Mit Siebdruck und Stickerei zur Kunst
19.11.2020 Baselbiet, GelterkindenSander van Riemsdijk
Vermutet wird, dass die Geschichte der Drucktechnik irgendwann in der Vorzeit begann, als ein Mensch seine schmutzige Handfläche auf einen Felsen gedrückt und dies zu Kunst erklärt hat. Im Verlauf der Zeit hat sich diese Technik zu einem ...
Sander van Riemsdijk
Vermutet wird, dass die Geschichte der Drucktechnik irgendwann in der Vorzeit begann, als ein Mensch seine schmutzige Handfläche auf einen Felsen gedrückt und dies zu Kunst erklärt hat. Im Verlauf der Zeit hat sich diese Technik zu einem künstlerischen Ausdrucksmittel entwickelt. Oft wird auf Karton, Papier oder Leinwand gedruckt. Dieser grafische Siebdruck, auch Serigrafie genannt, ist durch Künstler wie den Amerikaner Andy Warhol bekannt geworden. Heute dominiert der Siebdruck in erster Linie im Textildruck.
Techniken verschmelzen
Die Künstlerin Prisca Fiechter geht einen Schritt weiter, indem sie nicht nur ihre Motive im üblichen Siebdruckverfahren auf Leinenstoffe druckt, sondern diese partiell von Hand mit Leinengarn bestickt. In ihrer aktuellen Bilderserie «Déja-vu» treffen die Handtechniken Sticken und Nähen mit dem Siebdruck zusammen. Entstanden ist eine Bilderserie zu den Themen Coiffeur, Strand, Bibliothek und Littering, die mit den Komplementärfarben in einem eigenwilligen Kontrast zueinander stehen und so die verschiedenen Techniken zu einem einzigartigen Kunstwerk verschmelzen lassen. «Es entsteht auf der Suche nach Ausgewogenheit ein spannendes Spiel zwischen der Vielfalt der Farben und den Strukturen», erläutert Prisca Fiechter.
Es ist diese Einzigartigkeit und ihre Freude und Begeisterung an schönen verschiedenen Naturmaterialien, die Fiechter vor 25 Jahren motivierten, als Ausgleich zu ihrem Beruf ein eigenes Textilatelier zu gründen. Prisca Fiechter strebt in ihrer Kunst perfektionistische Ziele an. Das Endprodukt ihres kreativen Schaffens muss makellos vollendet und stabil sein. Sie will in ihren Werken, die allesamt Unikate sind, den Menschen ihre Begeisterung für das Material und für die besonderen Techniken förmlich spüren lassen. «Vor jedem Prozess steht bei mir dann auch der Wunsch, eine Idee zu entwickeln, die mir die Möglichkeit bietet, etwas Einzigartiges, Schönes hervorzubringen.»
Ausgleich zum Beruf
Vor Beginn der Arbeit muss sie sich entscheiden, welche Materialien und Techniken sie verwenden möchte, die dann als Grundlage für das künftige Kunstwerk dienen sollen. Die Inspirationen für ihre Bilderserie mit dem Verlangen nach etwas Einmaligem sind im Gedankenprozess stetig gewachsen. Sie holte die Motive für ihre Bildserie «Déja-vu» aus Begegnungen im täglichen Leben und ihrer besonderen Affinität zur westfranzösischen Region Bretagne.
Mit ihrem beruflichen Hintergrund als gelernte Innendekorationsnäherin und ihrem Wissen aus dem Handarbeitsseminar hat sie ein Fundament geschaffen für ihr Kernthema, ihre Vorliebe zu Textilien in ihren Kunstwerken. Es ist nicht nur ihr Streben nach der Schaffung eines Kunstwerks, das in seiner Einmaligkeit nicht ohne Aufmerksamkeit bleiben darf, sondern sie sieht das Sticken als altehrwürdiges Handwerk ergänzend zum Siebdruck auch als wichtigen Ausgleich zur ihrer anspruchsvollen beruflichen Tätigkeit: «Sticken gibt mir, indem beide Hände involviert sind, eine innere Ruhe und Zufriedenheit.»
Momentan sind einige ihrer Werke im Schaufenster des Goldschmieds Thomas Ruepp an der Hauptstrasse in Sissach bis zum 25. November zu bewundern und zu erwerben.
Zur Person
svr. Prisca Fiechter ist 52 Jahre alt und hat unter anderem eine Grundausbildung als Innendekorationsnäherin. Sie arbeitet seit 20 Jahren als Sozialpädagogin HFS im Werkstattbereich von sozialen Institutionen. Ihr nicht öffentliches Textilatelier befindet sich in Gelterkinden (prisca.fiechter@bluewin.ch).