«Holz ist Zukunft und ein Geschenk der Natur»
24.11.2020 Baselbiet, Maisprach, BauprojektePratteln | Jungunternehmen geht beim Bauen mit «Mondholz» neue alte Wege
Im Bau haben Gesundheit, Ökologie und ein natürlicher Ursprung des Materials ein immer höheres Gewicht. Holz steht dabei ganz klar im Vordergrund. Die beiden Jungunternehmer Manuel und Dorian ...
Pratteln | Jungunternehmen geht beim Bauen mit «Mondholz» neue alte Wege
Im Bau haben Gesundheit, Ökologie und ein natürlicher Ursprung des Materials ein immer höheres Gewicht. Holz steht dabei ganz klar im Vordergrund. Die beiden Jungunternehmer Manuel und Dorian Wernli wollen beim Bauen den «Holz-Weg» gehen, insbesondere auch mit «Mondholz».
André Frauchiger
«Holz ist Zukunft»: Dies ist die Quintessenz eines Gesprächs mit den Jungunternehmern und Brüdern Manuel und Dorian Wernli am Esszimmertisch ihres umgebauten Familienhauses an der Hertnerstrasse in Pratteln. Mehr noch: Es geht um die Crème de la Crème des Holzes, das sogenannte Mondholz, das von besonderem Interesse für sie und ihr Unternehmen, die Wernli-Buser GmbH, ist.
Von «Mondholz» ist die Rede, wenn ein Baum in Zeiten des abnehmenden Mondes, bei entsprechendem Mondstand zwischen November und Februar des folgenden Jahres, gefällt wird. In dieser Mondphase ist ein Baum jahreszeitbedingt eher saftarm – ein Vorteil fürs Fällen und die Verwendung als Konstruktionsholz.
Erfahrungswerte zeigen, dass Bäume je nach Fälldatum spezielle Eigenschaften aufweisen, die über die Jahre viele positive Auswirkungen haben können. Wichtigste Eigenschaften von Mondholz sind laut verschiedensten Fachleuten wie Förstern eine wesentlich grössere Resistenz gegen Schädlinge, kein Verziehen des Holzes im Laufe der Jahre, keine Risse beim Trocknen und ein Beibehalten des Volumens.
Witterungsbeständig
Allerdings ist hier festzuhalten, dass einzelne dieser qualitativen Vorzüge wissenschaftlich noch nicht belegt sind. Im Dezember veröffentlicht das Branchenmagazin «Wald und Holz» jeweils die geeigneten Daten für das Schlagen von Mondholz.
Auch Instrumentenbauer sind von den besonderen Eigenschaften des Mondholzes überzeugt: Es soll den Instrumenten den besten Klang verleihen. Aber auch im Häuserbau wird auf Mondholz gesetzt – unter anderem für die Verschalung der Aussenwände. Die Resistenz gegen Witterungseinflüsse sei besonders stark ausgeprägt.
Dorian und Manuel Wernli haben 2012 als Bauherren, Bewohner und Handwerker gemeinsam mit ihren Familien ein von einem Grossonkel erworbenes Wohnhaus aus dem Jahr 1910 an der Hertnerstrasse in Pratteln saniert. Und zwar nach Minergie-Richtlinien und es wurden ausschliesslich hochwertige, schadstofffreie und ökologische Baumaterialien verbaut. Dabei haben die Brüder ein besonderes Augenmerk auf kleinste Details gelegt, wie zum Beispiel Trennfugen zwischen Gips und Holz an den Wänden, die dafür sorgen, dass die massive Holzkonstruktion ungehindert «arbeiten» kann.
Die Aussenwände bestehen aus einer unbehandelten Tannen- und Fichtenlattenschalung aus dem Baselbiet über einer Holzfaserdämmung und einer witterungsbeständigen Winddichtung. Eine 35 Panels umfassende Photovoltaikanlage rundet das Bild ab und erwirtschaftet einen Überschuss an Energie.
Manuel Wernli: «Wir legen Wert auf ökologische, langlebige und möglichst schadstoffarme Materialien und das daraus resultierende, gesunde Wohnklima.» Holz sei hierfür ideal – im Unterschied zu den heute üblich verwendeten Baustoffen.
