Drei junge Frauen – drei innovative Projekte
24.04.2020 Baselbiet, Bildung, RegionRegion ist bei «Schweizer Jugend forscht» gut vertreten
Heute ist der Finaltag des Nationalen Wettbewerbs von «Schweizer Jugend forscht». Dabei werden zahlreiche Projekte prämiert. Unter den Teilnehmenden befinden sich auch drei Oberbaselbieterinnen.
Julia ...
Region ist bei «Schweizer Jugend forscht» gut vertreten
Heute ist der Finaltag des Nationalen Wettbewerbs von «Schweizer Jugend forscht». Dabei werden zahlreiche Projekte prämiert. Unter den Teilnehmenden befinden sich auch drei Oberbaselbieterinnen.
Julia Kaufmann
Seit über 50 Jahren gewährt die Stiftung Schweizer Jugend forscht (SJf) motivierten Jugendlichen erste Einblicke in verschiedene Wissenschaftsgebiete und unterstützt sie bei der Berufs- und Studienwahl. Durch die Angebote von SJf können junge Menschen Kontakte zu Industrien, Universitäten sowie auch zu Gleichgesinnten knüpfen.
Beim Nationalen Wettbewerb erhalten junge Talente im Alter von 16 bis 23 Jahren die Chance, ihre wissenschaftlichen Projekte einem breiten Publikum zu präsentieren. Nach der Vorselektion im Herbst wird jedem Jungforscher ein Experte als Betreuungsperson zugeteilt, der Tipps zur Verbesserung der Arbeit gibt. Im Frühling findet dann der eigentliche Wettbewerb statt, der drei Tage dauert. Er besteht aus einer Poster-Ausstellung, einer Vorstellungsrunde der Projekte und aus einer Beurteilung durch die Fachjury. Zum Schluss findet die offizielle Preisverleihung statt, bei der die Produkte prämiert werden und die Teilnehmer ihr entsprechendes Preisgeld erhalten. Die besten Arbeiten werden zudem mit Sonderpreisen belohnt, welche die Jungforscher zur Teilnahme an internationalen Veranstaltungen einladen.
«Food Waste» in der Schweiz
Da aufgrund der aktuellen Lage Veranstaltungen untersagt sind, wird der diesjährige Nationale Wettbewerb virtuell durchgeführt. Am Finaltag, dem 24. April, werden die Werke prämiert. Alle Resultate werden im Internet auf der Website sfj.ch bekannt gegeben. Die öffentliche Poster-Ausstellung wird auf den Herbst verschoben.
Über 2 Millionen Tonnen Lebensmittel werden in der Schweiz jährlich weggeworfen. «Definitiv zu viel», findet Viviane Amrein aus Rünenberg und hat deshalb ein Konzept entwickelt, um der Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken. Die 19-Jährige engagiert sich für einen nachhaltigeren Lebensstil und wollte sich damit auch in ihrer Maturarbeit auseinandersetzen. «Food Waste» verursacht rund ein Viertel der Umweltbelastung der Ernährung in der Schweiz. Da grosses Potenzial besteht, diesen Anteil zu verringern, erschien ihr dies als ideales Thema.
«In meiner Arbeit möchte ich beweisen, dass Profit und Nachhaltigkeit keineswegs ein Widerspruch sein müssen», so Amrein. In einem ersten Teil der Arbeit analysiert sie, was in der Schweiz bereits gegen Lebensmittelverschwendung unternommen wird. Bei ihren Nachforschungen stellte die Gymnasiastin fest, dass es auf jeden Fall noch Platz für weitere «No Food Waste»-Organisationen auf dem Markt gäbe. Deshalb entwickelte sie in einem zweiten Teil einen Businessplan für ein eigenes Unternehmen.
Die Idee ist, von Grossverteilern Lebensmittel einzusammeln, die im Laden nicht mehr verkauft werden können, aber durchaus noch geniessbar sind. Diese Produkte werden dann zu einem vergünstigten Preis an die Konsumenten abgegeben. «Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist von den Herstellern extrem früh angesetzt, da die Behörden alles streng überwachen und schnell eine Klage drohen kann. Doch die meistens Produkte sind bei korrekter Lagerung über dieses Datum hinaus haltbar», so Amrein. In der Region gibt es zwar einige Fabrikläden und in Basel sogar ein Backwaren-Outlet, doch ein Lebensmittel-Outlet mit Frischwaren ist bis jetzt noch nicht vertreten. Die Maturandin hat noch weitere Ideen, um die Lebensmittelverschwendung zu verringern, wie beispielsweise die Ware mit einem Strichcode anstelle eines Haltbarkeitsdatums zu versehen. Der Code wird mit dem Handy gescannt und zeigt das vom Hersteller empfohlene Datum auf. Dieser Vorgang sollte allerdings selten notwendig sein. «Durch gesunden Menschenverstand sind wir selbst in der Lage zu urteilen, ob ein Produkt noch essbar ist oder nicht. Allerdings kann das Datum der Mindesthaltbarkeit viele Konsumenten abschrecken und sie werfen Nahrungsmittel weg, ohne sie vorher getestet zu haben.»
