Erdbeeren ernten, ohne sich zu bücken
28.04.2020 Bezirk Sissach, Zunzgen, LandwirtschaftNeuartige Stellagenkultur bringt viele Vorteile
Auf dem Zunzgerberg ist eine neuartige Erdbeeranlage entstanden, bei der die Früchte im Stehen gepflückt werden können. Und dies bis in den Herbst hinein.
Brigitt Buser
Auf dem Zunzgerberg werden neuerdings auch ...
Neuartige Stellagenkultur bringt viele Vorteile
Auf dem Zunzgerberg ist eine neuartige Erdbeeranlage entstanden, bei der die Früchte im Stehen gepflückt werden können. Und dies bis in den Herbst hinein.
Brigitt Buser
Auf dem Zunzgerberg werden neuerdings auch Erdbeeren angebaut. Auf der Anlage erstrecken sich über eine Länge von 60 Metern und einer Breite von 7 Metern 5 Reihen mit sogenannten Stellagen für die Pflanzen. Errichtet wurde die Anlage von Manuel Wüthrich, Sohn eines der dortigen Landwirte, der in vier Jahren den Betrieb seines Vaters übernehmen wird. Auf dem Betrieb werden vorwiegend Kirschen, Zwetschgen, Äpfel sowie in kleineren Mengen Birnen angebaut.
«Zurzeit absolviere ich auf dem Breitenhof in Wintersingen die Lehre zum Obstfachmann, die ich im Sommer abschliessen werde. Bei einem Betriebsbesuch mit der Berufsschule sah ich den Anbau von Erdbeeren auf Stellagen», erzählt Wüthrich. Dabei handelt es sich um einen geschützten Anbau in Kistchen auf erhöhten Stellagen unter einer Folienabdeckung mit immer tragenden Pflanzen der Sorte Murano. Der Jungbauer ist begeistert von dieser Art Kultivierung, schafft sie doch die besten Voraussetzungen für einen optimalen Anbau. Nach Rücksprache mit seinem Vater war der Entscheid für eine Anlage bald gefallen.
Erste Ernte Mitte Mai
Noch vor der Lieferung der Stellagen wurden die benötigten Pflanzen in Kistchen mit je acht Pflanzen pro Laufmeter gesetzt und diese unter Vlies vorkultiviert, bis die Anlage aufgebaut war.
Mittlerweile gedeihen die Pflanzen in einer Höhe von 1,5 Metern über dem Boden und blühen teilweise auch schon. Zweimal täglich werden sie während drei Minuten automatisch bewässert, wobei überschüssiges Wasser in einem Tank aufgefangen und wiederverwendet wird. «Mitte Mai kann ich zum ersten Mal ernten», erklärt der angehende Obstfachmann. Nach der Haupternte im Juni könnten bis in den Oktober hinein Früchte gelesen werden. Vermarktet werden die Erdbeeren, wie so viele andere Produkte der Familie Wüthrich auch, direkt im Dorf.
Ein grosser Vorteil der Stellagenkultur ist, dass sie anders als bei der Bodenkultivierung keinen Standortwechsel erfordert. Beim klassischen Anbau kommt es rasch zu «Bodenmüdigkeit». Zudem bevorzugen Erdbeeren humose, lockere Böden. Da diese im Baselbiet aber eher schwer sind, bedürfen sie vorab einer guten Bodenverbesserung. Durch die Kultivierung in Kistchen können diese relativ bequem mit für Erdbeeren optimaler Erde gefüllt und bepflanzt, aber auch problemlos ausgetauscht werden.
Weniger anfällig für Krankheiten
Ob er die Neubepflanzungen aus Ablegern selbst heranzieht, hat Manuel Wüthrich noch nicht entschieden. Ein weiterer Vorteil dieser Art Kultivierung ist eine grössere Pflückleistung dank der angenehmen Arbeitshöhe, wodurch es weniger Beerenpflücker braucht. Zudem ist eine Kultur auf Stellagen besser durchlüftet und durch die Folie vor Regen und Hagel geschützt.
Damit sind die Pflanzen auch weniger anfällig für Krankheiten wie den Mehltau und die Botrytis-Fruchtfäule oder für Schädlinge wie Spinnmilben, die gerne in heissen Sommern auftreten. Dadurch ist mit diesem Anbau weniger Pflanzenschutz notwendig. Schneckenfrass ist in luftiger Höhe schon gar kein Thema. Ausserdem ist mit haltbareren Früchten und besseren Erträgen zu rechnen.
Ein grosser Vorteil beim Anbau von immertragenden Früchten ist ferner, dass sich nach Frostschäden sofort neue Blütentriebe bilden und erfahrungsgemäss mit guten Erträgen zu rechnen ist.
Ist Regen in Sicht, wird der Boden unter den Stellagen noch mit Gras eingesät. Sollte nach einer guten Ernte in diesem Sommer die Nachfrage nach den nach IP-Richtlinien kultivierten Früchten gross sein, will Manuel Wüthrich die Anlage erweitern.