Der Baum an Weihnachten ist wie ein kleines Licht am Horizont.
Zur Person
ajo. Beat Hugi ist 48 Jahre alt und Bauer in Eptingen. Im Jahr 2011 übernahm seine Frau Anita Hugi-Schneider die Weihnachtsbaumkultur in Zunzgen von ihrem Vater. Er hatte diese vorher etwa 20 Jahre geführt. Seither führt die Familie Hugi die Weihnachtsbaumkultur Hardhof in Zunzgen. Dort verkaufen sie Deckäste, Dekorationsäste, Weihnachtsbäume für den Privatgebrauch und grosse Adventsbäume.