Das grosse Umrüsten hat begonnen
11.08.2020 Baselbiet, ReigoldswilAlle Erstklässler der Sekundarschulen erhalten ihr persönliches Tablet
Das digitale Zeitalter an den Baselbieter Sekundarschulen wird sichtbar: Bis in zwei Jahren werden alle Schülerinnen und Schüler mit einem persönlichen iPad ausgerüstet. Die erste Tranche wird in den kommenden zwei ...
Alle Erstklässler der Sekundarschulen erhalten ihr persönliches Tablet
Das digitale Zeitalter an den Baselbieter Sekundarschulen wird sichtbar: Bis in zwei Jahren werden alle Schülerinnen und Schüler mit einem persönlichen iPad ausgerüstet. Die erste Tranche wird in den kommenden zwei Wochen übergeben.
Christian Horisberger
Für die Erstklässlerinnen und Erstklässler der Sekundarschule Reigoldswil war der gestrige erste Schultag nicht nur der Start in einen neuen Lebensabschnitt. Er war auch ein bisschen wie Weihnachten: Auf den Pulten der Schülerinnen und Schüler warteten brandneue Tablets, die für die nächsten drei Jahren ihnen gehören werden. Die Reaktion im Klassenzimmer der 1AA war ein einstimmiges «cool».
Die meisten der Kinder besassen bislang weder einen eigenen Computer noch ein Tablet, erzählten sie, während sie ihr «Geschenk» auspackten. In der Zeit des Lockdowns mussten sie sich das Gerät für den Not-Unterricht mit anderen Familienmitgliedern teilen – für den erneuten Fall der Fälle wären sie gerüstet.
Kontrolle von Liestal aus
Nach dem Auspacken von Tablet und Schutzhülle/Tastatur fütterten die Schüler das Gerät mit ihrem individuellen Login und Passwort (nach Vorgabe) und starteten das Konfigurationsprozedere. Schliesslich forderte Klassenlehrerin Kristina Dettwiler sie auf, mit dem Finger auf «los» zu tippen: «Jetzt habt ihr euer persönliches iPad vor euch.»
Das Schüler-iPad enthält ausschliesslich Programme oder Apps, die von der Schule für den Unterricht erwünscht sind und von der Baselbieter IT-Zentrale in Liestal aus hochgeladen werden. Der Internet-Browser ist so eingerichtet, dass kein nicht jugendfreier Inhalt durch den Filter kommt. Das gilt nicht nur für Sex-Angebote, sondern beispielsweise auch für Alkohol, wie Lukas Dettwiler vom Stab Informatik bei der Bildungs-, Kultur und Sportdirektion (BKSD) mit einer Anekdote unterstrich: So sei ein Lehrer, der auf seinem Schulgerät online Wein bestellen wollte, an den Jugendschutz-Sperren abgeprallt. Auch sei der Datenschutz in einer Cloud gewährleistet.
In Reigoldswil wurden gestern die ersten neuen Geräte ausgegeben. Diese und kommende Woche werden nach und nach sämtliche 2866 Sek-Erstklässler des Kantons ausgerüstet. Im nächsten und übernächsten Jahr werden wiederum die Erstklässler aller Baselbieter Sekundarschulen ihr persönliches Tablet erhalten. Die aktuellen Zweit- und Drtittklässler gehen leer aus. Nach der Schulzeit gehen die Geräte wieder in den Besitz des Kantons zurück.
Bei Vollausrüstung werden insgesamt 9700 Tablets in Betrieb stehen – Lehrer-Geräte inklusive. Die Kosten belaufen sich bis zur Vollausrüstung Anfang Schuljahr 2022/23 auf 4,8 Millionen Franken. Im Gegenzug entfallen Kosten und Administration für die bestehende Computerumgebung an den Schulen.
Der Beschaffung der Geräte sind mehrjährige Tests vorausgegangen. In 14 von 17 Sekundarschulen wurden einzelne Klassen mit dem iPad oder einem Windows-Notebook ausgestattet. Die dreijährige Pilotphase habe klar zugunsten des Apple-Produkts gesprochen, sagte Christoph Straumann, Leiter Stab Informatik bei der BKSD.
Die Vision der Bildungsdirektion endet nicht bei der Hardwarebeschaffung. Mit den «digitalen Lernbegleitern» würden die Voraussetzungen geschaffen, um die Schüler optimal auf die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen einer digitalisierten Zukunft vorzubereiten, sagte Bildungdirektorin Monica Gschwind vor den Medien.
Während Gschwind gestern anlässlich der Verteilung der Sek-Tablets einen zufriedenen Eindruck machte, stellte sie klar, dass sie mit der Digitalisierung an den Primarschulen unter der Verantwortung der Gemeinden nicht zufrieden ist. Einige seien top, andere «genügen den Ansprüchen im Jahr 2020 nicht.»
Mehr Schüler und mehr Klassen
vs. Im Kanton Baselland erlebten gestern 2730 Primarschülerinnen und -schüler ihren allerersten Schultag. Die Kindergärten verzeichneten 2595 Neueintritte, die Sekundarschulen 2866. Insgesamt registrieren alle Baselbieter Volksschulen – Primar, Sekundar und Gymnasium – aktuell 36 864 Schülerinnen und Schüler. Das sind laut Statistik der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion (BKSD) 730 mehr als im Vorjahr. Kindergarten und Primar haben um 265 Kinder zugelegt, Sekundar um 367 und Gymnasien um 95.
Der Lehrstellenmarkt ist gemäss BKSD sehr stabil. Die aktuelle Hochrechnung verzeichne einen Rückgang der Lehrverträge um 2,5 Prozent (-45).
Neues Zentrum für Brückenangebote
vs. Gestern startete das neue Zentrum für Brückenangebote BL (ZBA BL) in Muttenz mit dem ersten Jahrgang. Das ZBA BL löst die bisherigen dezentralen Brückenangebote ab und bietet neu drei Profile an: das Schulische Profil, das Kombinierte Profil und das Integrative Profil. In allen drei Profilen liegt laut einer Mitteilung der Schule der Schwerpunkt auf der individuellen Förderung der Schülerinnen und Schüler, sodass sie nach einem respektive zwei Jahren eine berufliche Grundbildung antreten können. Das ZBA BL ist Teil der Schulen kvBL, die auch bisher schon die schulischen und integrativen Brückenangebote im Kanton Baselland geführt haben.