Die Tische bleiben oft leer
17.11.2020 Baselbiet, GastronomieDas Mittagsgeschäft in Restaurants leidet unter Corona
Die Gastronomie zählt zu den Branchen, die finanziell am stärksten von Corona betroffen sind. Insbesondere die Umsätze aus der Mittagsverpflegung in den Restaurants sind an vielen Orten eingebrochen.
Sander van ...
Das Mittagsgeschäft in Restaurants leidet unter Corona
Die Gastronomie zählt zu den Branchen, die finanziell am stärksten von Corona betroffen sind. Insbesondere die Umsätze aus der Mittagsverpflegung in den Restaurants sind an vielen Orten eingebrochen.
Sander van Riemsdijk
Es gibt sie zwar noch, die Menschen, die zum Mittagessen ins Restaurant gehen. Aber es sind deutlich weniger als vor und nach dem Lockdown im Frühling. «Schauen Sie sich mal um», sagt Angelo di Venere vom Restaurant Rössli in Gelterkinden zur Mittagszeit, «es ist fast kein Gast im Lokal.» Werden im Normalfall durchschnittlich 60 bis 70 Mahlzeiten serviert, sind es jetzt nur noch 20 bis 25.
Viele Firmen und Unternehmen schicken ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder ins Homeoffice. Diese fehlen den Beizern dann am Mittag. «Und die Menschen, die noch auswärts arbeiten, sind verunsichert und meiden das Restaurant», erläutert di Venere.
Auch Daniel Schaub vom Gasthof Hard in Zunzgen verzeichnet einen Gästerückgang beim Mittagsgeschäft. Damit der Einnahmenverlust im erträglichen Rahmen bleibt, bietet er einen Take-away-Service an. Er kann dadurch dem Homeoffice-Gebot sogar noch etwas Positives abgewinnen: «Statt über den Mittag in der Stadt essen zu gehen, bleiben die Menschen nun zu Hause und lassen sich das Mittagessen bringen.»
Durchhalteparolen
Viele Wirtinnen und Wirte plagen unterdessen wegen der fehlenden Gäste zur Mittagszeit Existenzängste. Ans Aufgeben wird trotzdem nicht gedacht, wie Wirtin Ucur Zübeyde vom Restaurant Ochsen in Itingen versichert: «Ich führe das Restaurant mit meiner Familie schon seit 37 Jahren. Ich kann doch nicht einfach Schluss machen.» Sie sieht in der Maskenpflicht den Hauptgrund für den Gästerückgang. Ganz auf das Mittagsgeschäft verzichten will und kann sie nicht. «Sonst habe ich gar keine Einnahmen.» Auch di Venere denkt nicht ans Aufgeben. Allerdings hielte er es aus wirtschaftlicher Sicht für sinnvoller, wenn das Restaurant im Sinn eines Lockdowns mit Kurzarbeit für zwei Monate geschlossen bliebe.
Giray Kaplan vom Restaurant Sternen in Sissach stellt zwar auch einen Rückgang bei den Mittagessen fest. Er sei aber «in erträglichem Mass»: «Ich habe eine grosse langjährige Stammkundschaft von hauptsächlich Pensionierten und weniger von Geschäftsleuten.» Zudem habe er sich mit einem Aussenstand im Sinne eines Take-aways während des Lockdowns und mit dem guten Sommergeschäft ein kleines finanzielles Polster aufbauen können.
Sowohl Zübeyde als auch di Venere haben bei der ersten Welle auf ein Take-away-Angebot verzichtet, konnten aber wie Kaplan und Schaub im Sommer sehr gut arbeiten. Die Wirte sind sich einig: Die Gäste möchten keine engen Gaststuben. Wer Plätze im Freien anbieten kann, ist in Corona-Zeiten im Vorteil. Dort scheinen sich die Gäste vor dem Virus sicherer zu fühlen. Nur zieht dieser infrastrukturelle Vorteil in der kalten Jahreszeit nicht mehr.
Die Sperrstunde um 23 Uhr kommt bei den befragten Gastronomen unterschiedlich gut an. Di Venere ist froh, dass sie nicht noch früher angesetzt worden ist, «sonst könnte ich gleich schliessen». Während Zübeyde und Kaplan überhaupt kein Verständnis für diese zeitliche Einschränkung haben, findet Schaub diese akzeptabel. «Ob ich um 23 Uhr oder wie gewohnt um 24 Uhr schliesse, spielt keine wesentliche Rolle.» Einig sind sich die Gastronomen, dass sie auf ein baldiges Ende der Krise hoffen.