«Die persönlichen Angriffe waren zu viel»
01.12.2020 Baselbiet, Rothenfluh, PolitikOtto Graf
Herr Schaub, warum treten Sie als Gemeindepräsident zurück, nachdem die neue Amtsperiode ja erst vor fünf Monaten begonnen hat?
Paul Schaub: Mehrere persönliche Angriffe haben mich zu diesem Schritt bewogen. Ich hatte zwei volle ...
Otto Graf
Herr Schaub, warum treten Sie als Gemeindepräsident zurück, nachdem die neue Amtsperiode ja erst vor fünf Monaten begonnen hat?
Paul Schaub: Mehrere persönliche Angriffe haben mich zu diesem Schritt bewogen. Ich hatte zwei volle Amtsperioden, also über acht Jahre das Präsidium geführt. Zudem werde ich erst am Ende des ersten Amtsjahres vom Gemeindepräsidium zurücktreten. Ich hatte ursprünglich vor, maximal noch die angefangene Amtsperiode zu Ende zu machen.
Ist der Rücktritt ein spontaner Entscheid oder ist es das Ergebnis eines längeren Prozesses?
Den Entscheid des Rücktritts habe ich spontan nach Gesprächen zusammen mit meiner Frau
Claudia gefasst.
Können Sie konkret den Grund oder die Gründe nennen, die das Fass zum Überlaufen gebracht haben?
Dazu möchte ich keine Stellung nehmen.
Was waren Ihre Überlegungen, den Rücktritt sieben Monate im Voraus anzukündigen?
Ich möchte meine Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderats nicht im Stich lassen. Damit bleibt genügend Zeit, eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger zu finden.
Was hat Sie seinerzeit bewogen, sich als Gemeindepräsident zur Verfügung zu stellen?
Keiner der damaligen Kollegen wollte das Amt übernehmen. Nach reiflicher Überlegung entschied ich mich für die anspruchsvolle Aufgabe.
Inwiefern sind Ihre Erwartungen erfüllt worden?
Ich habe viele interessante Gespräche und schöne Stunden mit vielen Einwohnerinnen und Einwohnern erleben dürfen.
Wie haben Sie den Rückhalt in der Bevölkerung gespürt?
Leider spürt man das in Rothenfluh eher wenig.
Inwiefern gab es Enttäuschungen?
Auch hierzu möchte ich nicht Stellung nehmen.
Wie stufen Sie das Verhältnis innerhalb des Gemeinderats ein?
Wir hatten und haben auch heute noch ein ausgezeichnetes, kameradschaftliches Verhältnis.
Welches waren die Highlights in Ihrer Funktion als Präsident?
Der Bau des Waldpfades, die jährlichen Waldbegehungen, die Zusammenarbeit mit dem Gemeindepersonal, der Wiederaufbau der Mühlistetthütte, das Organisieren der Banntage, die Gründung der Wohngenossenschaft Dübach und die Gründung des Zweckverbands Forstrevier Ergolzquelle.
Welche Ziele hätten Sie gerne noch erreicht?
Darüber habe ich mir keine konkreten Gedanken gemacht.
Strassensanierung kommt günstiger
og. Paul Schaub hat genug. Am Schluss der Budget- «Gmäini» gab der Gemeindepräsident bekannt, sein Amt auf den 30. Juni 2021 niederzulegen. Zuvor hiessen die rund 40 Stimmberechtigten alle gemeinderätlichen Anträge mit grossem Mehr gut. Dabei stellte sich heraus, dass das Sanierungsprojekt der Strassen im Gebiet Grendel/Griessgässli nicht, wie angenommen, 667 000 Franken, sondern «nur» 550 000 Franken kosten dürfte. Gemeinderat Patrick Vögtlin begründete dies mit den inzwischen eingegangenen Unternehmerofferten. Ausserdem hiess die Versammlung eine Mutation zum Zonenplan Landschaft gut und verabschiedete das Budget mit einem Mehraufwand von 194 400 Franken.
Zur Person
og. Paul Schaub, Jahrgang 1949, Bürger von Rothenfluh, wurde am 1. Juli 2012 in den Gemeinderat gewählt und amtet seither als Gemeindepräsident. Der gelernte Feinmechaniker war 25 Jahre als Lehrer auf verschiedenen Stufen tätig. Danach arbeitete er zwölf Jahre beim Amt für Militär und Bevölkerungsschutz als Leiter des Katastrophenschutzes und war somit auch Mitglied des Kantonalen Krisenstabs. Er ist ausserdem Präsident und Waldchef der Bürgergemeinde Rothenfluh, Vorstandsmitglied Zweckverband Forstrevier Dübach, Mitglied der Talweiherkommission, Präsident der Wohngenossenschaft Dübach (bis März 2021), Mitglied der Steuerungsgruppe Tagsatzung Verband Basellandschaftlicher Gemeinden, Mitglied der Finanzkommission Jugendmusikschule Gelterkinden. Alle diese Ämter und Funktionen enden spätestens am 30. Juni 2021. Zudem ist er Aktivmitglied im Weinbauverein Suttenberg in Liestal sowie Vizepräsident, Legatkassier und Kassier Alte Garde Schützengesellschaft Liestal.