Fortura wird Marktveranstalterin

  16.10.2020 Bezirk Sissach, Wirtschaft, Zunzgen

Zunzgen  |  Coronageplagte Firma übernimmt Weihnachtsmarkt und baut ihn aus

Während andere Märkte ­abgesagt werden, veranstaltet die Fortura AG am 5. und 6. ­Dezember im Gewerbeareal einen Markt. Damit will das Unter­nehmen den Zunzger ­Weihnachtsmarkt am Leben ­erhalten und den darbenden Markthändlern eine Verkaufsplattform bieten.

Christian Horisberger

Als Händlerin von Fasnachts- und Marktartikeln gehört die Zunzger Fortura AG zu den stark von den Corona-Massnahmen betroffenen Unternehmen. Aufgrund massiver Einschränkungen für Veranstaltungen erwartet die Traditionsfirma im laufenden Jahr gravierende Umsatzeinbussen. Viele Kundinnen und Kunden der Fortura trifft es noch härter: die Markthändler und Schausteller. Die Absage vieler Märkte – insbesondere der Basler Herbstmesse – lässt deren Umsätze total einbrechen.

Als Kompensation für die vielen von Gemeinden und Städten abgeblasenen Märkte haben Branchenverbände, aber auch einzelne Schausteller nach Alternativen gesucht. Die Schaustellerfamilie Bauer mit Sissacher Wurzeln beispielsweise hat in ihrem Winterquartier in Zuchwil diesen Sommer und Herbst einen Lunapark eingerichtet.

Die Brüder Pietro und Stefano Papini, Inhaber und Geschäftsführer der Zunzger Fortura AG, nehmen sich daran ein Beispiel. Sie stellen am Wochenende vom 5. und 6. Dezember im Gewerbegebiet an der Grenze zu Sissach einen Markt auf die Beine. Einen «Weihnachtsmarkt plus»: Nachdem sich der Veranstalter des Zunzger Weihnachtsmarkts nach zehn Jahren zurückgezogen hatte, wurden die Papinis angefragt, ob sie den Lead für den kleinen, aber feinen Anlass übernehmen würden. Zudem ist es den Unternehmern ein Anliegen, den arg gebeutelten Markthändlern und Schaustellern ein Einkommen zu verschaffen.

«Geste» für die Branche

«Die Bundespolitiker schieben einen Entscheid, wie die Betroffenen unterstützt werden sollen, vor sich her, während diese am Hungertuch nagen», ärgert sich Pietro Papini. «Wir lösen mit dem Markt das Prob­lem nicht, aber er ist eine Geste für die Branche – nicht nur für unsere Kunden.»

Die Gemeinde Zunzgen habe den Markt bereits bewilligt, die Sperrung der Parallelstrasse zur Hauptstrasse im Gewerbegebiet ebenfalls. Hier werden die privaten Marktteilnehmer ihre Waren – Schmuck, Weihnächtliches, Strick- und Bastelwaren, Gebackenes, Gebranntes und so weiter – präsentieren. Auf den Vorplätzen und rings um die Gebäude der Fortura und ihren Verkaufsladen, den WOP-Shop, sollen die Marktprofis ihre Stände und Wagen installieren können. Eine Durchführung des Markts am bewährten Ort beim Restaurant Hard sei wegen der Abstandsvorschriften von Stand zu Stand (drei Meter) keine Option gewesen, erklärt Stefano Papini.

Laut Pietro Papini gibt es unter Einhaltung der Corona-Abstandsvorgaben Platz für rund 80 Marktstände. Bis gestern lagen Zusagen von 30 Privaten sowie 4 professionellen Schaustellern und Markthändlern vor. Von beiden Seiten versprechen sich die Papinis noch weitere Zusagen. Mit mehr Privaten rechnen sie, da etliche Adventsmärkte im Oberbaselbiet infolge Corona abgesagt worden seien – beispielsweise in Waldenburg, auf Schloss Wilden­stein oder in Sissach. Die Anmeldungen von den Profis dürften noch deutlich zunehmen, da die Ausschreibung erst vor wenigen Tagen erfolgte. Anmeldeschluss ist am 30. Oktober.

Lunapark und Streichelzoo

Die Veranstalter hoffen, den Besucherinnen und Besuchern einen Markt mit 60 bis 80 Ständen bieten zu können. Ein grosser Weihnachtsbaum und Lichterketten sollen dem Anlass die weihnächtliche Note verleihen. Auch für Abwechslung wird gesorgt: Vorgesehen seien neben den Verkaufsständen mehrere Verpflegungsmöglichkeiten, ein kleiner Lunapark für Kinder sowie ein Streichelzoo vom «Dietisberg», sagt Stefano Papini.

Ob sie den Weihnachtsmarkt in Zukunft weiterführen werden, lassen die Papinis zunächst offen. Das sei abhängig von der Publikumsresonanz und von den eigenen Ressourcen, sobald die Pandemie bestenfalls ausgestanden ist und wieder das eigene Geschäft im Vordergrund steht. Eine Option sei, in diesem Fall den Markt gemeinsam mit einem oder mehreren Partnern durchzuführen. Stefano Papini: «Wir werden uns darum bemühen, dass der Weihnachtsmarkt nicht stirbt.»


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