Von der Tristesse zum Kunstwerk
28.05.2020 Bezirk Sissach, Kultur, SissachZwei Künstler sorgen mit Spraydose und Pinsel für eine buntere Umwelt
Zwei Künstler aus der Region haben die trostlose Fassade des neuen Wasserpumpwerks bei der Gärtnerei Hagmann mit Sprühdose und Streichfarbe in ein Kunstwerk verwandelt.
Florin ...
Zwei Künstler sorgen mit Spraydose und Pinsel für eine buntere Umwelt
Zwei Künstler aus der Region haben die trostlose Fassade des neuen Wasserpumpwerks bei der Gärtnerei Hagmann mit Sprühdose und Streichfarbe in ein Kunstwerk verwandelt.
Florin Messerli
Die «Regionale Wasserversorgung Wühre» hat mit dem Bau des neuen Grundwasserpumpwerks Leim auf der Grenze zwischen Sissach und Thürnen ein zweites Standbein geschaffen. Laut Daniel Stocker, dem Sissacher Departementschef der regionalen Wasserversorgung, ist der Wasserbedarf in der Umgebung mit diesem Werk für Generationen nachhaltig sichergestellt. Jedoch wirkte die Anlage mit ihren eintönigen, grauen Fassaden trist und langweilig. Darum wurden mit Raphael Roth und Daniel Zeltner kurzerhand zwei Künstler aus der Region engagiert. Ihre Aufgabe: Dem Pumpwerk mit ihrem gestalterischen Können Leben einhauchen.
Zwar wird meistens auf einer grossen Fläche gestaltet und zu Beginn ein Gerüst aufgestellt, doch die Entstehung jedes Kunstwerks ist unterschiedlich: «Man muss bereit sein, eine Umsetzung immer neu anzugehen. Alle Malereien haben Besonderheiten, die sich von Auftrag zu Auftrag unterscheiden», so Roth und Zeltner.
Bei der Auswahl des Motivs befassten sich die zwei Künstler mit dem Wasserkreislauf im Alltag und wählten den Brunnen. Er steht symbolisch für die frei fliessende Quelle und ihr Wasser. Für die Umsetzung arbeiteten sie mit Streichfarbe und Sprühdose. «Die Dose ist zwar immer dabei, aus ökologischen, gesundheitlichen und praktischen Gründen benutzen wir sie aber immer weniger.» Trotzdem sei sie ein einzigartiges Werkzeug, mit dem mühelos gearbeitet und glatte wie auch strukturierte Flächen gefüllt werden können. Schablonen brauchen die Künstler auf den grossen Oberflächen dagegen fast gar nie.
Für sauberes Malen oder Sprühen bei anspruchsvolleren Stellen wird Klebeband benutzt.
Freiheit und Verantwortung
Inspiriert durch die Basler Graffitiszene in den Neunzigerjahren haben Roth und Zeltner mit dem Sprühen von Namen und Pseudonymen begonnen. «Wir wollten kreativ und aktiv sein, etwas gestalten, und uns ein Stück weit miteinander messen.» Das normale Graffiti sei jedoch eine reduzierte Kunstform und habe mit der Arbeit der beiden nichts mehr zu tun. «Das Gestalten von Oberflächen, teils in wochenlanger Arbeit, ist in dieser Form illegal gar nicht möglich. Wir schaffen mittels Farbe und Sprühdose ganze Wandmalereien.»
Mit den Farben wollen Roth und Zeltner trostlosen und grauen Flächen ein Gesicht geben, Stimmungen kreieren und mit ihren Motiven zum Nachdenken anregen. Das Ziel sei, die Umgebung aktiv mitzugestalten und einem Ort mit dieser Form der Kunst einen Mehrwert zu bieten. «Eine Umgebung unter Berücksichtigung der Vorstellung eines Kunden selbst zu gestalten, ist ein grosses Privileg. Jedoch bringt es auch grosse Verantwortung gegenüber dem Betrachter oder Passanten mit sich», sagen die Künstler.
Die Künstler
mef. Raphael Roth und Daniel Zeltner sind in der Region aufgewachsen. Ihre künstlerische Ader entdeckten die beiden früh. Als Teenager fingen sie mit dem Sprühen von einfachen Graffitis an. Mit 14 Jahren zeichneten sie auf der Strasse die ersten Bilder. Später schlossen sie eine entsprechend gestalterische Lehre als Offset- und Siebdrucker ab. Es folgte eine Ausbildung an der Schule für Gestaltung in Basel. In einer Werbeagentur und bei der Beschäftigung als Schriftenund Reklamegestalter sammelten sie Berufserfahrung und verfeinerten ihr Geschick. Heute sind sie als selbstständige Künstler und Illustratoren tätig.