«Klanglichter» trotzen dem Virus
01.12.2020 Baselbiet, SissachThomas Lüthi
Zuerst musste die Violinistin Yuki Kasai aufgrund der Coronavirus-Pandemie absagen; dann der Cellist David Pia. Es schien, als ob das «Klanglichter»-Konzert vom 28. November in der Oberen Fabrik Sissach abgesagt werden musste. Denn vom dreiköpfigen Ensemble ...
Thomas Lüthi
Zuerst musste die Violinistin Yuki Kasai aufgrund der Coronavirus-Pandemie absagen; dann der Cellist David Pia. Es schien, als ob das «Klanglichter»-Konzert vom 28. November in der Oberen Fabrik Sissach abgesagt werden musste. Denn vom dreiköpfigen Ensemble blieb allein die Pianistin Paola De Piante Vicin übrig.
Die «Klanglichter»-Intendantin gab jedoch nicht auf. Sie suchte und fand mit dem russischen Cellisten Lev Sivkov einen Partner, mit dem sie das ursprünglich vorgesehene Programm ändern und neu einstudieren konnte. Lev Sivkov ist Solocellist am Opernhaus Zürich und Träger von mehreren 1. Preisen internationaler Cello-Wettbewerbe.
Corona-Schutz strikt eingehalten
«Die Pandemie hat uns viele Probleme beschert», sagte Paola De Piante Vicin. Sie freue sich darum sehr, dass es doch noch geklappt habe und «wir die Werte der Kunst trotz Corona erleben dürfen». Maximal 50 Gäste durften aufgrund der Pandemie-Schutzmassnahmen das Konzert besuchen. Die Nachfrage war jedoch so gross, dass es neben der Abend- zusätzlich eine Nachmittagsvorstellung gab. Schutzmaske war Pflicht. Zudem sorgte Lokalbetreiber Martin Zihlmann dafür, dass die Besucherinnen und Besucher den vorgschriebenen Schutzabstand einhielten.
Jean Sibelius (1865–1957) hätte das Engagement der «Klanglichter»-Chefin gefreut: Mehrere Konzerte mit Werken des finnischen Komponisten sind in verschiedenen Konzerthäusern in Europa aufgrund von Corona schon abgesagt worden. In der Oberen Fabrik dominierte seine Musik das Programm. Sibelius war fasziniert von Sprache, Geschichte und Landschaft seiner finnischen Heimat und schaffte dadurch einen eigenen Kunststil in seinen Musikwerken. Er gehört zu den wenigen finnischen Komponisten, die es zu Weltruhm gebracht haben.
Ein Höhepunkt des Konzerts waren die «Vier Stücke op. 78» von Sibelius; mondäne, dann wieder fröhliche und andächtige Musik, die an die langen Winternächte im Norden gemahnten und von den Künstlern leidenschaftlich-virtuos vorgetragen wurden.
Beeinflusst wurde Sibelius von Antonín Dvorák (1841–1904), den er im Jahr 1901 in Prag getroffen hatte. Dessen Komposition «Waldesruhe» ist lyrisch-melancholische Musik vom Feinsten, die von Paola De Piante Vicin und Lev Sivkov in vollendeter Harmonie gespielt wurde.
Eine mystische Welt
Ganz anders das Stück «Fratres» des 1935 geborenen Komponisten Arvo Pärt aus Estland. Diese eigenwillige Musik besticht durch ihre bisweilen tiefen, hart angeschlagenen Klavierakkorde und ein rebellisches Cello und entführte das Publikum in die mystische Welt des tiefreligiösen Komponisten.
Kraftvolle, teils sehr melodiöse, teils sehr schnelle und dann wieder andächtige Musik spielten die Künstler mit der Sonate für Violoncello und Klavier d-Moll, op. 40, des russischen Komponisten Dmitri Schostakowitsch (1906–1975).
Die «Klanglichter»-Intendantin zeigte sich nach dem Konzert sehr berührt: «Es ist unglaublich», sagte Paola De Piante Vicin, «wie viele Menschen uns gedankt haben, dass wir trotz Corona weitermachen.» Das nächste «Klanglichter»-Konzert in der Oberen Fabrik steht am 16. Januar kommenden Jahres auf dem Programm.