«Der beste Kaffee in Sissach»
18.06.2020 Bezirk Sissach, SissachHeiner Oberer
Es ist die Herzlichkeit. Setzt man sich, sei es nur für einen Espresso, an einen der Tische im «Rubino», empfängt einen Herzlichkeit. Italienische Herzlichkeit. Lebensfreude. Lachen. Das, was wir eher zurückhaltenden Schweizer in einem italienisch ...
Heiner Oberer
Es ist die Herzlichkeit. Setzt man sich, sei es nur für einen Espresso, an einen der Tische im «Rubino», empfängt einen Herzlichkeit. Italienische Herzlichkeit. Lebensfreude. Lachen. Das, was wir eher zurückhaltenden Schweizer in einem italienisch geführten Caffè eben erwarten.
Seit dem 1. Juni führen Mimma (38) und Antonio (43) Lacasella das Caffè Rubino in der Sissacher Begegnungszone. Vorher sorgten sie zwei Jahre lang in der «Antica Caffetteria» im Bahnhof Liestal unter anderem mit ihren italienischen Desserts wie Sfogliatina (Windbeutel) oder Cannoli (gefülltes Gebäck aus Sizilien) für Begeisterung. «Die ‹Antica Caffetteria› ist uns mit der Zeit zu klein geworden», sagt Mimma Lacasella. Als sie dann noch angefangen hätten, Tagesmenüs zu servieren, sei der Betrieb vollends aus den Nähten geplatzt: «Wir mussten immer wieder Gäste abweisen und das ist nicht gut für das Geschäft.» So hätten sie sich nach einem neuen Betrieb umgesehen. Durch Zufall seien sie auf das «Rubino» in Sissach gestossen. «Der ideale Betrieb mit der richtigen Grösse für uns», sagt sie.
Vererbtes Baristablut
Inzwischen ist Ehemann Antonio zu uns gestossen, nachdem er zwei Gäste freundlich verabschiedet hat. Da ist sie wieder, die Herzlichkeit. «Richtig», sagt Antonio Lacasella, «bei uns soll sich der Gast wie zu Hause fühlen. Wir bieten kein Schickimicki. Einfach und gut soll es bei uns sein», erklärt er. Aufgewachsen im apulischen Bari, kam Mimma Lacasella mit 18 Jahren im Jahr 2000 in die Schweiz. «‹Guten Morgen› und ‹Guten Abend› war das Einzige, was ich auf Deutsch verstanden habe», erinnert sie sich. Antonio Lacasella lacht. «Ich bin seit der zweiten Primarklasse in der Schweiz», sagt er.
Bei einem Ferienaufenthalt in Bari im Jahr 1997 – Antonio stammt aus einem Nachbardorf – habe er Mimma kennengelernt. Da seine zukünftige Ehefrau zu dieser Zeit noch nicht volljährig war, hätten sie ein paar Jahre eine Fernbeziehung gepflegt. Inzwischen sind sie seit 20 Jahren verheiratet, haben einen 18-jährigen Sohn – und sprechen beinahe akzentfrei Schweizerdeutsch.
Die Verwandten von Mimma führten in Bari eine Konditorei und Antonios Eltern ein Caffè. Das war wohl der Grundstein des Wunsches der beiden, einst ein Kaffee zu führen. Bis es aber so weit war, arbeiteten sie bei verschiedenen Grossverteilern und bildeten sich weiter. Für Mimma Lacasella war von Anfang an klar: Sie muss Deutsch lernen. «Jeden Tag habe ich im Wörterbuch zwei, drei neue Wörter gelernt.» Am meisten habe sie aber mitbekommen, wenn sie einfach drauflosgeredet habe. Sie könne sich noch gut an das erste Mundartwort erinnern, das ihr zu Ohren kam: «Frytig». «Es hat lange gedauert, bis mir klar war, dass das ‹Freitag› heisst.»
Kaffeebohnen aus Mailand
Der Start in Sissach sei – wie bei vielen anderen – von der Coronakrise überschattet gewesen, sagt Antonio Lacasella. Es gelte aber, nach vorne zu schauen. Jammern bringe nichts. Mimma Lacasella nickt. «Wir sind ein eingespieltes Team. Antonio im Service und ich in der Küche.» Von Montag bis Freitag bieten die beiden ein Tagesmenü an. Natürlich italienisch angehaucht. Zusätzlich sind ein Fitnessteller mit frischen Salaten und gebratener Pouletbrust und verschiedene Sandwiches im Angebot. Grossen Wert legen die beiden auf den Kaffee. «Wir servieren einen der besten Kaffees, der vom Familienbetrieb Portioli in Mailand kommt», sagt Mimma Lacasella. Korrigiert sich aber sofort: «Falsch, wir servieren den besten Kaffee in Sissach.»
Rubino Bar Caffè
Hauptstrasse 46a, Sissach
061 971 62 72; info@rubinobarcaffe.ch
www.rubinobarcaffe.ch
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag,
7.30 bis 19.00 Uhr, Samstag, 8 bis 18 Uhr,
Sonntag geschlossen.