Ein Weltenbummler hat sich eingenistet
19.05.2020 Bezirk Waldenburg, Lauwil, GastronomieDer «Vogelberg» ist wieder offen – der neue Pächter hat als Gastro-Experte die ganze Welt bereist
Die Familienstiftung Voegelin hat nach dem überraschenden Tod der «Vogelberg»-Wirtin einen neuen Pächter gefunden. Am Sonntag freute sich dieser bereits über regen ...
Der «Vogelberg» ist wieder offen – der neue Pächter hat als Gastro-Experte die ganze Welt bereist
Die Familienstiftung Voegelin hat nach dem überraschenden Tod der «Vogelberg»-Wirtin einen neuen Pächter gefunden. Am Sonntag freute sich dieser bereits über regen Besuch.
Sebastian Schanzer
Man wisse ja nie, wie das Leben spielt, aber: «Der Vogelberg, das ist schon ein Ort zum Altwerden.» Das sagt Armando Baumgartner, 62 Jahre alt und seit Mitte April Pächter der höchstgelegenen Bergbeiz im Baselbiet.Wenn er morgens um 6 Uhr aufstehe, böten ihm die Vögel ein Zwitscherkonzert, das er noch nie erlebt habe. «Grossartig!»
Dabei ist der gelernte Koch und Absolvent einer Hotelfachschule in seinem Leben schon weit herumgekommen. Im Alter von 15 Jahren verliess der Thurgauer sein Elternhaus, um die Welt zu erkunden. Im Lauf seines Berufslebens verschlug es ihn unter anderem auf die Fidschi-Inseln, nach Ägypten, Kenia und Ruanda, wo Baumgartner meist angehende Gastronomen in der Organisation und Leitung eines Betriebs unterrichtete und seine Schülerinnen und Schüler lehrte, wie sie ihr westliches Klientel glücklich machen können. Zuletzt führte Baumgartner das 3-Sterne-Hotel Polo in Ascona.
Viel Verrücktes habe er schon gesehen, Höhen und Tiefen erlebt, ein gutes Leben geführt. Seit einiger Zeit sehnte er sich aber nach einem etwas weniger hektischen Umfeld auf dem Land und wurde im Baselbiet fündig. Die bisherige Pächterin Yasmine Papenburg war im Dezember überraschend verstorben. Lange mussten sich Wanderfans gedulden. Seit zwei Wochen nun wohnt Baumgartner im Berghaus, vergangenen Dienstag öffnete er die Türen. Da lag noch etwas Schnee in der Höhe.
Nicht nur «Schnipo» auf der Karte
Wobei: «Hektisch kann es auch hier werden und das soll durchaus so sein», sagt Baumgartner. Rund 80 Mahlzeiten hat er am Sonntag für die hungrigen und durstigen Wanderer zubereitet. Das schöne Wetter lockte sie ins Passwang-Gebiet. Und das dürfte an den kommenden Tagen nicht anders sein, zumal an Auffahrt viele Menschen das Bedürfnis verspüren werden, sich nach wochenlangem Lockdown wieder in einem Restaurant bewirten zu lassen.
Serviert werden Mahlzeiten, wie man sie von einer Bergbeiz erwartet: Cordon bleu, Käse-Wurst-Salat, Rösti. Aber auch Spezialitäten befinden sich auf der Speisekarte: Risotto Milanese mit Safran, Rindsbraten an Merlot-Sauce oder Kalbsbraten mit Kartoffelstock. «Ich bin Koch. Ich will nicht den ganzen Tag Schnipo zubereiten», sagt Baumgartner. Mit ihm arbeiten derzeit vier Personen auf Abruf.
Freilich gelten auch auf dem Vogelberg die Schutzmassnahmen gegen die Weiterverbreitung des Coronavirus. An die Tische im Freien setzen sich jeweils maximal vier Personen. Desinfektionsmittel ist vorhanden und auf einer Liste können die Gäste freiwillig ihre Personalien hinterlassen. Von der Coronakrise will sich Baumgartner denn auch nicht einschüchtern lassen. Die Familienstiftung Voegelin, der das Gasthaus gehört, sei ihm bei der Miete von sich aus entgegengekommen. «Wenn es einmal voll läuft, dann reden wir wieder miteinander.»