«Heute sind wir ein einziges Team»
12.11.2020 Bezirk Sissach, SissachAdrian Schaub gibt das Kommando der Stützpunktfeuerwehr ab
Der Sissacher Adrian Schaub hat während 17 Jahren die Geschicke der Stützpunktfeuerwehr Sissach als Kommandant verantwortet. Ende Jahr tritt er als Vorsteher des grössten Korps im Baselbiet zurück. Sein Nachfolger dürfte eine ...
Adrian Schaub gibt das Kommando der Stützpunktfeuerwehr ab
Der Sissacher Adrian Schaub hat während 17 Jahren die Geschicke der Stützpunktfeuerwehr Sissach als Kommandant verantwortet. Ende Jahr tritt er als Vorsteher des grössten Korps im Baselbiet zurück. Sein Nachfolger dürfte eine intakte Einheit übernehmen – im und neben dem Einsatzplatz.
Severin Furter
Herr Schaub, 17 Jahre haben Sie als Kommandant der Stützpunktfeuerwehr Sissach gewirkt. Was kommt Ihnen als Erstes in den Sinn, wenn Sie an Ihre Amtszeit zurückdenken?
Adrian Schaub: Es war eine ganz tolle Zeit, in der ich mit vielen tollen Personen zusammenarbeiten durfte. Während dieser Zeit durfte ich viel lernen. Klar gehörten auch negative Erlebnisse dazu, aber ich bin ein positiver Mensch und habe stets nach vorne geblickt.
Gibt es Einsätze, die Sie nie vergessen werden?
Ja, besonders ein Einsatz geht mir noch heute nahe: Noch vor meiner Kommandantenzeit mussten wir zu einer Frontalkollision im Arisdorftunnel ausrücken und ein dreimonatiges Kind bergen, das später an den Folgen des Unfalls verstarb. Nach diesem Einsatz ging ich nach Hause und sagte zu meiner damals schwangeren Frau: «Das war es. Meine Feuerwehrzeit ist beendet.»
Dennoch sind Sie der Feuerwehr bis heute treu geblieben. Warum?
Es ging ein paar Tage, bis ich den Einsatz verarbeitet und auch das Positive im Leben eines Feuerwehrmanns wieder gesehen habe. Meist können wir mit unserem Einsatz helfen. Ein gutes Beispiel dafür ist unser Einsatz bei den Hochwassern in Itingen und Zunzgen vor ein paar Jahren. Die Verwüstung war gross, aber es blieb beim Sachschaden. Sobald aber Personen in Gefahr sind oder verwundet werden, nimmt es einen viel mehr mit.
17 Jahre sind eine lange Zeit. Warum geben Sie das Amt jetzt ab?
Den entscheidenden Moment hatte ich irgendwann vor rund zwei Jahren. Da merkte ich innerlich, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, um den Kommandantenposten in neue Hände zu geben. Ich habe das danach mit meiner Frau und meiner Familie sowie meinem Stellvertreter besprochen und entschieden, dass ich per Ende 2020 zurücktreten werde. Es war mir wichtig, nicht von heute auf morgen aufzuhören, damit meine Nachfolge sauber aufgegleist werden kann. Das hat gut funktioniert. Mein Nachfolger Raphael Zaugg hat während der vergangenen Monate schon viele Aufgaben übernehmen können.
Wie hat sich die Stützpunktfeuerwehr Sissach in Ihrer Amtszeit verändert?
Mit der Integration von anderen Gemeinden und deren Feuerwehrangehörigen in die Stützpunktfeuerwehr – zuerst Itingen und Zunzgen, später Nusshof – galt es, eine neue Einheit zu bilden. Das war eine grosse und wichtige Aufgabe. Heute sind wir ein einziges Team. Es spielt keine Rolle mehr, wer aus welcher Gemeinde kommt.
Wie steht es um das Sissacher Feuerwehrkorps heute?
Ich darf mit Stolz sagen, dass wir das grösste Korps im ganzen Kanton haben. Alleine diese Tatsache zeigt, dass unsere Feuerwehr intakt ist. Auch bei der personellen Abdeckung während des Tages haben wir keine Probleme. Klar ist das eine Momentaufnahme, die in einem Jahr anders aussehen kann. Aber es zeigt auch, dass sich die Bemühungen vonseiten des Kommandos lohnen. Dabei geht es beispielsweise um die Kontaktpflege und den Austausch mit den Arbeitgebern, die ihre Mitarbeitenden für die Feuerwehreinsätze jederzeit freistellen.
Was sind Gründe für die zufriedenstellende Situation?
Auch hier dürften der Zusammenhalt und die Zusammenarbeit innerhalb, aber auch ausserhalb des Korps eine Rolle spielen. Wenn du gegen innen eine funktionierende Einheit bist, widerspiegelt sich das auch gegen aussen. So ist es kein Problem, neue Feuerwehr-Angehörige zu rekrutieren.
Gibt es dennoch etwas, das Sie gerne noch verändert hätten?
Ja, auch wenn wir ein starkes Korps haben, so gibt es immer Potenzial, um noch besser zu werden. Ein Projekt, das ich gerne abgeschlossen hätte, betrifft die Zusammenarbeit mit den Werkhöfen der Gemeinden. Mit der Einbindung der Werkhof-Mitarbeitenden in die Feuerwehr könnten gerade tagsüber die personellen Ressourcen im Notfall noch besser abgedeckt werden. Es gibt bereits jetzt einzelne Gemeindeangestellte, die uns dafür zur Verfügung stehen. Das ist auch dank der guten Zusammenarbeit mit den Gemeinden möglich. Aber wie gesagt: In diesem Punkt gäbe es noch Optimierungspotenzial.
