Eine Hotline und 40 Freiwillige
07.04.2020 Bezirk Sissach, SissachDie Nachbarschaftshilfe läuft unter dem Motto «Zämestoh»
Auch in Sissach ist seit einigen Wochen die Nachbarschaftshilfe aktiv. Die Gemeinde und verschiedene Organisationen haben sich auf Initiative der Sissacherin Naemi Schaub zusammengetan und bieten nun eine Hilfs-Hotline ...
Die Nachbarschaftshilfe läuft unter dem Motto «Zämestoh»
Auch in Sissach ist seit einigen Wochen die Nachbarschaftshilfe aktiv. Die Gemeinde und verschiedene Organisationen haben sich auf Initiative der Sissacherin Naemi Schaub zusammengetan und bieten nun eine Hilfs-Hotline an.
Remo Schraner
Seit das Coronavirus das Oberbaselbiet erreicht hat, haben sich in Sissach vereinzelte Quartiere zusammengetan und sich gegenseitig mit Einkaufsdiensten unterstützt. Die Sissacherin Naemi Schaub war begeistert von diesem Engagement und wollte alle Freiwilligen zusammenbringen, sodass den Menschen, die zur Risikogruppe gehören, möglichst gut geholfen werden kann. «Mein Wunsch war es, ein ‹gemeinsames Ding› daraus zu machen», sagt Schaub. Gesagt, getan: Nach vielen Gesprächen, unter anderem mit der Gemeinde, dem Frauenverein und den Kirchgemeinden, wurde Mitte März die Sissacher Nachbarschaftshilfe-Hotline aktiv. Alle Freiwilligen und Hilfesuchenden können sich nun an eine zentrale Stelle wenden. Mittels Flyer wurden die Sissacher Haushalte auf das Angebot hingewiesen.
Getreu dem Motto «Zämestoh», wie es auf den Flyern heisst, haben sich rund 40 Helferinnen und Helfer gemeldet. «Die Hotline wird vom Sekretariat der katholischen Kirche, einer freiwilligen Helferin und mir betreut», sagt Naemi Schaub.
Checkliste für die Helfenden
Bittet jemand um Unterstützung, wird eine freiwillige Person gesucht und kontaktiert. «Die Helferin oder der Helfer wiederum ruft die Hilfe suchende Person an und vereinbart alle Details. Etwa, wo der Einkaufszettel deponiert wird oder wie der Einkauf bezahlt werden soll», erklärt Schaub. Damit alles möglichst reibungslos abläuft, erhalten die Freiwilligen eine entsprechende Checkliste.
Die vergangenen Wochen waren für Naemi Schaub intensiv – doch ihr Einsatz habe sich gelohnt, wie sie selbst sagt: «Es ist schön zu spüren, dass die Menschen unser Angebot wertschätzen. Und ich hoffe, dass die Nachbarschaftshilfe in ein paar Tagen noch routinierter abläuft, sodass wir viele Menschen miteinander verbinden können und ich wieder etwas zur Ruhe komme», sagt Schaub und lacht.
Drei Helferinnen der Sissacher Nachbarschaftshilfe erzählen von ihren Erfahrungen:
«Vor ein paar Tagen bekam ich den Auftrag, für einen Herrn Lebensmittel einzukaufen und etwas aus der Apotheke zu besorgen. Nach unserer ersten, telefonischen Kontaktaufnahme holte ich seine Einkaufsliste und seinen Einkaufskorb bei ihm zu Hause ab. Geredet haben wir dabei, ganz BAG-konform, über das Küchenfenster.
Es hat mich beeindruckt, wie der Herr alles wunderbar vorbereitet hat. Selbst die Einkaufsliste hat er detailliert und in seiner schönsten Handschrift geschrieben. Das hat mir das Einkaufen erheblich vereinfacht und seine Lieblingsprodukte konnte ich beim Grossverteiler so schnell finden.
Auf das Angebot der Nachbarschaftshilfe bin ich über Facebook aufmerksam geworden. Ich finde es super, dass es bei uns in Sissach ein solches Engagement gibt – ein grosses Dankeschön an dieser Stelle an die Organisatoren! Gerade jetzt in der momentanen Situation müssen wir zusammenhalten und füreinander da sein. Für mich bedeutet dies, dass ich Menschen, die der Risikogruppe angehören, unterstützen möchte.
Dabei kann ich sehr gut nachvollziehen, dass es nicht einfach ist, diese Hilfe in Anspruch zu nehmen. Vor allem dann, wenn man theoretisch imstande wäre, selbst einzukaufen. Schliesslich ist es etwas Schönes, wenn man alle Produkte selbst aussuchen und auf dem Weg in den Laden und wieder nach Hause etwas frische Luft schnappen kann.
Darum finde ich es sehr wichtig, dass wir heute den Abstand einhalten und gewisse Einschränkungen akzeptieren – dann können wir uns bald wieder in die Arme schliessen!»
Nicole Thommen, Kindergarten-Lehrperson
«Ich arbeite nur in einem kleinen Pensum und meine Kinder sind recht selbstständig, was die Bearbeitung ihres Schulstoffs betrifft. Das heisst, ich habe genug Zeit, mich auch um andere Menschen zu kümmern. Darum habe ich mich als Helferin bei der Nachbarschaftshilfe Sissach gemeldet. Kurz darauf erhielt ich bereits meine erste Anfrage. Von nun an gehe ich für eine Person in Sissach zweimal wöchentlich einkaufen. Das Vertrauen zwischen dieser Person und mir war von Anfang an da. Es entstand eine Freundschaft, zu der es in «normalen Zeiten» wohl gar nicht gekommen wäre.
Die Nachbarschaftshilfe empfinde ich in dieser Zeit als etwas sehr Wichtiges. Darum will ich meinen Beitrag dazu leisten. Und die Dankbarkeit, die man als Helferin spürt, ist etwas Grossartiges!»
Sonja Burn, Mitarbeiterin im Pflegebereich
«Als Studentin verbringe ich die Tage zurzeit im Selbststudium oder ich verfolge die Vorlesungen online. Als ich durch meine Eltern von der Nachbarschaftshilfe erfahren habe, meldete ich mich sofort als Helferin. Denn so kann ich für jemanden etwas Gutes tun.
Bald darauf bekam ich den Auftrag, für eine ältere Dame einkaufen zu gehen. Telefonisch gab sie mir die Einkaufsliste durch. Eine Tasche mit dem Geld und den Früchtesäckchen stellte sie mir vor ihrem Haus zum Abholen bereit. Da ich genau wusste, was sie wollte, war der Einkauf kein Problem. Als ich sah, dass ein paar Produkte auf der Liste ausverkauft waren, rief ich die Dame kurz an, um nach einer Alternative zu fragen. Alles verlief sehr unkompliziert.
Nach dem Einkauf wartete sie bereits auf mich. Aus sicherer Entfernung bedankte sie sich bei mir und fragte mich, wie ich den Alltag erlebe, und so tauschten wir uns ein wenig aus. Beim Verabschieden fragte sie mich, ob sie mich weiterhin für den Wocheneinkauf anfragen dürfte. Ich war natürlich damit einverstanden.»
Annina Bodmer, Studentin
Nachbarschaftshilfe Sissach
rs. Sie wohnen in Sissach und brauchen Unterstützung? Dann melden Sie sich von Montag bis Freitag zwischen 9 und 11 Uhr und zwischen 14 und 16 Uhr unter der Nummer 061 971 13 79.
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