Mario Dolder, LCT oder TVG?
24.09.2020 Baselbiet, Gelterkinden, SportWilli Wenger und Jürg Chrétien werden für ihren langjährigen Einsatz für den Sport geehrt
Bei der Baselbieter Sportpreisverleihung im Dezember werden fünf Auszeichnungen ins Oberbaselbiet gehen. Für den Hauptpreis kommen Biathlet Mario Dolder, der Leichtathletikclub Therwil und der ...
Willi Wenger und Jürg Chrétien werden für ihren langjährigen Einsatz für den Sport geehrt
Bei der Baselbieter Sportpreisverleihung im Dezember werden fünf Auszeichnungen ins Oberbaselbiet gehen. Für den Hauptpreis kommen Biathlet Mario Dolder, der Leichtathletikclub Therwil und der TV Gelterkinden infrage.
Sebastian Wirz
Am Dienstag war der Tag der freudigen Telefonate. Bei gleich fünf Personen aus der Oberbaselbieter Sportwelt war am anderen Ende der Leitung Thomas Beugger. Der Sportamtleiter überbrachte seine Gratulationen zur Nomination für den Baselbieter Sportpreis oder für den Erhalt des Anerkennungs- oder Förderpreises.
Für die grösste Auszeichnung des Abends sind Biathlet Mario Dolder, der Leichtathletikclub Therwil sowie der Turnverein Gelterkinden nominiert. Seit vergangenem Jahr wird der Sportpreisträger erst am Abend der Verleihung bekannt. Neben einer vorgängigen Auswahl in der Vereinigung Basellandschaftlicher Sportjournalisten und im Vorstand der IG Baselbieter Sportverbände tragen eine öffentliche Abstimmung und ein Saalvoting an der Verleihung zum Resultat bei. Sie entscheiden darüber, wer den mit 15 000 Franken dotierten Preis erhält und wer mit 6000 respektive 4000 Franken Vorlieb nehmen darf. «Es wird sehr spannend», ist Thomas Beugger überzeugt, «auch ich werde das Resultat erst kennen, wenn ich am 4. Dezember in Laufen das Kuvert öffne und zur Verkündung überreiche.» Denn: «Diese drei Nominierten können allesamt mobilisieren.»
Der Zeitpunkt von Mario Dolders Nomination kommt nicht überraschend. Der Zeglinger ist nach der vergangenen Saison vom Biathlon zurückgetreten. 14 Jahre lang hatte der heute 30-Jährige davor Spitzensport betrieben und rund 170 Weltcuprennen bestritten. Als erster Baselbieter überhaupt qualifizierte er sich 2018 in einer nordischen Disziplin für die olympischen Winterspiele. Zu verdanken hatte er dieses Karriere-Highlight seiner Bestleistung: einem 6. Rang im Weltcup-Sprintrennen in Östersund im Dezember 2017.
«Das ist nicht gewöhnlich»
Ebenso abzusehen war, dass sich der LC Therwil für den Sportpreis aufdrängt. Mit 293 lizenzierten Athletinnen und Athleten stellt der Leimentaler Verein am drittmeisten Lizenzierte aller Leichtathletikvereine in der Schweiz. Diese Leistung konnte nicht zuletzt deshalb nicht verborgen bleiben, weil mit Hürdensprinter Jason Joseph ein LCT-Athlet auf internationalem Toplevel agiert.
Vor diesem Hintergrund überrascht die Nomination des TV Gelterkinden. In den Neunzigerjahren hatte der Verein sportlich mit vier Schweizer-Meister-Titeln in der Grossfeld-Gymnastik seine erfolgreichste Zeit und er gehört in dieser Disziplin auch heute noch zur nationalen Spitze. Seine Leistungen sind aber nicht in allererster Linie von den Resultatblättern nationaler Anlässe abzulesen. «Bei Vereinen zählt bei der Preisverleihung nicht nur der Erfolg, sondern, was sie sonst noch leisten», sagt Thomas Beugger. Und da müssen sich die Gelterkinder nicht verstecken. Der TVG mit seinen mehr als 700 Mitgliedern sei in den Augen der Sportpreis-Nominatoren einer der aktivsten und erfolgreichsten Baselbieter Turnvereine und zeichne sich durch sein überdurchschnittliches Engagement aus.
«Ich habe zuerst gar nicht verstanden, worum es geht, als Thomas am Telefon vom Sportpreis redete», sagt Tomaso Bitterlin und lacht. Nachvollziehen kann der TVG-Präsident die Nomination aber allemal: «Wir unterhalten ein unglaublich breites Angebot – von den kleinsten Kindern bis zum Frauenturnverein und den Plauschturnern am anderen Ende des Altersspektrums und von der aufstrebenden Leichtahtletikriege über das Geräteturnen bis zur Gymnastik bei den Disziplinen. Das ist nicht gewöhnlich für einen Turnverein.»
40 Jahre für den Sport
Von den drei Förderpreisen geht einer an den Aescher Julian Pagel, den Schweizer Meister im Calisthenics, in welchem dem Kunstturnen und der Akrobatik ähnliche Figuren ausgeführt werden. Die beiden anderen Preise führen aufs Eis: Der Sissacher Eishockeyaner Elvis Schläpfer, der im Herbst seine ersten Nationalliga-A-Einsätze absolviert hat und für die U20-Nationalmannschaft aufläuft, wird ebenso ausgezeichnet wie Eishockey-Torhüterin Caroline Spies aus Zwingen. Die Förderpreise sind mit 5000 Franken dotiert.
In Anerkennung ihres jahrelangen Einsatzes für den Sport werden am 4. Dezember mit Jürg Chrétien und Willi Wenger zwei weitere Oberbaselbieter geehrt. «Ich war überrascht, und die Mitteilung hat mich sehr gerührt», sagt Wenger auf Anfrage. Seit 1980 schreibt der Lupsinger unter anderem für die «Volksstimme» über lokale, regionale und nationale Sportveranstaltungen. Unzählige Tage hat er mit Notizblock und Kamera an Leichtathletikmeisterschaften, Schwingfesten, Orientierungsläufen und vielen anderen Anlässen verbracht.
Doch nicht nur journalistisch, auch organisatorisch hat er seine Spuren hinterlassen: Ob Leichtathletik, Schwingen, Nationaler OL-Verband, Kantonalturnverein oder Bezirksturnverband – Wenger setzte sich an sämtlichen Fronten für den Sport ein. «Das war nur mit grosser Unterstützung und dem Verständnis der Familie möglich», sagt Wenger, der sich sehr über die Anerkennung des Geleisteten freut: «Das Telefon von Thomas Beugger hat mir irgendwie auch gesagt: Da hast du doch etwas gemacht in den vergangenen 40 Jahren.» Beugger bestätigt dies: «Der Name Willi Wenger wurde in den vergangenen Jahren immer wieder ins Spiel gebracht.»
Über Jahre in die Nominationen involviert war Jürg Chrétien. Der ehemalige Bezirks- und Kantonalturner-Präsident, LGO-Gründer und Leichtathletiktrainer aus Sissach hatte als Vorstandsmitglied der IG Baselbieter Sportverbände jeweils Einblick in die Auswahl der Preisträger. Dieses Jahr ist er sowohl aus der kantonalen Sportkommission als auch nach 17 Jahren aus dem Vorstand der IG zurückgetreten. «Die Kollegen haben dichtgehalten. Ich wusste von nichts», sagt Chrétien auf Nachfrage. Die erfreuliche Nachricht über den mit 3500 Franken dotierten Anerkennungspreis kam auch hier erst vom Sportamtleiter mit dem rauchenden Telefon.