Sorgfältige Arbeit in den Reben trägt Früchte
18.06.2020 Bezirk Sissach, Sissach
Peter C. Müller
Es liegt rund 370 Meter über dem Meeresspiegel, hat eine Fläche von etwa 5 Quadratkilometern und ist eingebettet in eine Talsohle am südlichen Abhang des Sonnenbergs: Maisprach, das nördlichste Dorf des Oberbaselbiets. Vielleicht ist es ...
Peter C. Müller
Es liegt rund 370 Meter über dem Meeresspiegel, hat eine Fläche von etwa 5 Quadratkilometern und ist eingebettet in eine Talsohle am südlichen Abhang des Sonnenbergs: Maisprach, das nördlichste Dorf des Oberbaselbiets. Vielleicht ist es gerade deshalb, dass in seinen Rebbergen immer wieder eine sehr gute Traubenqualität entsteht, aus der hervorragende Weine resultieren.
Für die Endklassierung des Baselbieter Weins 2020 kommen auf alle Fälle gleich zwei von den insgesamt über sechzig Weinen aus Maisprach. Der Pinot Noir Sélection von Peter und Andrea Strübin-Lichtin siegte in der Kategorie Blauburgunder und Markus Graf vom Hof Langacher gewann beim Riesling x Sylvaner.
Fülliger Gaumen, edle Röstaromen
Die unabhängige Fachjury lobte bei Letzterem nicht nur die helle, strohgelbe Farbe, sondern vor allem seine sehr intensive, präzise und typische Frucht. Der Riesling x Silvaner sei in der Nase würzig, voller Zitrusaromen, habe im Gaumen eine mittlere Fülle und einen langen Abgang. Kurz: Der Wein sei das Musterbeispiel eines sortentypischen Riesling x Silvaners.
Und in der Kategorie Blauburgunder habe der Pinot Noir der Strübins vor allem eine reifbeerige, edel-würzige Nase, einen fülligen Gaumen und harmonischen Abgang. Es sei eben ein sehr attraktiver Pinot Noir, der die Vollreife der Trauben schön wiedergebe und sich sehr ausgewogen präsentiere.
Weitere Sieger der Endklassierung für die Baselbieter Weine 2020 kamen einerseits aus Liestal und andererseits aus Muttenz: Thomas Engel von der Kellerei «Siebe Dupf» wurde in der Kategorie Weisse Spezialität für seinen Baselbieter Kerner ausgezeichnet. Und das fast schon erfolgsverwöhnte Weingut von Urs Jauslin und seiner Familie in Muttenz, das auch schon den Staatswein stellte, war mit seinem La Tour Pinot Noir der Gewinner in der Kategorie Rote Spezialität.
Ivan Barbic, Master of Wine und Jurypräsident, lobte beim Wein der Familie Jauslin nicht nur die vielschichtige Nase mit edlen Röstaromen, den fülligen Gaumen und die sehr dichte Textur, sondern auch die gut eingebundene, präsente Säure und die intensive, vielschichtige würzigbeerige Frucht. Es sei ein beeindruckender Barrique-Pinot Noir mit grossem Potenzial, so das Schlussurteil.
Keine Staatsweine in diesem Jahr
Und der Wein von Kellermeister Thomas Engel vom «Siebe Dupf» in Liestal habe eine intensive und parfümartige Nase, einen fülligen Gaumen mit angenehmer Restsüsse und eine beinahe explosive Frucht mit süsssauren Zitrusaromen. Es sei eben ein «sehr trinkiger, perfekt ausgewogener Kerner». In den Verkauf kommen nun alle vier Weine in einem preislich günstigen Degustationsgesamtpaket.
Eigentlich wollte man auch dieses Jahr einige der «Rebbergprodukte» mit Jahrgang 2019 wieder als Staatsweine, also als «ausserordentliche Weine für spezielle öffentliche Anlässe» auszeichnen, doch sei die Coronakrise mit ihrem Lockdown der Gastronomie dazwischengekommen. Da aber die Ausschreibung schon erfolgt sei, habe man sich entschieden, die besten Baselbieter Weine des Jahres 2020 trotzdem oder «gerade zum Trotz» auszuzeichnen, erklärte Lukas Kilcher, Leiter des Ebenrain-Zentrums für Landwirtschaft, Natur und Ernährung in Sissach.
Klimatisch herausforderndes Jahr
Das vergangene sei schliesslich auch «ein anstrengendes und klimatisch herausforderndes Rebjahr» gewesen, führte der neue Baselbieter Rebbaukommissär Urs Weingartner, Leiter der Abteilung Spezialkulturen am Zentrum Ebenrain, aus: Die Trockenheit, vor allem in Verbindung mit den Hitzephasen im Sommer, sei eher nachteilig gewesen.
Zudem habe es im Mai Spätfrost gegeben und auch Pilzkrankheiten wie der Falsche oder der Echte Mehltau hätten erhebliche Auswirkungen gehabt. Die Summe aller Einflüsse habe so den sogenannten Sönderungsaufwand, also das Aussortieren schlechter Trauben, beträchtlich erhöht.
«Dank der Arbeit der Rebleute», so Weingartner abschliessend, «konnte gesamthaft aber eine mittlere Ernte in ausgezeichneter Qualität eingebracht werden.» Und Paul Leisi, Präsident des Verbands der Weinproduzenten Region Basel-Solothurn, meinte abschliessend: «Der Jahrgang 2019 zeichnet sich durch die bekannten feinen Noten aus, schön verpackt in die für die Region typische Aromawelt: im Glas also wohltuend bekannter Genuss in einer turbulenten Zeit!»