«Hiobsbotschaft ärgert mich sehr»
28.08.2020 Bezirk Sissach, Läufelfingen, VerkehrGemeindepräsidenten sind enttäuscht über den Ausfall der S9
Das «Läufelfingerli» soll während dreier Monate, vom 7. September bis 13. Dezember, grösstenteils durch Busse ersetzt werden. Die Gemeindepräsidentin von Läufelfingen und der Gemeindepräsident von Buckten sind mit der ...
Gemeindepräsidenten sind enttäuscht über den Ausfall der S9
Das «Läufelfingerli» soll während dreier Monate, vom 7. September bis 13. Dezember, grösstenteils durch Busse ersetzt werden. Die Gemeindepräsidentin von Läufelfingen und der Gemeindepräsident von Buckten sind mit der kurzfristigen Umstellung der SBB nicht einverstanden.
Elia Napoli
Ab übernächster Woche fährt das «Läufelfingerli» täglich nur noch drei Mal durchs Homburgertal. Die SBB haben am Mittwoch kommuniziert, dass ab dem 7. September auf der S9-Strecke von Sissach nach Olten hauptsächlich Bahnersatzbusse verkehren werden (die «Volksstimme» berichtete). Der Grund dafür sei der bestehende Lokführermangel.
Die geplante Umstellung auf den Busverkehr soll bis zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember andauern. Die Baselbieter Bau- und Umweltschutzdirektion reagierte enttäuscht über das Vorgehen der SBB. Sie hat die Bundesbahn aufgefordert, den Entscheid umgehend zu revidieren, wie sie am Mittwoch mitteilte. Die SBB habe darauf nicht reagiert.
Auch Sabine Bucher, Gemeindepräsidentin von Läufelfingen, zeigt sich auf Nachfrage verärgert. «Die Gemeinden im Homburgertal setzen, in Zusammenarbeit mit den SBB und dem Kanton, sehr viel daran, die Fahrgastzahlen zu erhöhen. Dabei ist jedoch wichtig, dass sich die Bevölkerung auf die Bahn verlassen kann und der Fahrplan über längere Zeit stabil bleibt.» Die ersten Rückmeldungen, die sie von Einwohnerinnen und Einwohnern erhalten hat, verheissen aber nichts Gutes. «Die Leute sind genervt und verärgert, insbesondere diejenigen, die nach Olten pendeln. Sie suchen teilweise bereits nach Lösungen, wie sie den Bus umgehen können.» Mit gutem Grund, denn die Fahrzeit nach Olten dauert mit dem Bahnersatzbus mehr als doppelt so lange.
In Fahrtrichtung Sissach bewegen sich die zeitlichen Auswirkungen zwar nur im Minutenbereich, allerdings sei der Zug mit Ankunft um 7.24 Uhr bereits jetzt überfüllt, so die Läufelfinger Gemeindepräsidentin. Daher werde ein Bus nicht ausreichen, um alle Pendler zu befördern. Auch nachmittags bis und mit am Abend, rechnet Bucher mit sehr ausgelasteten Bussen.
Finanzielle Entschädigung?
In Buckten ist die Stimmung bei den Einwohnern ähnlich wie im Nachbardorf. Gemeindepräsident Daniel Meier hat aufgrund der kurzen Zeitspanne seit Bekanntwerden der Umstellung nur wenige Reaktionen erhalten, aber auch die Buckterinnen und Buckter seien über die Umstellung der S9 auf Busse nicht erfreut. «Beanstandet wird die Verschlechterung nach Olten. Weiter gibt es bezüglich des Schülerverkehrs Bedenken, denn bereits heute erreichen die Schüler aus dem Homburgertal die Sekundarschule in Sissach offenbar zu spät», sagt Meier.
Der Gemeindepräsident selbst ist ebenfalls häufig mit dem «Läufelfingerli» unterwegs, denn er besitzt kein Auto. «Deshalb is es klar, dass mich diese Hiobsbotschaft sehr ärgert», sagt er auf Nachfrage. Unter anderem, weil er beim Pendeln mit dem Bahnersatz einen Zeitverlust von knapp einer Stunde verzeichnen müsse. «Vonseitens der SBB mag der Beschluss aus rein ökonomischer Sicht tragbar sein, aus politischer, ökologischer und letztlich auch aus raumplanerischer Sicht ist er aber inakzeptabel», sagt er.
Gemeinsam mit den anderen Präsidentinnen und Präsidenten der Gemeinden des Homburgertals werde er das weitere Vorgehen diskutieren. Er gehe aber davon aus, dass gegenüber den SBB primär der Kanton Forderungen stellen müsse, auch wenn dieser sich bereits im Sinne des Homburgertals mit grossem Unverständnis zum Schritt der SBB geäussert habe.
Bei den Forderungen denkt Meier an finanzielle Malus-Zahlungen für ungenügend erbrachte vertraglich zugesicherte Leistungen vonseiten der SBB.