Die Katze bleibt im Sack
09.04.2020 Bezirk Sissach, Gelterkinden, PolitikNoch keine Kandidatur fürs Gemeindepräsidium
Nach dem wohl definitiven Verzicht der beiden SP-Vertreter im Gemeinderat und dem Abwarten des neu gewählten Peter Gröflin, dürfte das neue Gemeindeoberhaupt aus den Reihen der vier BZG-Ratsmitglieder stammen.
Otto ...
Noch keine Kandidatur fürs Gemeindepräsidium
Nach dem wohl definitiven Verzicht der beiden SP-Vertreter im Gemeinderat und dem Abwarten des neu gewählten Peter Gröflin, dürfte das neue Gemeindeoberhaupt aus den Reihen der vier BZG-Ratsmitglieder stammen.
Otto Graf
Seit Jahrzehnten ist das Gemeindepräsidium von Gelterkinden in bürgerlicher, genauer gesagt in freisinniger Hand. Von 1976 bis 1996 stand Urs Winistörfer der Gemeinde vor. Danach hatte Michael Baader das Sagen, ehe 2008 Christine Mangold auf dem präsidialen Sessel Platz nahm. Daran wird sich wohl auch in der kommenden Amtsperiode, die offiziell am 1. Juli dieses Jahres beginnt, möglicherweise wegen der Corona-Situation aber verschoben werden muss, nichts ändern. Denn in der siebenköpfigen Exekutive der Oberbaselbieter Zentrumsgemeinde haben Stefan Degen, Thomas Persson, Stefan Ruesch, und Manuela Schällibaum, die alle dem Bürgerlichen Zusammenschluss (BZG) angehören, die klare Mehrheit.
Das garantiert den Anspruch auf das Präsidium zwar noch nicht. Aber die beiden SP-Vertreter Roland Laube und Martin Rüegg, die an den Wahlen am meisten Stimmen auf sich vereinigen konnten, wollen sich, wie das Newsportal Onlinereports kürzlich berichtete, nicht um das Gemeindepräsidium bewerben. Rüegg begründete seine Haltung mit der Wochenendbeziehung mit seiner in der Ostschweiz lebenden Partnerin und der fehlenden Zeit. Und Laube, der kurz vor der Pensionierung steht, sagte gegenüber «Onlinereports» wörtlich: «Meine Planung ist nicht, Gemeindepräsident zu werden.» Das ist freilich kein definitives Nein, aber auch kein Ja.
Konstituierende Sitzung abwarten
Der Siebente im Bunde ist der neu in den Gemeinderat gewählte Versicherungsexperte Peter Gröflin, 59. Der in Gelterkinden Aufgewachsene ist politisch alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. Er kandidierte seinerzeit auf der Liste der EVP sowohl für den Landrat als auch für den Nationalrat. Als Vertreter der Reformierten Kirchgemeinde Gelterkinden-Rickenbach-Tecknau sitzt er als Synodaler im kantonalen Kirchenparlament.
«Als Einsteiger im Gemeinderat möchte ich zunächst einmal den Betrieb kennenlernen und die konstituierende Sitzung abwarten», antwortet der EVP-Vertreter auf Anfrage. Bis jetzt habe er von den vier BZG-Leuten nichts gehört, wer am Präsidium interessiert sein könnte. Gröflin sagt nicht kategorisch Nein. Er will aber die weitere Entwicklung und den Moment abwarten, bis jemand die Katze aus dem Sack lässt. Folglich dürfte eines der vier BZG-Ratsmitglieder das Rennen machen. Öffentlich hat bis jetzt niemand Ambitionen angemeldet oder sich in die Karten blicken lassen.
«Ich habe das Gemeindepräsidium schlicht nicht in meiner Planung und habe nicht viel darüber nachgedacht», erklärt FDP-Landrat Stefan Degen. Er begründet die Absage mit seiner familiären und beruflichen Situation. Da bleibe kein Spielraum, auch noch das Gemeindepräsidium, das Mangold gegenüber der «Volksstimme» 2016 insgesamt als 70-Prozent-Job einschätzte, zu übernehmen. Auch in einem 40-Prozent-Pensum, sagt er weiter, fände er nicht die Zeit dafür.
Bürgerliche Tradition
Degen macht aber deutlich, dass der BZG und die FDP darauf hinarbeiten, das Präsidium in bürgerlicher Hand zu behalten. Ende April oder Anfang Mai, so Degen, werde der Gemeinderat, zusammen mit den neu gewählten Mitgliedern einerseits über die Ressortverteilung in der Exekutive befinden und andererseits die Frage aufwerfen, wer die Nachfolge von Christine Mangold antreten soll. Eile sei dabei nicht geboten.
Bis jetzt steht nämlich einzig fest, dass der Regierungsrat wegen der Corona-Situation die Wahlgänge vom 17. Mai widerrufen hat. Gestern teilte die Landeskanzlei mit, dass sie den Gemeinden den 28. Juni als provisorischen Wahltermin empfiehlt. Ob der Termin wegen der Situation rund um Corona definitiv möglich sein wird, will der Regierungsrat Anfang Juni entscheiden.