Regional
Gegenüber ihrem jetzigen Wohnhaus an der Hertnerstrasse in Pratteln ist die Wernli-Buser GmbH dabei, ein Minergie-A-Mehrfamilienhaus mit drei Wohnungen zu bauen. Selbstredend werden die Aussenfassaden sowie alle der Witterung ausgesetzten Konstruktionsteile in Mondholz ausgeführt. Dies nach baubiologischen Richtlinien. Verbaut werden sollen vor allem Konstruktionsholz und Holzdämmstoffe aus der Region. Das im Januar 2020 geschlagene Mondholz stammt aus dem Forst Bubendorf und wird zurzeit im Sägewerk Meier Holz AG in Zeglingen verarbeitet.
Was hat die beiden Jungunternehmer davon überzeugt, wenn immer möglich nur noch natürliche Baumaterialien wie Holz zu verwenden? Manuel Wernli erzählt, wie der plötzliche Krebstod der Mutter im Jahr 2015 ihm und seinem Bruder vor Augen geführt habe, dass Gesundheit keine Selbstverständlichkeit ist. «Unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden hängen, neben Ernährung und Bewegung, auch mit einem gesunden Wohnraumklima und mit der Verwendung natürlicher Baumaterialien zusammen», ist er überzeugt. Die Menschen verbrächten den Grossteil ihres Lebens in geschlossenen Räumen.
Nachhaltig
Neben Holz würden weitere natürlich vorkommende Baustoffe wie Kalk und Lehm sowie nachwachsende Rohstoffe wie Hanf, Stroh und Schafwolle das Wohnraumklima messbar verbessern, sagt Dorian Wernli. Häufig hätten sie durch ihre einzigartigen Eigenschaften viele Vorzüge gegenüber künstlich hergestellten Baumaterialien: Schafwolle binde Schadstoffe aus der Luft, Lehm reguliere die Luftfeuchtigkeit und Kalk stelle dank seiner alkalischen Eigenschaften einen der wirksamsten vorbeugenden Schimmelkiller dar. Die Brüder lassen sich von ihrer Überzeugung für natürliche, gesunde Baumaterialien leiten. Denn als Bauhandwerker trügen sie eine Mitverantwortung für ein nachhaltiges und gesundes Bauen, dies gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt.
Die Ökobilanz von Holz sei unübertroffen, unterstreichen Manuel und Dorian Wernli. Denn die Produktion und das Verbauen von Holz setze, verglichen mit einem Beton-/Backsteinbau, nur einen Drittel des CO2 frei. Zudem sei Holz auch ein effizienter CO2-Speicher, «ein Geschenk der Natur». Es bestehen keine Zweifel: Die beiden Unternehmer wollen mit dem Planen und dem Realisieren von «gesunden und nachhaltigen Bauten» etwas bewirken. Man dürfte noch von ihnen hören.
Ressourcenschonendes Bauen
fra. Die Wernli-Buser GmbH aus Maisprach und Pratteln umfasst ein breites bauliches Einsatzgebiet. Dieses reicht vom klassischen Holzbau – Dächer, Fassaden, Holzkonstruktionen, Innenausbau – über Architektur- und Bauleitungsdienstleistungen. Der Fokus liegt vor allem im schadstoffarmen und ressourcenschonenden Bauen. Weiter ist Manuel Wernli zurzeit in einer Weiterbildung zum Baubiologen. Das Credo von Manuel und Dorian Wernli ist klar: «Als kleines, sehr flexibles und umweltbewusstes Familienunternehmen stehen wir für qualitativ hochwertige, ehrliche Handwerksarbeit und moderne, nachhaltige Architektur.»
Ende 2015 erfolgte die Ausgliederung der operativen Bautätigkeit aus der im Jahr 2012 gegründeten Kollektivgesellschaft der Familie sowie die Gründung einer GmbH. Mit der Firma wird explizit die Philosophie bezüglich Nachhaltigkeit, regionalem, ressourcenschonendem und gesundem Bauen verfolgt.