Lichtblick trotz Corona
07.04.2020 Bezirk Sissach, GelterkindenDie Pandemie hat auch eine positive Seite – für die Reinigungsbranche
Im Gegensatz zur Mehrheit der Betriebe und Firmen beschert die Pandemie der Reinigungs- und Desinfektionsbranche zusätzliche Aufträge und schafft, zumindest befristet, neue Arbeitsplätze.
Otto ...
Die Pandemie hat auch eine positive Seite – für die Reinigungsbranche
Im Gegensatz zur Mehrheit der Betriebe und Firmen beschert die Pandemie der Reinigungs- und Desinfektionsbranche zusätzliche Aufträge und schafft, zumindest befristet, neue Arbeitsplätze.
Otto Graf
Während viele Betriebe wegen der Corona-Pandemie Kurzarbeit einführen müssen oder gar geschlossen sind, beschert die aktuelle Lage den Firmen im Reinigungssektor Mehrarbeit und zusätzliche Aufträge. In Gelterkinden hat die Studer Clean GmbH ihren Sitz. Sie bietet rund um die Uhr einen Pikettdienst an.
Obwohl die Firma hauptsächlich in den Bereichen Schimmel und Geruchsbeseitigung aktiv ist, wird sie, wie Geschäftsführer Jörg Studer bestätigt, derzeit von Anfragen nach Desinfektionsmitteln aller Art überrollt. Neben Privatpersonen und Firmen gehören auch die beiden Covid-19-Abklärungsstationen in Lausen und in Münchenstein, die durchgehend geöffnet sind, zum Kundenkreis von Studer Clean.
In diesen Stationen desinfizieren die Mitarbeitenden Kontaktzonen, sanitäre Einrichtungen, Böden und weitere Einrichtungen. Ferner ist das Unternehmen beratend aktiv und erbringt dabei eine zuvor kaum gefragte Dienstleistung. «Die Tätigkeit als Berater macht mir viel Freude und scheint eine wichtige Lücke zu schliessen», gibt Jörg Studer zu verstehen.
Die Sicherheit der Mitarbeitenden geniesse oberste Priorität, sagt der Geschäftsführer und meint wörtlich: «Mit Personenschutzausrüstung schützen wir uns, aber auch die Personen, mit denen wir zu tun haben.» Sehr häufig würden in Arztpraxen, sanitären Anlagen, Büro- und Produktionsräumen sowie in privaten Liegenschaften Desinfektionsmittel im sogenannten Kaltnebelverfahren eingesetzt. Das sei eine sehr effiziente Methode, sagt Studer. Dank der langjährigen guten Beziehungen zu den Lieferanten seien bis jetzt beim Bestellen von Nachschub keine Engpässe aufgetreten. Er schliesst aber nicht aus, dass «Geschäftemacher» diese Situation auf ihre Art ausnützen könnten.
Zusätzliches Personal
Wegen der erhöhten Nachfrage nach Dienstleistungen im Reinigungs- und Desinfektionsbereich hat Studer Clean befristet, das heisst bis wieder «Normalbetrieb» herrscht, fünf Personen neu eingestellt. So können Engpässe vermieden werden. Gründlich und effizient reinige man seit eh und je, daran habe Corona nichts geändert. Einzig die Schutzausrüstung, so Studer, werde aus Sicherheitsgründen häufiger getragen, etwa beim Reinigen von Hallenböden oder Lüftungseinrichtungen.
Der Geschäftsführer stellt der Bevölkerung ein gutes Zeugnis im Einhalten der behördlichen Weisungen aus. Neben dem regelmässigen Händewaschen und dem Wahren eines ausreichenden Abstands zu andern Leuten empfiehlt er insbesondere das häufige Desinfizieren des Smartphones und der Bedienungselemente im Auto. Zudem sollten keine fremden Natels benützt werden. Allgemein benützte Einrichtungen sollten kritisch beurteilt werden. «Im Zweifelsfall immer desinfizieren», stellt Jörg Studer fest.
Kontakt dank der Scheiben
Während in Sissach das Café Caprice wie alle anderen Restaurationsbetriebe geschlossen ist, bleibt der dazugehörende Bäckerei-Laden nach wie vor geöffnet. «Ich habe rasch erkannt, dass wir für die Gesundheit unserer Kundschaft und des Personals etwas machen müssen», erklärt «Caprice»-Chef Fredy Gunzenhauser. Noch vor den Ausgangsbeschränkungen hat er im örtlichen Baumarkt für 300 Franken vergleichsweise günstig, wie er betont, acht transparente Acrylglasscheiben samt Montagezubehör erstanden und im Laden sowie an den andern Kontaktstellen montiert. «Die anderen Geschäfte, etwa die Grossverteiler, haben erst Tage später nachgezogen», freut sich der innovative Unternehmer über seine Aktion. Diese Scheiben, ergänzt Gunzenhauser, würden erst demontiert, wenn die Behörden entwarnt haben. Danach werde er sie «versorgen». Denkbar sei auch, die Scheiben beim Gärtnern zu verwenden.
Die auf Ladenbau und Inneneinrichtungen spezialisierte Schreinerei Hans Rickenbacher AG in Läufelfingen verwendet seit Jahren Acrylglasscheiben in ihrem Betrieb. Wie Werkstattleiter Stephan Beugger sagt, werden die zugelieferten Platten zugeschnitten und auf der CNC-Maschine nach den Bedürfnissen der Kundschaft bearbeitet. Sie dienen in erster Linie als Spuckschutz, etwa in Metzgereien oder Bäckereien. Die Corona-Pandemie, so Beugger, habe die Nachfrage nach diesen Schutzscheiben bis jetzt kaum erhöht.