Ein Männlein steht im Walde ...
23.10.2020 Baselbiet, NaturWildrosen – wertvolle, einheimische Gehölze für den Siedlungsraum
Wer kennt nicht das Lied vom «Männlein mit dem purpurroten Mäntlein» aus Kindertagen. Dass es sich bei dem Männlein um die Hagebutte, Frucht der Wildrose handelt, dürfte auch noch bekannt sein. Dass Wildrosen zur ...
Wildrosen – wertvolle, einheimische Gehölze für den Siedlungsraum
Wer kennt nicht das Lied vom «Männlein mit dem purpurroten Mäntlein» aus Kindertagen. Dass es sich bei dem Männlein um die Hagebutte, Frucht der Wildrose handelt, dürfte auch noch bekannt sein. Dass Wildrosen zur Förderung der Artenvielfalt als sehr wertvoll gelten, ist hingegen weniger bekannt.
Brigitt Buser
Weltweit ist die Wildrose mit rund 100 bis 200 Arten vertreten. In der Schweiz sind es 27 und in unserer Region immerhin noch 10 Arten. Das ist im Vergleich zu anderen, nicht mitteleuropäischen Ländern und Regionen relativ viel. Wildrosen blühen nur Ende Mai, Anfang Juni mit – je nach Art – weissen bis dunkelrosafarbenen, einfachen Blüten. Mit ihrer kurzen Blühdauer sowie den meist bogigen langen, bestachelten Trieben sind sie gärtnerisch betrachtet eher schwer zu beherrschen und gelten zudem als langweilig und uninteressant.
Dabei wird übersehen, dass unsere Wildarten zum Teil sehr unterschiedliche, aber auch eigentümliche Spielarten aufweisen. Sie zeigen sich im unterschiedlichen Laub, der Bestachelung und insbesondere mannigfachen Formen der Hagebutte, die neben rot oder orange auch schwarz sein kann. Fast alle Blüten der Wildrosen duften. Sie zeigen einen Kranz von gelben Staubgefässen, die von fünf Blütenblättern umgeben sind. Auch gelten alle Arten als anspruchslos, was den Standort und Boden angeht. Letzterer darf nur nicht staunass sein.
Vielseitiger Einsatz
In Siedlungsgebieten lassen sich Wildrosen äusserst vielseitig einsetzen. Sie eignen sich für jegliche Art von öffentlichem Grün, aber auch für naturnahe Gärten, frei stehend oder in Form von Wildobsthecken, kombiniert mit anderen einheimischen Sträuchern. Zudem lassen sich mit eher weichtriebigen Arten Pergolen oder Rosenbogen begrünen. In der Region am häufigsten verbreitet ist die Hundsrose (Rosa canina), auch als Hag- oder Heckenrose bekannt. Sie blüht im Mai mit hellrosa bis weissen Büschelblüten an gebogenen Trieben, die bis zu 3 Meter lang werden können. Wild kommt sie an Waldrändern und in Hecken vor. Bis zum Herbst zeigen sich rote Hagebutten ohne Kelchzipfel, die den Vögeln, aber auch Igeln und anderen Kleintieren eine willkommene und vitaminreiche Abwechslung für ihren Speiseplan bieten.
Rosen sind ungiftig, bilden keinen Nektar, jedoch nährstoffreichen Blütenstaub. Sie werden daher von zahlreichen Hautflüglern wie Wild-, Honig-, Solitärbienen und Hummeln angeflogen, um ihre Brut mit Pollen zu füttern. Auch für den Gold- oder Gemeinen Rosenkäfer und die Schwebefliegen sind die Pollen eine wichtige Nahrungsquelle. Das Blattwerk hingegen ist Futter für die Raupen von zahlreichen Schmetterlingsarten. Dies nicht immer zur Freude des Gärtners, jedoch vieler Vogelarten, da die Raupen wertvolles, eiweisshaltiges Aufziehfutter für ihre Brut sind. Ihre Eltern hingegen picken auch gerne die von uns ungeliebten Blattläuse.
Neben Futter bieten die oft mit Haken bestachelten Sträucher auch Schutz. Katzen wissen dies und verzichten daher lieber auf Kletteraktionen. Zaunkönig und Neuntöter nisten deshalb gerne darin – vorausgesetzt der Standort ist zudem ruhig.
Für das Dornröschenflair
Im Fachhandel sind auch weitere heimische Wildrosenarten erhältlich, die sich neben der Hundsrose für naturnahe Gärten eignen. Sehr beliebt ist etwa die Alpen-Heckenrose (Rosa pendulina) mit einfachen Blüten in Dunkelrosa, stachellosen Trieben und im Herbst flaschenförmigen Hagebutten. Ebenfalls die Weinrose (R. rubiginosa), auch «Schottische Zaunrose» genannt: Sie besitzt rosafarbene Blüten und verströmt an heissen Sommertagen in allen Pflanzenteilen einen feinen, aromatischen Apfelduft. Bis zum Herbst bilden sich rote Hagebutten mit eingetrockneten Kelchblättern. Da sie relativ weichtriebig ist, lässt sich die Weinrose gut als Kletterrose für Pergolen oder Hauswände verwenden.
Eine weitere hübsche Wildrosenart ist die Apfelrose (Rosa villosa). Nach der Blüte in warmem Rosa folgen grosse borstige rote Hagebutten, die bereits ab September reif werden. Ebenfalls auffallend hübsch präsentiert sich die Hechtrose (Rosa glauca) mit blau bereiften Blättern und kleinen rosa Blüten. Bereits im August zeigen sich orangerote Hagebutten, die in warmen Sommern rasch reifen und gerne von Amseln weggeputzt werden. Fast weisse, manchmal gelb überhauchte Blüten bringt die Bibernellrose (Rosa spinosissima) hervor. Im Gegensatz zu den anderen vorgestellten Rosen bildet sie nur etwa 1,2 Meter hohe, jedoch stark bewehrte Sträucher aus, die auch mit mageren Böden gut zurechtkommen. Da sie Ausläufer bilden, verwendet man für den Hausgarten besser veredelte Bibernellrosen.
Die ebenfalls bei uns heimische Feldrose (Rosa arvensis) bildet einen Meter lange, feine und sehr biegsame Triebe mit im Mai weissen Blüten. Im Herbst folgen rote, leicht kugelige Hagebutten ohne Kelchblätter, aber deutlich sichtbarem, eingedorrtem Griffel an der Frucht.
Seltsame Gebilde
bb. Im Moment kann man an der Hunds- oder auch Weinrose haarige, zottelige, erst rotgrüne, später rotgelbe Gebilde entdecken. Dabei handelt es sich um Rosengallen, auch Rosenapfel oder Schlafapfel genannt. Sie werden durch ein 4 bis 6 Millimeter langes, unscheinbares Insekt mit satt rot gefärbtem auffälligem Stachel, der Rosengallwespe (Diplolepis rosae) verursacht, welche als absolut unschädlich gilt. Sie legt im Frühsommer auf Blättern, Zweigen und Knospen ihre Eier ab. Aus ihnen schlüpfen kleine, weissliche Larven, die ein Sekret ausscheiden, worauf die Rose mit Wucherungen reagiert. Mit der Zeit bildet sich um jede Larve eine Kammer, die Schutz und Nahrung bietet. Eine Rosengalle kann bis zu 60 Larven beherbergen. Im Frühjahr schlüpfen die verpuppt überwinterten Rosengallwespen und fressen sich durch die harte Galle. Der Zyklus beginnt von Neuem.