Ein Rundgang durch die GF JRG AG
18.09.2020 Bezirk Sissach, Wirtschaft, SissachDie 137-jährige Firma ist trotz Corona gut unterwegs
Wie geht es der GF JRG AG, die mit ihren 300 Mitarbeitenden der grösste Arbeitgeber in Sissach ist? Roland Gisin, seit Anfang Jahr Geschäftsführer, hat uns auf einen Rundgang durch die innovative Firma mitgenommen. Corona habe dem ...
Die 137-jährige Firma ist trotz Corona gut unterwegs
Wie geht es der GF JRG AG, die mit ihren 300 Mitarbeitenden der grösste Arbeitgeber in Sissach ist? Roland Gisin, seit Anfang Jahr Geschäftsführer, hat uns auf einen Rundgang durch die innovative Firma mitgenommen. Corona habe dem Betrieb kaum geschadet, sagt er.
Paul Aenishänslin
Seit dem Jahr 2008 gehört die ehemalige J.+R. Gunzenhauser AG – kurz JRG – zum weltweit tätigen Schaffhauser Industrieunternehmen Georg Fischer (GF). Die 137-jährige Sissacher Firma ist heute das Kompetenzzentrum für Haustechnik bei GF.
Seit Anfang Jahr ist Roland Gisin Geschäftsführer der GF JRG AG. Er hat die «Volksstimme» auf einen Rundgang durch den Betrieb mitgenommen. Rasch gewinnt man den Eindruck einer modernen und innovativen Firma, die einerseits gut in die Georg Fischer AG integriert ist, andererseits dank ihrer Innovationen neue Massstäbe in der Trinkwasserhygiene setzen kann.
Die grossen, hellen, sauber aufgeräumten Fabrikationshallen beeindrucken ebenso wie die modernsten Produktionsmethoden, die vielfach zum Einsatz kommen. Auch zahlreiche Roboter sind zu sehen. Die leistungsfähige Giesserei, die bei unserem Rundgang zuletzt an die Reihe kam, fertigt in schneller Kadenz Ventil- und Rohrleitungsteile, die dann in den verschiedenen Bearbeitungszentren ihre endgültige Form bekommen.
Konstante Mitarbeiterzahl
Die GF JRG beschäftigt seit Jahren rund 300 Mitarbeitende, die fast alle aus der Region Basel stammen. Trotz zunehmender Automation von Produktionsprozessen ist diese Mitarbeiterzahl in den vergangenen Jahren konstant hoch geblieben. Roland Gisin erklärt diese Tatsache wie folgt: «Wir haben die Möglichkeit, das bewährte Sortiment an Haustechnik-Produkten – wie JRG Sanipex – durch neue, innovative Angebote wie das ‹Hycleen Automation System› für die Trinkwasser-Hygiene zu ergänzen.»
Die Covid-19-Krise hat die GF JRG im ersten Halbjahr 2020 zwar auch getroffen, aber weniger stark als befürchtet. «Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen», sagt Geschäftsführer Gisin. Und weiter: «Wir mussten im Mai und Juni etwas Kurzarbeit anordnen, ohne dass es bei uns zu Entlassungen gekommen ist.» Die GF JRG hat keine Unterstützungshilfen des Kantons Baselland oder des Bundes in Anspruch genommen.
Für den Betrieb in Sissach besteht laut Gisin eine Win-win-Situation. Einerseits geniesst sie ein hohes Mass an Autonomie, andererseits profitiert sie davon, Teil eines weltweit tätigen Unternehmens zu sein. Die Haustechnik-Produkte und Angebote der GF JRG werden weltweit nachgefragt, mit eindeutigem Schwerpunkt Schweiz und Europa.
Roland Gisin findet es spannend und herausfordernd, in einer Firma wie der GF JRG tätig zu sein, die im Bereich Trinkwasser-Hygiene führend ist, da qualitativ schlechtes Trinkwasser in vielen Teilen der Welt ein grosses Problem ist. Er freue sich, eine Firma mit motivierten Mitarbeitenden zu führen, die stetig daran arbeiten, bestehende Produktionsprozesse zu verbessern und neue innovative Produkte und Angebote zu entwickeln, sagt er.
Vielleicht hat es damit zu tun, dass sich die GF JRG mit der Trinkwasserqualität und -Hygiene beschäftigt. Auf alle Fälle mutet das Covid-19-Schutzkonzept der Sissacher Firma exemplarisch an. Roland Gisin erklärt, «dass das Konzept in allen GF-Betrieben so umgesetzt wird». Zwar gab es vereinzelte Coronavirus-Fälle – alles Ansteckungen, die ausserhalb des Sissacher Betriebs erfolgten und harmlos verliefen. Gisin ist überzeugt, dass GF JRG als Kompetenzzentrum für Haustechnik trotz der coronabedingten Turbulenzen eine gute Zukunft vor sich hat, wenn die Firma wie bisher innovativ und kundennah bleibe.
Das Fazit des kurzen Besuchs in dieser modernen Sissacher Firma bleibt haften: Die GF JRG ist gut und innovativ unterwegs – möge dies auch in Zukunft so bleiben.
