«Es soll auf die Gefahren der Hitze aufmerksam gemacht werden»
Im parlamentarischen Vorstoss zu den gesundheitlichen Folgen von Hitzewellen geht es darum, die Bevölkerung auf die Gefahren der Hitze aufmerksam zu machen. CVP-Landrätin Béatrix von Sury ist optimistisch, ...
«Es soll auf die Gefahren der Hitze aufmerksam gemacht werden»
Im parlamentarischen Vorstoss zu den gesundheitlichen Folgen von Hitzewellen geht es darum, die Bevölkerung auf die Gefahren der Hitze aufmerksam zu machen. CVP-Landrätin Béatrix von Sury ist optimistisch, dass der Vorstoss positiv aufgenommen wird.
Anouk Jordi
Frau von Sury, die heissesten Tage dieses Sommers haben wir vermutlich schon hinter uns. Sie haben jetzt Ihren Vorstoss zu Massnahmen gegen die Probleme von Hitzewellen eingereicht. Was wollen Sie damit verändern?
Béatrix von Sury: Mir geht es darum, das Bewusstsein für das Thema zu wecken, und dass die notwendigen Massnahmen ergriffen werden. Durch den Vorstoss sollen diese im gesundheitlichen Bereich präventiv umgesetzt werden. Die Bevölkerung soll auf das Hitzeproblem achten und gesundheitliche Schäden sollen vermieden werden. Ich selber spüre, dass ich in den vergangenen zwei Jahren viel mehr Mühe hatte, mit der Hitze umzugehen, als noch zuvor. Ich fühle mich schlechter und ich schlafe viel weniger gut. Betroffen sind vor allem ältere Personen, aber auch Kleinkinder und Schwangere. Die darf man natürlich nicht vergessen. Ein weiteres Problem, auf das aufmerksam gemacht werden muss, ist die Wasserversorgung während der Trockenperioden.
Wie gross sind die Unterschiede der gesundheitlichen Folgen von heissen Sommern wie die von 2003 oder 2015, verglichen mit milderen Sommern?
Laut BAG verzeichnete die Schweiz im Hitzesommer 2003 7 Prozent mehr Todesfälle, die der Hitze zugeordnet werden konnten. Dies sind 975 zusätzliche Todesfälle. Die Unterschiede sind also auf jeden Fall statistisch signifikant.
Woher weiss man, dass der Auslöser für die gesundheitlichen Probleme wirklich die Hitze ist?
Die erhöhte Sterblichkeitsrate und die gesundheitlichen Auswirkungen traten vor allem zum Zeitpunkt der Hitzeperioden auf. Daher ist die Hitze der einzige Zusammenhang, der hergestellt werden konnte. Dieses Phänomen tritt aber nicht nur in der Schweiz auf, sondern wurde auch in anderen Ländern beobachtet. Man darf aber die übrigen Sommertemperaturen, wenn es nicht übermässig heiss ist, nicht vernachlässigen. Auch die haben gesundheitliche Auswirkungen auf den Körper.
Sie fordern die Umsetzung einer Toolbox gegen negative Gesundheitsauswirkungen von Hitzewellen. Wie und von wem können die Massnahmen umgesetzt werden?
Die Toolbox richtet sich direkt an die Kantone, obwohl sich Gemeinden auch daran orientieren können. Ich habe vor allem den Gesundheitsbereich herausgepickt. Zum Beispiel soll die Bevölkerung auf die Gefahren von Hitzewellen aufmerksam gemacht werden. Jeder soll wissen, wie er sich schützen kann und sich verhalten soll. Es geht aber auch darum, im Gesundheitswesen das Personal gezielt für diese Gefahren zu schulen. Das ist vor allem bei der Spitex wichtig, die oft für ältere Personen zuständig ist. Das Personal soll beispielsweise darauf achten, ob die Patienten genug trinken oder ob es in den Wohnungen zu heiss ist. Und zum Schluss geht es auch darum, im städtebaulichen Bereich dafür zu sorgen, dass genug Grün- und Wasserflächen vorhanden sind. So soll ein Gleichgewicht hergestellt werden zwischen Wärme, Abkühlung und Schatten.
Die Toolbox gibt es bereits seit 2017. Sind die Massnahmen nicht schon in Kraft?
Das ist eine der Fragen, die ich in dem Vorstoss stelle. Ich kann also nicht beurteilen, ob gewisse Massnahmen im Baselbiet bereits umgesetzt wurden. Es hängt immer davon ab, ob die Kapazitäten, das Personal und die Ressourcen vorhanden sind. Wichtig ist ebenfalls, dass der Kantonsarzt diese zur Verfügung hat. Gewisse Kantone haben schneller darauf reagiert. Der Kanton Baselland hat aber schon eine Analyse mit Vermerk auf die Gesundheit darüber gemacht, wo Handlungsbedarf besteht. Daran kann man erkennen, dass die Wichtigkeit und der Bedarf erkannt wurden.
Wie sehen Sie die Chancen des Vorstosses?
Ich schicke den Vorstoss an verschiedene Fraktionen und hoffe, er wird breit unterstützt. Ich gehe davon aus, dass es so sein wird. Schliesslich betrifft das Thema alle und wir können damit den Regierungsrat bei der Umsetzung der Massnahmen unterstützen. Eigentlich müssten Regierungsrat und Landrat das Postulat befürworten, andere Kantone sind schliesslich bereits aktiv geworden. Es wäre also seltsam, wenn man hier keine Zustimmung bekommen würde.
Eine Toolbox gegen die Hitze
ajo. Die Hitzewellen-Massnahmen-Toolbox soll den Kantonen Massnahmen aufzeigen, mit denen die negativen Gesundheitsauswirkungen von Hitzewellen minimiert werden können. Sie wurde vom schweizerischen Tropen- und Public-Health-Institut im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit erstellt. Die Toolbox umfasst drei Ebenen: Die erste ist die Sensibilisierung und Schulung der Bevölkerung und des Personals im Gesundheitswesen. Die zweite Ebene stellt das Management von Extremereignissen dar und zuletzt folgt die langfristige Anpassung an die zunehmende Hitze.
Der parlamentarische Vorstoss «Hitzewellen und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung: Was tun?» fordert die Baselbieter Regierung auf, zu prüfen, ob diese Massnahmen im Kanton bereits umgesetzt wurden. Ausserdem wird die kurz- bis mittelfristige Umsetzung gefordert und dass die Gemeinden auf die Toolbox aufmerksam gemacht werden.