Dynamische Beats für Rapper Bligg
17.12.2020 Bezirk Sissach, Kultur, SissachSandro Meier hat bei einer Gold-CD mitgewirkt
Zu jedem modernen Hit-Album gehören satte Beats. Das weiss auch der Schweizer Sänger Bligg. Um sich sein neustes Album chartsgerecht zurechtzuzimmern, hat er unter anderem auf die Kooperation mit dem Sissacher Produzenten Sandro Meier ...
Sandro Meier hat bei einer Gold-CD mitgewirkt
Zu jedem modernen Hit-Album gehören satte Beats. Das weiss auch der Schweizer Sänger Bligg. Um sich sein neustes Album chartsgerecht zurechtzuzimmern, hat er unter anderem auf die Kooperation mit dem Sissacher Produzenten Sandro Meier gesetzt.
Lukas Müller
Tüfteln, tüfteln und nochmals tüfteln, als Eigenbrötler im stillen Kämmerlein. Das ist das Ding von Sandro Meier. Der gebürtige Sissacher hat die Musik schon im eigenen Elternhaus in sich aufgesogen. Sein Vater war Musikliebhaber – Jimi Hendrix und Bands aus den Sixties und Seventies hatten es ihm angetan. So kam Meier früh mit diesen Sounds in Kontakt – auch an Konzerten: «Ein Konzert von Joe Cocker in Basel war mein Nonplusultra-Highlight», schwärmt er.
Doch ab 1998 war er dann plötzlich mit Hip-Hop am Start. Bei einem Kollegen aus Sissach hat er erstmals diesen Sound gehört. Es war ein Album der Baselbieter Band Tafs. «Achti Bahnhof», lautete der Titel. Dieser harte, agglomässige Sound wirkte wie eine Offenbarung auf Meier. «Der Bruder meines Kollegen hat dazu gerappt. Freestyle. Ab diesem Zeitpunkt war mein Weg vorgezeichnet», sagt er.
Meier tauchte tief in die Hip-Hop-Welt ein. Der Reihe nach lernte er Kollegen kennen – in Zürich und in Basel. Er war an den meisten Fronten dabei, nicht nur beim Sound, sondern auch in der Domäne Graffiti. «Ich habe selber Bilder gesprayt im Keller. Die Graffiti habe ich meistens zu Papier gebracht, aber ich war auch zwei-, dreimal draussen unterwegs. Und dann bin ich einmal auch erwischt worden.» Genauer kommentieren mag er das nicht.
Bei seiner Arbeit geht Sandro Meier nach dem bewährten Old-School-Prinzip vor. Er samplet Beats, minimalste Töne aus alten Liedern verarbeitet er zu kleinen Klang-Collagen. Seine Vorlagen kommen praktisch durchweg ab Vinyl-Schallplatten. Ab 2002 rappte er selbst im Keller bei einem Kollegen, kaufte sich die erste Software und «schraubte bereits die ersten Beats», wie er es selbst formuliert. Nach vierjährigem Suchen lancierte er mit Mirco Melone aus Rümlingen («Amici del Rap») eine offizielle CD, die regional auf grosse Beachtung stiess.
Der Auftrag von Bligg
In den Jahren 2012 und 2013 unternahm er einen mehrmonatigen Ausflug nach Basel. Bei Jake von «PW Records» im Studio auf dem Dreispitz-Areal sammelte er wertvolle Erfahrungen. In der Folge richtete er sich mit seinem ersten Studio-Equipment in seinem Elternhaus ein und übernahm mit der Zeit zahlreiche weitere Geräte, die ihm für seine Arbeit dienlich sind. Zu den wichtigsten Elementen in seinem Sound-Labor zählen ein mit farbigen Tasten garnierter Computer und ein polyvalentes Keyboard. Damit kann Meier sämtliche Instrumente einspielen.
Ein noch unbekannter Produzent muss hoffen, dass ihm eines Tages das Glück lacht. Lange Jahre werkelte Meier in seinen eigenen vier Wänden im Stillen vor sich hin. «Ich bin stellenweise sehr unter dem Radar geflogen», gibt er zu Protokoll. Aber dann stach ihn doch der Hafer. Via Social Media knüpfte er Kontakt zu Sam B.
Sam B. ist Hip-Hop-DJ und der Bruder von Marco Bliggensdorfer, alias Bligg. Und Bligg wiederum, der Sänger aus Schwamendingen bei Zürich, ist unterdessen bei Jung und Alt in Helvetien ein Begriff. Bligg und seiner Crew schwebte die Produktion eines Albums vor, das als Hit voll reinhauen sollte. Eins der Lieder, es heisst «94 BPM» (BPM heisst Beats per minute, das ist die Anzahl Beats pro Minute) war auf Hip-Hop getrimmt. Dafür sollte Sandro Meier nun die Beats liefern. Viele Beats. Sandro ging mit Feuereifer ans Werk und stellte einen umfangreichen Pool zur Verfügung.
Unwiderstehlicher Beat
Vier lange Monate dauerte das Auswahlverfahren. Bligg, Sam B. und ihre Gefährten nahmen sich Zeit. Viel Zeit. Aber am Ende hatten sie aus Sandros Auswahlsendung einen genialen Beat lokalisiert, der den Rap der Herren Bligg, Didi, Tibner, Jamal, Shai und Co. perfekt untermalt. Dynamisch, leicht schleppend und doch unwiderstehlich powert sich dieser Beat vorwärts und veredelt das ganze Lied. Wobei das Ganze im Refrain noch eine Spur intensiver wird. Nach kurzer Zeit erlangte das neue Bligg-Album «Okey Dokey» Gold-Status, das heisst, es gingen 10 000 Exemplare davon über die Ladentische.
Jetzt hofft Sandro Meier mit der ihm eigenen Ruhe auf weitere Aufträge. Die Boys aus der Agglomeration von Zürich kennt er bereits. Die werden ihn mit Sicherheit wieder einmal kontaktieren. In der Zwischenzeit arbeitet der Sissacher Hit-Produzent, der momentan auch am Album seiner Freundin Ira May mitarbeitet, weiterhin in einem Unternehmen im Bereich Buchhaltung. Aber wenn sich die Gelegenheit ergibt, wird er sich wieder zeigen. «In diesem Business geht es darum, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Leute zu treffen», bekräftigt Meier.