Das Marabu wird sein Cachet behalten
13.11.2020 Bezirk Sissach, Gelterkinden, KulturDer Umbau ist in Planung – der Baustart erfolgt im Sommer
Während die zweite Welle der Corona-Pandemie den Kulturbetrieb im Marabu fast vollständig lahmgelegt hat, wird im Hintergrund die Vision Marabu 2020 eifrig vorangetrieben. Der Umbau des Kulturraums ist in den Grundzügen geplant, ...
Der Umbau ist in Planung – der Baustart erfolgt im Sommer
Während die zweite Welle der Corona-Pandemie den Kulturbetrieb im Marabu fast vollständig lahmgelegt hat, wird im Hintergrund die Vision Marabu 2020 eifrig vorangetrieben. Der Umbau des Kulturraums ist in den Grundzügen geplant, für die Geldbeschaffung braucht es weitere Efforts.
Christian Horisberger
Hans Buser öffnet die Tür, die seitlich vom Bühnenbereich im Marabu-Kinosaal ins Freie abgeht. Linkerhand befindet sich ein kleiner, weisser Container: «Die Künstlergarderobe heute», erklärt der erste Präsident der am 23. September gegründeten Stiftung Marabu – Kulturzentrum für das Oberbaselbiet, während er die Türe aufschliesst. Die Einrichtung ist spartanisch. Auf engem Raum befinden sich zwei Stühle, ein Garderobenständer, ein Spiegel. Treten grössere Gruppen im Kulturraum auf, muss extern ein Raum gemietet werden, in dem sich die Künstler bühnenfertig machen können. Die Situation ist unbefriedigend. Und sie soll verbessert werden: Buser zeigt rechts vom Ausgang auf eine erhöhte, betonierte Fläche. An deren Fuss hebt er einen Gitterrost hoch und gewährt einen Blick in einen grossen Gewölbekeller – «die Künstlergarderobe in Zukunft».
Der offene Bereich über dem Keller soll geschlossen werden und als Stauraum für Mobiliar sowie als Getränkelager dienen. Mit diesem Bereich setze sich die Arbeitsgruppe Bau der Stiftung gegenwärtig auseinander, erklärt Buser. Das Grenzbaurecht vom Nachbarn habe man bereits erhalten – ein wichtiger Schritt.
Erscheinungsbild wird belassen
Zurück im ehemaligen Kinosaal, wollen wir vom Präsidenten wissen, welche grossen Würfe fürs Herz des Marabus, den Veranstaltungsraum, geplant sind. «Keine», antwortet Buser. Sowohl im Kulturverein, der sich wie bis anhin um die Bespielung des Marabus kümmert, als auch in der Stiftung herrsche der Konsens, dass man das Erscheinungsbild des Raums belassen wolle. Der Balkon, die gewellten Wände, selbst die antiquierten Lampen an den Wänden sollen nicht angetastet werden, so Buser: «Das Marabu soll sein Cachet behalten.»
Technisch hingegen werde fast alles erneuert: Elektrisches, Heizung, Lüftung, Brandschutz und vor allem die Bühne. Wenn möglich sollen künftig die schweren Bühnenelemente nicht mehr mit Muskelkraft weggeschoben werden, wenn es Platz zum Tanzen braucht.
Für die Projektierung hat die Arbeitsgruppe Bau der Marabu-Stiftung die Sissacher Planer Lehner + Tomaselli ins Boot geholt. Das Baugesuch solle Ende des ersten Quartals im kommenden Jahr eingereicht werden und der Umbau im Sommer beginnen. Darin enthalten sei die Umgestaltung des Foyers. Auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werde die Sanierung des Hauptgebäudes.
Wenn im Sommer 2022 das neue alte Marabu abhebt, wie geplant, könnten bronzene, silberne und goldene Tafeln mit den Namen von Spendern eine Wand oder einen «Walk of Fame» zieren – zum Beispiel im umgestalteten Foyer. Bisher haben Private 58 000 Franken für den Umbau des Kulturraums zugesichert. Es seien Beträge von 20 Franken bis zu mehreren Tausend einbezahlt worden, sagt Buser. Er beurteilt den Spendeneingang als «den Umständen entsprechend sehr gut».
Weiteres Geld gesucht
Den Löwenanteil des Kapitals für den Kauf und Umbau des Marabus hat die Stiftung jedoch der Gemeinde und dem Kanton zu verdanken. Diese haben zusammen mehr als 4 Millionen Franken beigesteuert. Umliegende Gemeinden haben weitere 65 000 Franken zugesichert. Der Verein Kultur Marabu steuerte 100 000 Franken Eigenmittel bei, und von Stiftungen flossen bislang 190 000 Franken. Somit sind 4,46 der für das Projekt Marabu 2020 veranschlagten 5,2 Millionen Franken gesichert.
Die Stiftung ist daran interessiert, weitere Spenden einzuholen. Laut Präsident Buser entwickelt eine eigens installierte Arbeitsgruppe Ideen, wie weitere Gelder akquiriert werden können. Im Fokus habe man neben weiteren Privaten Gewerbebetriebe. Parallel zu diesen Aktivitäten möchte der Verein bei geeigneten Gelegenheiten an die Öffentlichkeit treten, um Geldgeber zu gewinnen. Mit der abgesagten Gewerbeausstellung im Frühling habe man eine sehr gute Gelegenheit dafür verpasst, bedauert Buser. Die nächsten Möglichkeiten, «auf die Leute zuzugehen» würden von der Arbeitsgruppe zurzeit geprüft.
Auf den Baustart hat der Spendeneingang keinen Einfluss. Sollte aber der erhoffte Spendenfluss ausbleiben, würde man sich beim Umbau aufs Nötigste beschränken – und sich die Option offenhalten, nachzurüsten, sobald Geld verfügbar ist, erklärt Buser. Er ist jedoch zuversichtlich, dass die Stiftung die Mittel für einen Umbau ohne Zugeständnisse aufbringen wird. Auf die Bemerkung, dass er mit sehr, sehr viel Optimismus gesegnet sei, reagiert er mit einem milden Lächeln: «Als wir vor fünf Jahren mit unserem Vorhaben starteten, sagten auch alle: ‹Ihr spinnt doch!›»
Stiftung nur fürs Haus
vs. Während sich der Verein Kultur Marabu um die Inhalte kümmert, die im Kulturraum geboten werden, befasst sich die Stiftung vor allen Dingen mit dem Gebäude. Der Stiftungszweck ist gemäss Stiftungsurkunde wie folgt definiert: Im Kulturzentrum Marabu die erforderliche Infrastruktur zur Verfügung stellen, um darin langfristig einen vielfältigen Kulturbetrieb zu ermöglichen. Das Grundstück Marabu kaufen. Die Räume zweckdienlich renovieren und instand halten. Die Räume vermieten. Den Kulturbetrieb so weit als möglich finanziell und ideell unterstützen. Dem Stiftungsrat gehören folgende Personen an:
Hans Buser (Präsident), Michael Baader, Susan Bieri, Andreas Biland, Manuela Cuordileone, Roland Laube, Henri Rigo, Christian Tanner und Beat Zimmermann.