Weitere Massnahmen im Köcher
15.10.2020 Baselbiet, GesundheitKanton bereitet sich auf eine Zunahme der Corona-Infektionen vor
Die Zahl der positiv auf Corona gestesteten Baselbieter ist in den vergangenen Tagen nach oben geschnellt. Die Gesundheitsdirektion kündigte weitere Massnahmen an, sollte sich die Ausbreitung des Virus nicht wieder ...
Kanton bereitet sich auf eine Zunahme der Corona-Infektionen vor
Die Zahl der positiv auf Corona gestesteten Baselbieter ist in den vergangenen Tagen nach oben geschnellt. Die Gesundheitsdirektion kündigte weitere Massnahmen an, sollte sich die Ausbreitung des Virus nicht wieder verlangsamen.
Christian Horisberger
Bis vor wenigen Tagen verzeichnete kein Kanton – bezogen auf die Gesamtbevölkerung – weniger positive Corona-Tests als das Baselbiet. Nun hat die Corona-Ansteckungsrate auch im Baselbiet die kritische Marke überschritten: Mit 51 positiven Tests am Dienstag und 28 gestern Mittwoch kletterte die Rate der positiven Tests pro 100 000 Einwohner während 14 Tagen auf 65. Bei einem Wert von 60 hatte der Kanton angekündigt, weitergehende Massnahmen ergreifen zu wollen.
Noch ist es nicht so weit, noch dürfen sich in Klubs, Bars und Diskotheken sowie an öffentlichen Veranstaltungen bis zu 100 Personen aufhalten. Noch gibt es im Baselbiet nur im öffentlichen Verkehr eine allgemeine Maskenpflicht. Sollte sich die Ansteckungsrate jedoch über 60 etablieren, will der Kanton weitergehende Massnahmen erlassen.
Ansteckung im privaten Umfeld
Wie Gesundheitsdirektor Thomas Weber gestern vor den Medien ankündigte, könnten weiter Einschränkungen binnen weniger Stunden verfügt werden. Zentral dabei wäre, die maximal zulässige Personenzahl in Lokalen von 100 auf 50 Personen (pro Sektor) zu senken und die Teilnehmerzahl bei privaten Feiern von aktuell 300 auf 30 Personen zu begrenzen. Zudem wird empfohlen, in Innenräumen auf Schreien, lautes Reden und Singen zu verzichten.
Wie Weber ausführte, habe das Contact Tracing gezeigt, dass die Ansteckungen in den vergangenen Wochen vor allem im privaten Umfeld und in der Freizeit erfolgten. In den vergangenen Wochen habe ein Viertel bis ein Drittel der positiv Getesteten bei Befragungen angegeben, sich im familiären Umfeld infiziert zu haben und rund 15 Prozent nannten Freizeitaktivitäten als Grund. Die Rate derjenigen, die nicht wissen, wo sie sich angesteckt haben, stieg in den vergangenen vier Wochen von knapp 30 auf 45 Prozent.
Auch im Arbeitsalltag werden – wenn auch eher wenige – Ansteckungen registriert. Daher wird in zweiter Priorität eine Empfehlung an Firmen ergehen, vermehrt wieder Homeoffice zu ermöglichen oder anzuordnen. Ebenfalls in zweiter Priorität soll eine generelle Maskenpflicht in öffentlich zugänglichen Innenräumen wie Läden sowie an Bahnhöfen und Bushaltestellen angeordnet werden.
Der kantonsärztliche Dienst will in Erwartung steigender Fallzahlen das Contact Tracing ausbauen. Wie der neue Kantonsarzt Samuel Erny ausführte, seien Verhandlungen mit einem externen Partner bereits im Gang. Gesundheitsdirektor Weber fügte an, dass der bereits angekündigte Umzug der Corona-Abklärungs- und Teststation des Kantons vom Spenglerpark in Münchenstein aufs Areal Feldreben in Muttenz am 14. November erfolgen werde. Nachdem sich die Kapazitäten in Münchenstein (120 Patienten täglich) als zu knapp erwiesen hätten, könne «Feldreben» für bis zu 1000 Personen täglich ausgebaut werden.
«Verbote erzeugen Widerstand»
Thomas Weber erinnerte nochmals an die ebenso einfachen wie wirkungsvollen Massnahmen: «Abstand, Handhygiene, Alltagsmaske – AHA». Er hielt fest, dass er von Verboten und Geboten wenig halte: «Verbote erzeugen Widerstand.» Stattdessen appelliert er an die Bevölkerung, in Eigenverantwortung dafür zu sorgen, «dass wir das Virus in den Griff bekommen und nicht das Virus uns».
Ziel der Regierung sei unverändert, ausreichend Kapazitäten zu haben, um an Corona Erkrankte bestmöglich behandeln zu können und gleichzeitig die wirtschaftlichen Schäden der Pandemie so gering wie möglich zu halten. Aktuell befinden sich im Kanton vier Corona-Erkrankte im Spital. Im April waren es bis zu 100, gegen 20 Patienten befanden sich damals in Intensivbehandlung.