Grünes Licht fürs Pfarreizentrum
01.09.2020 Bezirk Sissach, SissachKirchgemeinde will Bau im Frühling in Angriff nehmen
Der Rechtsstreit zwischen der Katholischen Kirchgemeinde Sissach und Architekt Robert Häfelfinger um den Bau des neuen Pfarreizentrums ist beendet. Das geplante Projekt kann unverändert realisiert werden – jedoch mit ...
Kirchgemeinde will Bau im Frühling in Angriff nehmen
Der Rechtsstreit zwischen der Katholischen Kirchgemeinde Sissach und Architekt Robert Häfelfinger um den Bau des neuen Pfarreizentrums ist beendet. Das geplante Projekt kann unverändert realisiert werden – jedoch mit anderthalbjährigem Verzug.
Christian Horisberger
Die Juristen haben rund um die Auftragsvergabe für die Planung des katholischen Kirchgemeindezentrums das Feld geräumt. Ab Frühling nächsten Jahres haben die Bauarbeiter das Sagen. Ende gut – alles gut? Nicht für Robert Häfelfinger, den im Rechtsstreit unterlegenen Kläger.
Mit zitternder Stimme verlas der umtriebige Architekt an der katholischen Kirchgemeindeversammlung vom Donnerstag einen Brief, den er nach seiner Niederlage vor Gericht an den Kirchgemeinderat geschrieben hatte. Das Evaluationsverfahren fürs Gemeindezentrum sei «alles andere als korrekt abgelaufen» und die Vergabe an das Büro Lehner + Tomaselli «zweifelhaft», so Häfelfinger. Dies sei im Rahmen des Verfahrens vor der Rekurskommisson der Landeskirche und dem Kantonsgericht «völlig korrekt moniert worden», doch sei sein Anliegen im Verfahren «nicht mehr juristisch beurteilt worden», fuhr er fort. Er forderte den Kirchenrat auf, «objektiv und wahrheitsgetreu zu orientieren» – ansonsten werde er «die Medien einschalten».
Wut und Frustration
Aus den Worten troffen die Wut und Frustration des Architekten über die Art und Weise, wie der Kirchenrat den Planungsauftrag fürs neue Kirchgemeindezentrum vergeben hat. Häfelfinger fühlt sich vom Kirchenrat ausgebootet, da dieser ein einige Jahre älteres Wettbewerbs-Projekt fürs neue «Centro» von den Sissacher Architekten Lehner + Tomaselli aus der Schublade zog und es weiter bearbeiten liess. Ihm, der an jenem Projektwettbewerb ebenfalls teilgenommen hatte, wurde diese Chance aber nicht geboten. Kirchgemeinderatspräsidentin Adriana Linsalata verwies knapp auf die Antwort des Rats auf den Brief, die «gerichtlich abgestützt» sei.
Häfelfingers Auftritt war kurz vor dem Ende der Kirchgemeindeversammlung. Zuvor hatte Linsalata die Anwesenden darüber informiert, dass dieser seine zwei Einsprachen vor Kantonsgericht zurückgezogen habe und ihm dafür gedankt. Eine Einsprache richtete sich gegen den Entscheid der Rekurskommission der Landeskirche, die andere betraf die aufschiebende Wirkung. Nach diversen Schreiben an das Kantonsgericht habe der Architekt seinen Widerstand aufgegeben, führte Linsalata auf Anfrage aus: Ende Juni wurden die Verfahren eingestellt.
Weitere Klage angedroht
Häfelfingers Reaktion lässt den Schluss zu, dass er die Waffen nur deshalb gestreckt hat, weil er keine Chance mehr sah, den Rechtsstreit zu gewinnen. Er schien jedoch nach wie vor der Überzeugung zu sein, in der Sache Recht zu haben.
Der Rückzug der Einsprachen war auch kein Friedensangebot Häfelfingers an den Kirchgemeinderat. Denn er drohte dem Rat der Versammlung sogleich eine weitere Klage an. In der kürzlich herausgegebenen Broschüre über die Kirche St. Joseph sei als Architekt der Renovation von 1979/80 Josef Wey genannt. Ihm, Häfelfinger, werde lediglich die Leitung beim Einbau der Orgel zugeschrieben. Dabei habe er damals die Gesamtverantwortung für die Renovation übernommen und den Auftrag der Kirchgemeinde umgesetzt, nachdem Wey im Streit das Handtuch geworfen hatte.
Gemeindeleiter Martin Tanner versuchte, Häfelfinger zu beschwichtigen. Der vom Architekten angesprochene, kurze Text zur Baugeschichte der Kirche sei nicht die letzte historische Wahrheit mit Anspruch auf Vollständigkeit, sagte er. Bei der Broschüre handle es sich im Wesentlichen um einen Kirchenführer für Kinder. Überdies trage er als Autor die alleinige Verantwortung für das Heftlein und nicht der Kirchenrat.
Finanzen im Lot
Bis zum emotionalen Auftritt Häfelfingers herrschte an der Versammlung, die ausnahmsweise in der Kirche abgehalten wurde, Eintracht: Die Rechnung der römisch-katholischen Kirchgemeinde weist bei Einnahmen von 1,235 Millionen Franken ein Plus von rund 20 000 Franken aus. Dies, nachdem weitere Rückstellungen für den Neubau des «Centro» im Umfang von 275 000 Franken getätigt werden konnten. Damit sind bereits 1,455 Millionen Franken vorfinanziert.
Mit 14 000 Franken schlägt in der Rechnung der Rechtsstreit ums Kirchgemeindezentrum zu Buche: das Anwaltshonorar. Wie die Präsidentin auf Anfrage sagte, werde der Kirchenrat diese Kosten bei Häfelfinger als unterlegene Partei einfordern.
Der Umbau des Pfarrhauses konnte buchhalterisch abgeschlossen werden. Die Versammlung bewilligte einen Nachtragskredit über 132 000 Franken sowie die Bauabrechnung mit Gesamtkosten über 1,482 Millionen Franken. Knapp die Hälfte des Nachtragskredits geht aufs Konto von vorgezogenen Umgebungsarbeiten. Um diesen Betrag – 60 000 Franken – reduzierte die Versammlung alsdann den Kredit für den Neubau des Pfarreizentrums.