Auf den Hasen gekommen
07.04.2020 Baselbiet, NaturAuf den Hasen gekommen
Daniel Zwygart
Seit dem 1. April müssen im Baselbiet, Aargau und Solothurn unsere Hunde am Waldrand und im Waldesinneren an die Leine genommen werden. Sollen sie etwa die Osterhasen bei ihrem Dienst an Ostern nicht ...
Auf den Hasen gekommen
Daniel Zwygart
Seit dem 1. April müssen im Baselbiet, Aargau und Solothurn unsere Hunde am Waldrand und im Waldesinneren an die Leine genommen werden. Sollen sie etwa die Osterhasen bei ihrem Dienst an Ostern nicht stören?
Das Osterfest ist bei den Christen ein wichtiges Fest, bei dem der Auferstehung Jesu gedacht wird. Der Name geht möglicherweise auf die germanische Frühlings- und Fruchtbarkeitsgöttin Ostera zurück. In dieser Frühlingszeit verwandeln sich unsere Feldhasen mit den langen «Löffeln» und dem kurzen, «blumigen» Schwanz über Nacht zu Osterhasen und verstecken uns die Eier. Diese Osterfabel ist wie der Brauch des Eierauflesens schon im 16. Jahrhundert belegt. Erst im 19. Jahrhundert setzte sich der Hase gegen andere «Eierlieferanten» wie zum Beispiel Kuckuck, Storch oder auch Fuchs (!) durch. Dass der Hase sich im Frühling schnell vermehrt, könnte ein Grund für seinen Erfolg als Ostersymboltier sein.
Aber gibt es denn überhaupt noch Hasen in unserer freien Wildbahn? Die Antwort ist Ja und Nein. In gewissen Steppenlandschaften Europas gibt es noch viele, bei uns im Baselbiet hingegen nur noch wenige. Wann haben Sie zum letzten Mal lange Hasenlöffel zum Gras rausragen sehen? Obwohl die Hasen bei uns immer noch zu den jagdbaren Arten zählen, wurden seit Jahren aus freiwilligem Verzicht der Jäger keine mehr geschossen und auf der Strasse nur ein paar wenige überfahren – weil es schlicht fast keine mehr gibt.
Wieso sind sie denn so selten geworden? Weil trotz vieler Nachkommen kaum mehr ein Junghase erwachsen wird. Zum einen wird das Gras auf unseren Wiesen oft früh und mit effizienten Mähwerken geschnitten. Keine Überlebenschance für die sich duckenden, nicht wegrennenden und von ihren Eltern nur wenig betreuten Häslein. Untersuchungen im Rahmen des 2017 abgeschlossenen Projekts «HoppHase» an verschiedenen Orten im Baselbiet haben gezeigt, dass neben der Nutzungsintensivierung der Druck durch «Räuber» stark zugenommen hat. Rabenvögel und Füchse haben hohe Populationen, weil sie überall genügend Nahrung finden (zum Beispiel offene Komposthaufen). Auch frei laufende Hunde sind des Häsleins Tod, obwohl die Hasen kaum Geruch haben und von ihnen nur zufällig aufgejagt, dann aber oft verfolgt werden. Ein Abzäunen von Feldern gegen Hunde hat den Hasen mehr Nachkommen ermöglicht. Folglich: Die Leinenpflicht sollte also nicht nur am Wald und im Wald gelten, sondern eigentlich überall ausserhalb der Siedlung. Bodenbrütende Vögel und die Landwirte wären auch Nutzniesser davon.
Ebenfalls eine gute Hasenförderung erfolgt durch das Anlegen von Hasenbrachen, ungemäht oder nur periodisch gemähte Feldstreifen, in denen die Hasen Deckung finden. Erstaunlicherweise sollten diese nicht Gebüsche enthalten, weil sich dort auch ihre Häscher verstecken.
Ich wünsche Ihnen trotz «Leinenzwang» viel Freude am unaufhaltsam kommenden Frühling und falls Sie einen Hasen entdecken, schicken Sie der «Volksstimme» das Bild oder eine Meldung!
Daniel Zwygart ist Biologe. Er unterrichtete während vieler Jahre am Gymnasium Liestal.