Die Entwicklung der Feuerwehren im Kanton ist grundsätzlich ein aktuelles Thema. Möglich ist, dass das bisherige Milizsystem durch eine Teilprofessionalisierung abgelöst wird. Wie stehen Sie dazu?
Noch ist keine Lösung bereit, wie die Feuerwehren im Kanton künftig organisiert werden sollen, und auf Gerüchte möchte ich mich nicht einlassen. Aber: Grundsätzlich finde ich es gut, dass das verantwortliche Feuerwehrinspektorat etwas macht und in die Zukunft blickt. Ich finde es wichtig, dass man gewisse Aspekte genauer beobachtet. Wenn wir warten, bis wir beispielsweise bei den personellen Ressourcen in eine Krise geraten, dann ist es zu spät. Wir sollten in der strategischen Planung immer einen Schritt voraus sein, wie wir dies von unseren Einsätzen auch gewöhnt sind.
Zur Person
sf. Der 47-jährige Adrian Schaub lebt mit seiner Frau und den vier gemeinsamen Kindern in Sissach, wo er auch aufgewachsen ist. Per Ende 2020 gibt Schaub das Kommando der Stützpunktfeuerwehr Sissach nach 17 Jahren in neue Hände – es übernimmt Raphael Zaugg.
Adrian Schaub ist ursprünglich gelernter Forstwart und kam vor zehn Jahren als Quereinsteiger zur Industriefeuerwehr Basel. Kürzlich wechselte er als Berufsfeuerwehrmann und Dienstgruppenchef zu Schutz & Rettung in Zürich: «Für mich gibt es keinen schöneren Beruf als jenen bei der Feuerwehr. Wenn du zur Arbeit gehst, weisst du nie, was dich erwartet – das sorgt für Abwechslung und ist herausfordernd zugleich», sagt Schaub.
DER KOMMANDANT TRITT AB – DIESE WORTE RICHTEN WEGGEFÄHRTINNEN UND - GEFÄHRTEN AN ADRIAN SCHAUB
« …nicht nur Kamerad, auch ein Freund …»
Elf gemeinsame Jahre im Kommando der Stützpunktfeuerwehr Sissach sind Ende 2020 vorbei. Eine Zeit, die für mich viele spannende, grossartige und auch nachdenkliche Momente gebracht hat. Die guten Gespräche und gemeinsamen Momente in den Einsätzen und Übungen werden mir fehlen. Mit Adi wird nicht nur ein Kamerad, sondern ein Freund die Feuerwehr verlassen. Ich wünsche dir, Adi, und deiner Familie für die Zukunft alles Gute.
Hanspeter Mundwiler,
Stv. Kommandant
«… faire, ehrliche und menschliche Art …»
Menschen zu vereinen und für etwas Höheres, Gemeinsames zu begeistern – dies ist Adi Schaub, wie ich ihn in der rund 17-jährigen gemeinsamen Zeit bei der Stützpunktfeuerwehr Sissach schätzen gelernt habe. Es war nicht nur seine bestimmende, jedoch stets faire, ehrliche und menschliche Art, die Adi für mich zu weitaus mehr als einem Feuerwehrkameraden machten. Über all die Jahre ist er für mich so auch ausserhalb des Feuerwehrmagazins zu einem Mentor und geschätzten Freund geworden.
Daniel Engel, Wachtmeister
«… einmal lief Adrian zur Höchstform auf …»
Ich erlebte Adrian als stets pflichtbewussten und disziplinierten «Chef». Aber ihm waren Harmonie und die Zufriedenheit der Mannschaft immer oberstes Gebot. Wenn wir nach getaner Arbeit das gesellige Zusammensein pflegten, zeigte sich Adrian dann auch stets zurückhaltend und verabschiedete sich früh. Ausser an einem Wochenende für das höhere Kader im «Alpbad», welches als alkoholfrei angekündigt wurde, lief Adrian zur Höchstform auf. Mit der Bekanntgabe der Verlobung von Rolli und Rebi liess er seine Zurückhaltung für einmal fallen: Runde um Runde bestellte er Kaffee Lutz für alle. Danke für die schöne Zeit und alles Gute. «Gitte».
Brigitte Burri,
Fourier
« …mit sehr hoher Qualität …»
In den 17 Jahren als Kommandant der Stützpunkfeuerwehr Sissach hast du deine Feuerwehrleute topmotiviert durch die rund 2500 Einsätze geführt, mit einer sehr hohen Qualität und ohne nennenswerten Unfall. Als Präsident der Betriebskommission der Stützpunktfeuerwehr Sissach sowie im Namen der Einwohner und Einwohnerinnen der Verbundsgemeinden Itingen, Nusshof, Sissach und Zunzgen danke ich dir und deiner Familie recht herzlich für die gute Zeit. Für die Zukunft bei der Berufsfeuerwehr wünsche ich dir weiterhin erfolgreiche Einsätze und viel Spass.
Kurt Ost, Präsident Betriebskommission
«… durch Feuer, Wasser oder Sturm …»
Ob durch Feuer, Wasser oder Sturm: Mit grossem Vertrauen bin ich jederzeit gerne mit Adi in den Einsatz gefahren. Er ist als junger Rekrut in die Feuerwehr eingetreten und ist seinen Weg gegangen. Viele Einsätze haben wir zusammen bewältigt. Bei meinem ersten grösseren Einsatz als Einsatzleiter hat er mir wertvolle Unterstützung gegeben. Ich wünsche dir für deine Zukunft alles Gute. «Hafä».
Thomas Häfelfinger,
Wachtmeister und Fahrlehrer