Zur Person
pae. Roland Gisin (53) leitet seit dem 1. Januar 2020 die GF JRG AG. Er ist in Hersberg aufgewachsen und lebt heute mit seiner Familie in Nuglar (SO). Zuerst absolvierte er eine Lehre als Automechaniker, dann eine Zweitlehre als Chemikant. Nach diversen Weiterbildungen, inklusive Studium zum Dipl.-Ing. FH, und Stationen in der Basler Chemie, bei ABB und Emerson ist Roland Gisin nun seit 15 Monaten bei GF JRG in Sissach tätig, wo er als Produktionsleiter startete.
NACHGEFRAGT | ROLAND GISIN, GESCHÄFTSFÜHRER GF-JRG
«Seit Juli spüren wir eine Erholung»
Herr Gisin, was wird heute bei der GF JRG AG in Sissach produziert? Gibt es neue Produkte?
Roland Gisin: Am Standort Sissach werden Armaturen, Filter und die bekannten Trinkwassersysteme JRG Sanipex und JRG Sanipex MT hergestellt. Daneben werden hoch innovative digitale Produkte wie das «Hycleen Automation System» am Standort entwickelt und hergestellt. Dabei liegt unser Fokus auf der Optimierung der Trinkwasser-Hygiene und der Energieeffizienz.
Können Sie uns etwas mehr über das neue «Hycleen Automation System» sagen?
Es unterstützt Betreiber von grösseren Gebäuden wie Hotels, Spitäler, Heime oder Mehrfamilienhäuser dabei, die Trinkwasser-Hygiene sicherzustellen. Es ermöglicht eine energetische Optimierung der Warmwasserbereitstellung, schafft Komfort durch konstante Wassertemperaturen mit kurzen Ausstosszeiten und ist einfach zu handhaben. Zentral über einen Master gesteuerte intelligente Ventile sorgen dafür, dass das Wasser in der gesamten Installation die gewünschten Temperaturen aufweist und regelmässig ausgetauscht wird. Zudem ermöglicht das System eine kontrollierte thermische Desinfektion und führt präventiv eine Wartung der hydraulischen Abgleichventile durch. Es wurde im Frühling 2018 in den Markt eingeführt.
Wie viele Leute arbeiten in der Firma?
Total arbeiten am Standort Sissach mehr als 300 Mitarbeitende in den Bereichen Entwicklung, Produkt Management, Produktion und Vertrieb. Die Zahl ist seit Jahren stabil und wir haben viele langjährige Mitarbeitende.
Was sind die Perspektiven für den Standort? Wie steht es um die Stellung der GF JRG als Kompetenzzentrum für Haustechnik im grossen GF-Konzern? Und wird investiert?
GF JRG nimmt innerhalb von GF die Stellung des Kompetenzzentrums für Haustechnik ein. GF investiert am Standort Sissach laufend in die Entwicklung neuer Produkte und Lösungen, in die Weiterbildung der Mitarbeitenden und in moderne Betriebsmittel.
Wie hat sich das Coronavirus auf die GF JRG ausgewirkt?
Die Baubranche in der Schweiz, in Deutschland und zum Beispiel in Skandinavien hat sich als robust mit sehr stabilen Umsätzen erwiesen. Jedoch gingen die Bestellungen beispielsweise aus Südeuropa und den USA temporär deutlich zurück. Seit Juli spüren wir eine Erholung in den meisten Märkten.
Musste Kurzarbeit eingeführt werden?
Wir mussten für eine beschränkte Zeit in allen Bereichen der Firma Kurzarbeit einführen. Diese lag im Mai und Juni bei rund 25 Prozent.
Gab es Homeoffice?
Als fortschrittliches Unternehmen gab es Homeoffice schon vor Covid-19. Während des Lockdowns wurde davon mehr Gebrauch gemacht, das Homeoffice-Angebot für die Mitarbeitenden wurde deutlich ausgeweitet.
Wie sieht das Covid-19-Schutzkonzept bei der GF JRG aus?
Durch bereits bestehende Pandemiekonzepte waren wir als GF gut vorbereitet. Höchste Priorität hat die Sicherheit der Mitarbeitenden. Ein Pandemiehandbuch regelt die Hygiene- und Sicherheitsmassnahmen während der verschiedenen Stufen einer Pandemie. Innerhalb der Gebäude achten wir auf die Einhaltung der BAG-Empfehlungen und führen regelmässig Rundgänge durch, in denen die Wirksamkeit der Massnahmen überprüft werden. Für Besuchende haben wir ein standardisiertes Anmeldeprozedere inklusive «Contact Tracing».
Bildet die GF JRG AG Lehrlinge aus? Wie viele im Jahr?
Die GF JRG bildet aktuell 26 Lernende in den Berufen Konstrukteur/- in, Logistiker/-in, Polymechaniker/- in, Informatiker/-in, Gussformer/-in und Kaufmännische Angestellte aus.
Interview Paul Aenishänslin