Strom wird billiger
10.09.2020 Bezirk Sissach, Energie/Umwelt, SissachElektra will den Sonnenergie-Absatz ankurbeln
Die Elektra Sissach senkt die Strompreise. Wasserstrom wird nächstes Jahr um 0,15 Rappen pro Kilowattstunde günstiger, der lokal produzierte Sonnenstrom gar um 0,9 Rappen. Zudem kürzt die Elektra für Solarstrom-Produzenten, die den ...
Elektra will den Sonnenergie-Absatz ankurbeln
Die Elektra Sissach senkt die Strompreise. Wasserstrom wird nächstes Jahr um 0,15 Rappen pro Kilowattstunde günstiger, der lokal produzierte Sonnenstrom gar um 0,9 Rappen. Zudem kürzt die Elektra für Solarstrom-Produzenten, die den günstigeren Wasserstrom beziehen, die Vergütung um 3 auf 10 Rappen.
Christian Horisberger
Lokal versorgen ist in, grün erst recht, bedenkt man die Wahlergebnisse des vergangenen Jahres. Da müsste vor Ort produzierter Ökostrom weggehen wie warme Weggli – sollte man meinen. Die Realität ist eine andere: Die Elektra Sissach bleibt auf einem grossen Teil ihrer Weggli, dem «Sissastrom» – Sonnenstrom von Sissacher Dächern –, sitzen und muss ihn deutlich unter dem Einstandswert verkaufen.
Der Grund liegt auf der Hand: Wer den lokalen Öko-Strom bezieht, muss tiefer in die Tasche greifen. Er ist teurer als das von der Elektra Sissach angebotene Standardprodukt «Aqua», dass sich aus Schweizer Wasserstrom und einem winzigen Anteil Solarstrom zusammensetzt. Aktuell kostet der grüne Sissastrom im Niedertarif 9,5 Rappen pro Kilowattstunde (kWh), das sind 3,75 Rappen mehr, als man für «Aqua» bezahlt. «Bei einem durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 4500 kWh sprechen wir von Mehrkosten von 135 Franken – im Jahr», rechnet Stephan Jurt, Geschäftsführer der Elektra Sissach, vor.
Die Verkäufe des teureren Sissastroms haben in den vergangenen Jahren zaghaft zugelegt. 2016 lag der Sissastrom-Anteil bei 2,7 Prozent der Verkäufe, 2019 waren es 3,3 Prozent. Von 2018 auf 2019 wuchs der Anteil um 10 Prozent. Fürs laufende Jahr liegen noch keine definitiven Zahlen vor, doch haben gemäss Jurt neu 26 Haushalte auf Sissastrom gewechselt. Somit beziehen jetzt rund 200 der rund 4400 Kunden Strom von hier (4,5 Prozent). Die Steigerung des Lokal-Strom-Absatzes in jüngerer Vergangenheit führt Jurt einerseits auf den «Greta-Effekt» zurück, andererseits auf intensivierte Marketingmassnahmen. Bei den Verkäufen besteht noch Luft nach oben. Die Jahresproduktion von rund 1,5 Millionen kWh Sissastrom übertrifft den Absatz von 0,9 Millionen kWh bei weitem.
Tiefere Entschädigung für Einspeiser
Mit einer Preissenkung ab dem kommenden Jahr will die Elektra die Attraktivität erhöhen und damit den Absatz von Sissastrom steigern. Der Verwaltungsrat hat kürzlich entschieden, den Energiepreis für Sissastrom um 0,9 Rappen/kWh zu senken. Der Aquastrom wird zwar ebenfalls günstiger – jedoch lediglich um 0,15 Rappen. Damit schmilzt die Preisdifferenz zwischen Wasser- und Sonnenstrom um 0,75 auf 3 Rappen.
Ausserdem reduziert die Elektra die Entschädigung für den Sonnenstrom um 3 auf 10 Rappen/kWh, das ist laut Jurt immer noch ein überdurchschnittlicher Preis. Dies gilt jedoch nur für jene Produzenten, die den überschüssigen Strom von ihrem Dach zwar an die Elektra Sissach verkaufen, ihr im Gegenzug aber den günstigeren Aquastrom abkaufen. Gemäss Jurt trifft dies auf rund 80 Prozent der 113 Sissastromproduzenten zu. Wer Sissastrom sowohl produziert und bezieht, erhält weiterhin 13 Rappen.
«Früher haben die Leute aus ideologischen Gründen Solarpanels auf ihre Dächer montiert», sagt er. Heute sei der Entscheid eher ökonomisch motiviert. «Man spart Steuern und erhält Vergütungen und wenn die Anlage amortisiert ist, wird es interessant.» Die Elektra versuche alle Hausbesitzer, die ihre neuen Photovoltaikanlage für die Einspeisung ihres Solarstroms ins Elektra-Sissach-Netz anmelden, auch für dessen Bezug zu gewinnen – selten mit Erfolg. Nur weil all ihre Stromkunden einer Abgabe von 0,2 Rappen/kWh zugunsten des Sissastroms abliefern müssen, fährt die Elektra mit dem Produkt keine Verluste ein.
Mit der geringeren Preishürde zum Aquastrom sowie dem tieferen Einstandspreis hofft Stephan Jurt, den Sissastrom-Absatz ankurbeln zu können. Denn es sei ihm ein Anliegen, dass die Elektra den Strom der weiteren Solaranlagen, die stetig realisiert werden, abnehmen kann. Sollte sich die Schere zwischen Produktion und Verkauf weiter öffnen, müsse die Elektra zumindest bei Grossanbietern Vorsicht walten lassen.