Im Reich der Bienen
15.05.2020 Bezirk Sissach, Häfelfingen, Wittinsburg, Landwirtschaft, NaturKathrin Spatzier ist passionierte Hobby-Imkerin
Die Wittinsburgerin Kathrin Spatzier hält Bienen als Hobby. Sie hat nicht nur die Faszination für die gelb-schwarz gestreiften Tiere gepackt, sondern auch für Produkte mit Bienenhonig oder -wachs.
Michèle ...
Kathrin Spatzier ist passionierte Hobby-Imkerin
Die Wittinsburgerin Kathrin Spatzier hält Bienen als Hobby. Sie hat nicht nur die Faszination für die gelb-schwarz gestreiften Tiere gepackt, sondern auch für Produkte mit Bienenhonig oder -wachs.
Michèle Degen
Ein bisschen Flugverkehr herrscht bereits vor den Holzkisten. Immer wieder landen einzelne Bienen vor einem schmalen Spalt in den Bienenkästen und verschwinden kurz darauf im Inneren. Andere tauchen auf und fliegen über die blühende Frühlingswiese davon.
Die fleissigen Insekten gehören Kathrin Spatzier und sind auf dem Hof Horn in Häfelfingen zu Hause. Die Hobby-Imkerin und ihre Familie leben in Wittinsburg.
«Heute sind sie träge», sagt Spatzier. Sie steht in einem weissen Imkeroverall neben den Bienenkästen. «Zu dieser Zeit und bei dieser Temperatur würden die Tiere normalerweise vor den Kästen eine richtige Wolke bilden.» Vorsichtig öffnet sie den Kasten links vor sich. «Das ist mein erstes Bienenvolk. Ich habe es vor fünf Jahren beim Grundkurs von einem anderen Imker erhalten und habe es immer noch», sagt sie und lächelt. Sie nimmt einen Holzrahmen, in den die Bienen ihre Waben bauen, aus dem Kasten und sieht nach, wie es den Tieren geht.
Kommunikation in der Luft
Seit rund fünf Jahren hat Spatzier eigene Bienenvölker. «Als ich klein war, hatte mein Grossvater Bienen, das war noch in Deutschland», erzählt Spatzier. Sie selbst habe als Erwachsene jedoch immer in Städten gelebt, auch nachdem sie vor sieben Jahren in die Schweiz gezogen war, so die Marketingfachfrau. Sie hat eine berufliche Pause einlegt, um sich ganz dem Mami-Sein zu widmen. Erst als sie einen Job in Basel annahm und mit ihrem Mann nach Tenniken zog, hätten die Voraussetzungen gestimmt. «Dort hatten wir mehr Platz, also habe ich einen Grundkurs gemacht und im Garten mein erstes Bienenmagazin aufgestellt», so Spatzier.
Und das Hobby ihres Grossvaters hat sie voll gepackt. «Bienen sind extrem interessant, ich sehe ihnen gerne zu», sagt Spatzier. «Teilweise kann man beobachten, wie sie miteinander kommunizieren – beispielsweise wenn zwei Bienen je eine gute Futterstelle entdeckt haben und danach beide versuchen, die anderen zu überreden, ihnen an ihren Ort zu folgen.» Auch Spatziers Mann hat das Imkerfieber überkommen.
Irgendwann sei dann der Platz zu knapp geworden. Deshalb klapperten Spatzier und ihr Mann die Bauern in der Region ab und fragten, ob sie nicht ein Plätzchen für ihre Bienen hätten. Auf dem Hof Horn wurden sie fündig. Heute hat sie 17 Bienenvölker. «Das sind mir aber eigentlich zu viele», sagt Spatzier. Sie hätte gerne maximal 10. «Bei dieser Anzahl kann ich mir für jedes Volk genügend Zeit nehmen.» Denn einige der Völker sind auch auf anderen Höfen in der Umgebung untergebracht, wo sie die Obstbäume bestäuben.
