Kurzarbeit für Bus-Chauffeure
07.04.2020 Baselbiet, VerkehrÖV-Anbieter verzeichnen mehr als 80 Prozent weniger Passagiere
Die Passagierzahlen von BLT und AAGL sind wegen der Coronakrise um mehr als 80 Prozent zurückgegagen. Im besten Fall drohen der BLT Einbussen von 8 Millionen Franken. Sorgen bereitet dem BLT-Direktor Andreas Büttiker aber ...
ÖV-Anbieter verzeichnen mehr als 80 Prozent weniger Passagiere
Die Passagierzahlen von BLT und AAGL sind wegen der Coronakrise um mehr als 80 Prozent zurückgegagen. Im besten Fall drohen der BLT Einbussen von 8 Millionen Franken. Sorgen bereitet dem BLT-Direktor Andreas Büttiker aber etwas anderes.
Sebastian Schanzer
Es ist paradox: Einerseits sind die Anbieter des öffentlichen Verkehrs von Bund und Kantonen dazu angehalten, auch während der Coronakrise ihr Grundangebot aufrechtzuerhalten. Andererseits gilt der Aufruf an die Bevölkerung, den öffentlichen Verkehr so wenig wie möglich zu nutzen. Entsprechend verzeichnen die Transport-Unternehmer derzeit massive Einbrüche bei den Einnahmen.
Der ganze Tarifverbund Nordwestschweiz rechnet derzeit im besten Fall mit Mindereinnahmen von 35 Millionen Franken, die Baselland Transport AG (BLT) beziffert ihren Ertragsausfall – ebenfalls im besten Fall – auf rund 8 Millionen, wie deren Direktor Andreas Büttiker auf Anfrage sagt. Die Summe könnte aber durchaus auf 15 Millionen ansteigen, sagt er, je nachdem, wie lange die Krise noch andauert.
Denn der Aufruf des Bundesrats, nach Möglichkeit zu Hause zu bleiben, wirkt: Nur noch 10 bis 15 Prozent der regulären BLT-Fahrgäste steigen derzeit in einen Zug oder Bus.Die Autobus AG Liestal (AAGL) meldet ebenfalls einen Passagier-Rückgang von mehr als 80 Prozent. Das Angebot der BLT wird im oberen Baselbiet jedoch zu rund 90 Prozent aufrechterhalten. Das Transportunternehmen hat sich mit der Baselbieter Bau- und Umweltschutzdirektion (BUD) darauf geeinigt, tagsüber im Minimum den Stundentakt zu fahren, damit die Erschliessung der Gemeinden gewährleistet bleibt. Im unteren Baselbiet wurde das ohnehin üppigere Angebot der BLT auf 80 Prozent reduziert. Die AAGL hat ihren Fahrplan um 40 Prozent ausgedünnt, wie Simon Dürrenberger von der Geschäftsleitung sagt. Um für ihre Passagiere die Einhaltung der Abstandsregeln zu gewährleisten, mussten die BLT wie auch die AAGL aber zusätzliche Busse auf stark frequentierten Strecken einplanen.
Keine Billettkontrollen
Wer für die Einnahmenverluste bei den ÖV-Anbietern aufkommt, ist derzeit noch offen. Sowohl die BLT als auch die AAGL haben für ihre Chauffeure Kurzarbeit beantragt. Auch werden derzeit keine Billettkontrollen durchgeführt. Man vertraue auf die Redlichkeit der Kundinnen und Kunden. Die Einsparmöglichkeiten seien bei der BLT aber gering, so Büttiker. «Wenn die Krise überstanden ist, werden wir uns mit den Bestellern an einen Tisch setzen.» Wenn für ihn auch klar ist, dass man nicht einfach den Steuerzahler mit den Ertragsausfällen belasten kann, ist er zuversichtlich, dass es zu einer einvernehmlichen Lösung kommen wird.
Weit grössere Sorgen bereitet dem BLT-Direktor der von den SBB verhängte Baustopp in Liestal. Wie viele weitere Baustellen der SBB wurde auch jene zum Vierspurausbau Ende März heruntergefahren. Büttiker hat kein Verständnis für diese Massnahme. «Es ist durchaus möglich, die Sicherheit der Arbeiter auf der Baustelle zu gewährleisten, wie ein aktuelles 20-Millionen-Bauprojekt der BLT in Pratteln beweist.» Zudem sei es gerade jetzt wichtig, die Bauunternehmen mit Aufträgen zu versorgen und in die Zukunft zu investieren.
Sorgen bereitet Büttiker der SBB-Baustopp aber vor allem, weil er die Pläne zur Erneuerung der Waldenburgerbahn (WB) gefährden könnte. «Bei diesem Grossprojekt sind wir darauf angewiesen, dass sich die SBB an den Zeitplan halten.» Ansonsten gerate der ohnehin enge Fahrplan der WB-Erneuerung ins Wanken. Geplant ist, im Dezember 2022 die neue WB zu eröffnen. «Wir treiben das Projekt Waldenburgerbahn jedenfalls weiterhin und mit voller Kraft voran.»
Derweil freut sich der BLT-Direktor darüber, dass die Schutzmassnahmen für seine Mitarbeiter Wirkung zeigen. Von 500 beschäftigten Personen sei derzeit nur eine Person am Coronavirus erkrankt. Zehn Weitere befinden sich in Quarantäne. Bei der AAGL ist derzeit kein bestätigter Fall bekannt, wie es auf Anfrage heisst.