Eine Stunde nur fürs Händewaschen
12.05.2020 Baselbiet, BildungIn den Klassenzimmern kehrt wieder Leben ein
Erstmals nach sieben Wochen sind Schülerinnen und Schüler gestern wieder zum Präsenzunterricht angetreten. Die Primarschulen in Sissach, Diegten und Lausen können beim Lehrpersonal fast auf die komplette Belegschaft ...
In den Klassenzimmern kehrt wieder Leben ein
Erstmals nach sieben Wochen sind Schülerinnen und Schüler gestern wieder zum Präsenzunterricht angetreten. Die Primarschulen in Sissach, Diegten und Lausen können beim Lehrpersonal fast auf die komplette Belegschaft zählen.
Sebastian Schanzer
Für die meisten Schülerinnen und Schüler war es ein sehnlichst erwartetes Wiedersehen. Sieben Wochen lang hatten sie ihre Lehrerinnen und Lehrer, das vertraute Schulzimmer und allem voran ihre «Gspäänli» nicht mehr gesehen. Gestern nun endete die Zeit des Fernunterrichts und der Videokonferenzen – alle obligatorischen Schulen stellten wieder auf Präsenzunterricht um. Die Baselbieter Regierung hatte sich entschieden, dies im Vollklassen-Modus zu tun und legte ein Schutzkonzept vor, das die Schulen umzusetzen hatten – angepasst auf deren spezifische Gegebenheiten vor Ort.
An der Primarschule in Lausen tummeln sich seit gestern wieder rund 400 Kinder aus Primarschule und Kindergarten in den Klassenzimmern und auf den Pausenhöfen. Das heisst: Treppenhäuser, Lehrerzimmer oder Werkstätten müssen vom Hauswart regelmässig desinfiziert werden. Die Kinder putzen ihre Pulte oder das Lavabo im Schulzimmer selbst. Sie dürfen gemäss den Empfehlungen das Bundesamts für Gesundheit (BAG) Kontakt untereinander haben – zum erwachsenen Schulpersonal müssen sie aber 2 Meter Abstand halten. Eltern und andere Erwachsene dürfen in Lausen wie auch in anderen Schulen die Schulhäuser nur in bewilligten Sonderfällen betreten.
«Die meisten Lehrpersonen haben mit Klebeband Zonen markiert, welche die Kinder im Klassenzimmer nicht überschreiten dürfen», berichtet der Lausner Schulleiter Thomas Bühler. Bei Kindern über 10 Jahren funktioniere dies gut. «Aber gerade auf der Unterstufe ist die ständige Einhaltung der Abstandsregeln illusorisch.» So sieht es auch Patrick Schwab, Schulleiter an der Primarschule Sissach: «Wir haben unsere Lehrpersonen angewiesen, sich bei der Gestaltung des Unterrichts genau zu überlegen, wie der Abstand eingehalten werden kann – mit dem Wissen, dass dies nicht immer möglich ist.»
«Logistische Herausforderung»
Das heisst aber auch: Sollte sich die kontrovers diskutierte Einschätzung des Bunds, dass Kinder das Coronavirus kaum weitergeben würden, als falsch herausstellen, sind gerade Lehrpersonen von kleineren Kindern einem erhöhten Risiko einer Ansteckung ausgesetzt. Dennoch kann man in Lausen und in Sissach fast auf die komplette Belegschaft zählen, wie die jeweiligen Schulleiter sagen.
Auch die Kreisschule Tenniken-Eptingen-Diegten (TED) muss sich kaum um Ausfälle kümmern. Es gäbe zwar Lehrpersonen, die zur Risikogruppe zählen, so die Co-Schulleiterin Eveline Strub. «Sie vertrauen aber auf die Schutzmassnahmen und möchten nun bei der Schulöffnung dabei sein.» Strub rechnet allerdings mit mehr Ausfällen bei Lehrpersonen wie auch bei Kindern, sobald sich abzeichnet, dass die Ansteckungsrate wieder steige.
Um dies zu verhindern, sollen Kinder und Lehrpersonen auch regelmässig die Hände waschen. «Eine logistische Herausforderung», sagt der Sissacher Schulleiter Patrick Schwab. Er rechnet mit rund einer Stunde pro Tag, die lediglich fürs gestaffelte Händewaschen eingeplant werden muss. In Diegten müssen die Kinder zudem zum Ende der Lektion ihr Znünibrot an ihrem Pult im Klassenzimmer essen. Dies, um sicherzustellen, dass sie ihre mitgebrachten Speisen nicht miteinander teilen. Nach dem anschliessenden Reinigen der Tische und dem Händewaschen dürfen sie für die restliche Zeit auf dem Pausenplatz spielen.