«Es geht ihnen heute besser denn je», so Spatzier mit Blick auf ihr erstes Volk. Sorgfältig verstaut sie den Rahmen, auf dem unzählige Bienen herumwuseln, wieder im Holzkasten. «Ich will sie nicht zu lange stören», sagt sie dann und schliesst den Kasten.
Wachstücher: Alternative zu Plastik
Das ist Kathrin Spatzier sehr wichtig. Die Bienen nicht zu sehr behelligen, sie machen lassen und nur die notwendigen Eingriffe vornehmen, wie etwa die jährliche Behandlung gegen Milbenbefall. Auch was den Honig angeht, lässt sie den Tieren den Vortritt. «Wir verkaufen den Honig unserer Bienen zwar, nehmen ihnen aber nie den ganzen weg», sagt Spatzier. «Sie haben ja schliesslich dafür gearbeitet, also sollen sie auch etwas davon haben.» Das Paar schleudert deshalb auch nur einmal im Jahr – gegen Ende des Sommers – Honig, obwohl das auch im Frühling schon ginge. «Wenn es ein schlechtes Jahr für die Bienen war und sie nur wenig Honig produzieren konnten, lassen wir ihnen auch alles. Ich will sie nicht ausschliesslich mit Zuckerwasser füttern», so Spatzier.
Neben dem Honig verkaufen Spatzier und ihr Mann auch Bienenwachskerzen über ihre Webseite. Dazu nehmen sie an vielen Märkten teil, wo sie weitere selbst gemachte Produkte wie Honig-Brot oder Honig-Granola verkaufen. Seit rund einem Jahr stellt Spatzier zudem Bienenwachstücher her.
Sie halten Lebensmittel frisch und gelten als umweltfreundliche Alternative zu Alu- und Frischhaltefolie. Denn die Tücher landen nicht wie die meisten Folien nach einem Gebrauch im Müll, sondern sind bis zu ein Jahr lang wiederverwendbar. Nachdem man sie benutzt hat, reicht es, sie mit kaltem Wasser und etwas Spülmittel zu reinigen und sie trocknen zu lassen. Bis auf rohes Fleisch oder Fisch lässt sich beinahe alles in einem Bienenwachstuch aufbewahren. Durch die antibakterielle Wirkung des Honigs sollen die Lebensmittel sogar länger frisch bleiben.
Baumwollstoff, Wachs und Harz
Die Tücher bestehen aus einem gewöhnlichen Baumwollstoff und Bienenwachs. Letzterer stammt jedoch nicht von Spatziers eigenen Bienen, sondern ist zugekauft. «Weil die Tücher mit Lebensmitteln in Kontakt kommen, muss ich sicher sein, dass der Wachs absolut schadstofffrei ist», sagt Spatzier. «Unsere Bienen sind hier zwar auf einem Biohof, aber sie können ja auch Pollen von Pflanzen aus der Umgebung sammeln, die mit Pestiziden behandelt wurden.» Um sicher zu sein, dass sie ihren Wachs bedenkenlos für die Tücher verwenden kann, müsste sie ihn testen lassen. Irgendwann mache sie das vielleicht einmal.
Aus gemustertem Stoff stellt Spatzier Tücher in der gewünschten Grösse her. Diese werden dann mit dem Wachs, der mit etwas Baumharz gemischt ist, eingestrichen und getrocknet. «Es ist unglaublich einfach, das kann man problemlos selber machen», sagt Spatzier. «Ausserdem ist es ein simpler Weg, um weniger Plastikabfälle zu produzieren.» Mit einer kleinen Sauerei müsse man aber rechnen.
Irgendwann will Spatzier das Angebot ihrer Bienenprodukte noch erweitern, zum Beispiel mit Shampoo. «Aber das hat Zeit», sagt Spatzier und sieht einer Biene nach, die an ihr vorbeifliegt.