Verlust für die regionale Gastronomie
24.07.2020 Bezirk Waldenburg, OberdorfElf Jahre lang waren Nicole und Andy Wagner eine begehrte Adresse für gutes Essen mit grosser Kundenfreundlichkeit. Sie werden eine Lücke in der hiesigen Gastroszene hinterlassen.
Elmar Gächter
Neu ist die Kunde nicht, dass Nicole und Andy Wagner-Rinkes aufhören ...
Elf Jahre lang waren Nicole und Andy Wagner eine begehrte Adresse für gutes Essen mit grosser Kundenfreundlichkeit. Sie werden eine Lücke in der hiesigen Gastroszene hinterlassen.
Elmar Gächter
Neu ist die Kunde nicht, dass Nicole und Andy Wagner-Rinkes aufhören zu wirten. Ihr Restaurant Fuchsfarm in Oberdorf war schon seit längerer Zeit zum Verkauf ausgeschrieben. Aber dass sich das Wirtepaar entschieden hat, ihren Betrieb am 31. Oktober dieses Jahres ganz zu schliessen, kommt doch überraschend.
Dass die Corona-Pandemie auch ihren Teil zu diesem Entscheid beiträgt, bestätigt Andy Wagner, obwohl die Zeit nach dem Lockdown sehr gut habe gemeistert werden können. Primär seien es gesundheitliche Gründe, die ihnen ein Weiterführen des beliebten Ausflugslokals verunmöglichen. Wagners haben in der Zwischenzeit ihre Verkaufsabsichten aufgegeben und bleiben selber an diesem einmaligen Ort wohnen.
Vier Generationen in der Familie
Fuchsfarm? Ja, diese gab es in der Tat. «Ende der 1920er- und Anfang der 1930er-Jahre wurden hier silberblaue Füchse und Nerze gezüchtet. Sie sorgten bei den feinen Damen von Basels ‹Daig› für die wertvollen Stolas», so Andy Wagner. Nach einer kurzen Zeit als Hühnerfarm und dem Betreiben einer Besenwirtschaft gründete die Familie Hiller hier vor rund 60 Jahren ihr Restaurant. Und wie dazumal kann man hier oben auch heute noch Füchse, Dachse, Rehe oder sogar den einen oder andern Gämsbock bewundern, einfach in freier Landschaft. Und vor allem haben Tausende Gäste dieses Lokal besucht, das einen famosen Ausblick über die grünen Jurahöhen ringsum gewährt. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass die «Fuchsfarm» zu einem eigentlichen Kult-Ausflugsziel geworden ist, im Sommer wie im Winter.
So traditionell wie das Lokal und seine Gartenwirtschaft ist die Eigentümerschaft, denn seit jeher liegt das Restaurant Fuchsfarm in den Händen der Familie Hiller und deren Nachkommen, mit Nicole Wagner-Rinkes in der vierten Generation. In all den Jahren hat der Betrieb Hö- hen und Tiefen erlebt, war mit Pächtern nicht immer glücklich.
Der 1. November 2009 sollte sich als Beginn einer neuen Zeitepoche erweisen. Nicole als Wirtstochter und Andy als Quereinsteiger haben an diesem Tag den Betrieb übernommen und durften sich über eine stets grösser werdende Kundschaft freuen. «Ich habe schon vorher hobbymässig gekocht und konnte mich von Anfang an auf viele gute Freunde, gelernte Köche, stützen» blickt Andy Wagner zurück, der sich die Fähigkeiten als Küchenchef grösstenteils mit Learning by Doing beigebracht hat. Er schwärmt noch heute von der «Antrinkete» mit einer Gästeschar, die vom Restaurant über den Saal bis zur Gartenwirtschaft die ganze «Fuchsfarm» belegt habe. «Es hat wie eine Bombe eingeschlagen.»
Bedauern der Stammgäste
Wer sich ein wenig auf der Facebook-Seite des Restaurant umsieht, dem fallen Kundenbewertungen wie «grandiose Aussicht», «mega freundliches Personal» oder «hammermässiges Cordon-bleu» auf. Andy Wagner ist denn auch stolz, sich zusammen mit seiner Frau und dem Personal einen guten Namen in der Gastronomieszene gemacht zu haben. Dabei verschweigt er nicht, dass dieses Business kein Honigschlecken ist. «Man hat eine massive Präsenzzeit und nur sehr wenig Privatleben. Auch ist es je länger desto schwieriger, im Gastgewerbe finanziell auf einen grünen Zweig zu kommen.» Und dennoch würden Wagners gerne weitermachen, doch die angeschlagene Gesundheit von Wirtin Nicole Wagner erlaubt dies nicht.
Bedauern über die Schliessung macht sich auch bei der Stammkundschaft breit. Stellvertretend für viele Gäste äussern sich Judith und Werner Jäggin aus Hölstein wie folgt: «Man ist hier immer willkommen, geniesst das Bergwirtschafts-Feeling, das gute Essen und gerade in der jetzigen Zeit die schönen Sonnenuntergänge in der grossen Gartenwirtschaft. Vermissen werden wir auch und vor allem die Gastgeber.»