Auf den Nationalen Wettbewerb aufmerksam geworden sei sie durch ihre Betreuungsperson bei der Maturarbeit. «Es war eine tolle Erfahrung, mit Fachleuten zusammenarbeiten und neue Kontakte knüpfen zu können», sagt Amrein.
Nachhaltige Landwirtschaft
Auch die Wettbewerbsarbeit von Lisa Zumbrunn entstand aus ihrer Maturarbeit. Die 20-jährige Studentin kommt aus Wittinsburg und verbringt ihre Freizeit gerne in der Natur. Das Ziel ihrer Arbeit war, zu eruieren, wie man Landwirtschaft und Nachhaltigkeit vereinen kann. «Der Begriff Permakultur war mir zunächst nicht geläufig. Erst bei einer Besprechung mit meinem damaligen Geografielehrer stellte ich fest, dass sich das Thema perfekt für meine Arbeit anbietet», erinnert sich Lisa Zumbrunn. Permakultur leitet sich vom englischen Begriff «permanent agriculture» ab, dauerhafte Landwirtschaft auf Deutsch.
Auf die Frage, wie man Permakultur am besten erklärt, antwortet die Studentin: «Permakultur ist eine Planungsmethode mit dem Ziel, natürliche Prozesse zu imitieren.» Nach einigen Recherchen erkannte sie, dass Permakultur in der Schweiz noch nicht sehr verbreitet ist, obwohl sie viele Vorteile mit sich bringt. Unter anderem wird die Natur geschont und auch der CO2-Ausstoss verringert, da Fahrzeuge und Maschinen eher weniger gebraucht werden.
Erfahrung im eigenen Garten
Zumbrunn wendet Permakultur auch selbst in ihrem Garten an, wie beispielsweise die Technik des Mulchens. Hierzu wird der Boden mit organischem Material abgedeckt. Die Schicht aus Pflanzenresten schützt die darunterliegende Erde vor dem Austrocknen und versorgt sie gleichzeitig mit Nährstoffen. «Besonders jetzt, wo es zu immer längeren Trockenperioden kommt, könnte sich die Landwirtschaft diese Methode zunutze machen», meint die 20-Jährige.
«Es ist schwierig, ein bestimmtes Konzept zu entwickeln, das für alle Betriebe funktioniert. Zuerst muss die Situation analysiert werden. Dafür ist Erfahrung und auch Kreativität erforderlich, aber der Aufwand lohnt sich auf jeden Fall», sagt Zumbrunn. Sie hofft, durch den Nationalen Wettbewerb Permakultur einem breiteren Publikum näherbringen zu können.
Eichhörnchen in Zürich
Das Fachmaturitätspraktikum der FMS absolvierte Sarah Wirth aus Lupsingen im Bereich Wildtierbiologie. Dort hatte sie die Möglichkeit, bei einer Kampagne mitzuarbeiten, die Eichhörnchen in der Stadt Zürich näher erforschte. Wirth fand grossen Gefallen an dem Projekt und beschloss, dieses Thema auch in ihrer Fachmatur-Arbeit aufzugreifen.
In ihrer Arbeit konzentrierte sie sich vor allem auf die Vernetzungskorridore von Eichhörnchen und kam zum Schluss, dass die vom Menschen geschaffenen Strukturen negativen, aber auch positiven Einfluss auf die Existenz der Eichhörnchen haben können. Während intensive Nutzung und starke Verbauung von Gebieten den Lebensraum von Eichhörnchen stark einschränken können, bieten ihnen Parks Ausbreitungsmöglichkeiten. «Auch Brücken tragen zur Ausdehnung ihres Territoriums bei. So konnten beispielsweise einige Eichhörnchen auf die Werdinsel in der Limmat übersiedeln, obwohl die Ufer relativ weit auseinanderliegen», erklärt die 20-Jährige.
Eichhörnchen und Mensch können gut miteinander leben, da die Anwesenheit der kleinen Säugetiere von uns meist als positiv wahrgenommen wird. Doch werden grössere Wildtiere in städtischen Gebieten gesichtet, wie etwa ein Wolf, kann schnell Panik aufkommen. Hier ruft Sarah Wirt dazu auf, nicht überstürzt zu handeln. «Fotos an Boulevardzeitungen zu schicken, kann für Aufruhr bei der Bevölkerung sorgen. Besser ist es, sich an Fachstellen zu wenden, wie zum Beispiel an lokale Wildhüter oder an Websites wie stadtwildtiere.ch, wildenachbarn.ch und cscf. ch», rät sie.