«Hier wird noch Hockey gespielt»
09.04.2020 Eishockey, Zunzgen, Sport, SissachDino Stecher verabschiedet sich als ZS-Coach
Nach 2 Jahren, 27 Siegen und 12 Niederlagen hat Dino Stecher mit dem abschliessenden Play-off-Final sein Engagement als Trainer beim EHC Zunzgen-Sissach beendet. Die Tradition und den Stolz, die den Klub umgäben, hält er für ...
Dino Stecher verabschiedet sich als ZS-Coach
Nach 2 Jahren, 27 Siegen und 12 Niederlagen hat Dino Stecher mit dem abschliessenden Play-off-Final sein Engagement als Trainer beim EHC Zunzgen-Sissach beendet. Die Tradition und den Stolz, die den Klub umgäben, hält er für aussergewöhnlich.
Sebastian Wirz
Herr Stecher, der EHC Zunzgen-Sissach hat unter Ihnen zwei erfolgreiche Jahre erlebt. Der Gruppensieg dieses Jahr ist das beste Ergebnis seit dem Rückzug aus der 1. Liga 2013. Warum verlassen Sie Sissach?
Dino Stecher: Auch wenn wir das gegen aussen nicht so kommuniziert haben, war mein Engagement in Sissach von Beginn weg auf zwei Jahre angelegt. Es ging darum, die Marke ZS auch im Coaching-Staff heranzuziehen. Mit unserer Saison bin ich zufrieden. Wir haben uns im Vergleich zum Vorjahr gesteigert. Dennoch ist es bitter, im Final auszuscheiden.
Bis zum Gruppensieg war ZS ziemlich souverän. Der EHC Mirchel hat Ihrem Team dann aber deutlich die Grenzen aufgezeigt. Sind die guten Berner Teams einfach zu stark?
Wir haben es auswärts eher defensiv und zu Hause eher offensiv versucht – genützt hat beides nichts. Die Berner Teams sind uns wegen der Grösse ihres Einzugsgebiets voraus: Von Bern über Langnau bis ins Oberland gibt es sehr viele und gut ausgebildete Spieler, die in den höheren Ligen keinen Platz finden. So landen sie in der 2. Liga. Das ist ein Unterschied zu anderen Hockey-Breitengraden wie der Nordwestschweiz, wo Vereine sogar in der 1. Liga konstant auf Spielersuche sind.
Wird man Sie in Zukunft an der Bande eines dieser Teams sehen?
Nein. Ich hatte im Oberbaselbiet zwei sehr gute Jahre. Ich habe den EHC Zunzgen-Sissach als gut organisierten Verein mit tollen Leuten kennengelernt. Es hat mir immer Spass gemacht. Für mich ist es nicht vorstellbar, nun bei einem anderen 2.-Liga-Klub anzuheuern. Zudem habe ich beruflich Veränderungen vor mir, weshalb ich gar keine Zeit für ein Team auf diesem Niveau hätte.
Was macht den EHC ZS aus?
Es ist ein traditioneller Verein, der wichtig ist für die Region. Über den Verein wird geredet, und man merkt den Mitgliedern ihren Stolz an, zu ZS zu gehören. Der EHC ist zugleich familiär, aber er interessiert dennoch die Menschen ringsum. Die Geschichte, die man bei ZS spürt, und die Präsenz, die der Verein in der Region hat, sind aussergewöhnlich für einen Klub in der 2. Liga.
Sie hatten einen externen Blick auf das Eishockey im Oberbaselbiet.
Was konnten Sie mit Ihrer Erfahrung in den Verein hineintragen?
Als ich hier angefangen habe, war oft die Rede von einem Aufstieg in die 1. Liga. Ich konnte klar aufzeigen, was das bedeuten würde. ZS sollte langfristig das Ziel haben, aufzusteigen. Aber als Externer sehe ich, dass hier nicht nur das sportliche Niveau stimmen muss. ZS ist ein Dorfverein im besten Sinn; nicht in vielen Vereinen ist die Verwurzelung und die Tradition spürbar wie hier. Darum müsste ein Aufstieg zwingend mit Spielern aus der Region angegangen werden.
Was muss der Verein tun, um erfolgreich zu bleiben?
Beim Nachwuchs gab es einen Einbruch wegen der geschlossenen «Kunsti», aber nun ist wieder alles aufgegleist. Dieser Entwicklung muss man noch ein paar Jahre geben. Man kann Junioren erst dann fördern und in Aktivteams einbauen, wenn sie vorhanden sind. Es gibt aber bei anderen Vereinen in der Region Spieler, die hier ausgebildet worden sind. ZS könnte solche Spieler zurückholen und integrieren. Der Klub ist die Nummer 1 im Baselbiet. Die eigene Region sollte man darum nicht zu klein fassen: Es müssen nicht nur Sissacher und Zunzger auf dem Eis stehen, das ganze Baselbiet gehört zum Einzugsgebiet. Dazu sollen externe Verstärkungen kommen, die sich mit dem Verein identifizieren wollen. Wie viel das bringen kann, haben wir dieses Jahr gesehen.
Was bleibt Ihnen nach zwei Jahren auf der «Kunsti» besonders in Erinnerung?
Ich fand es immer wieder faszinierend, wie mein Team gespielt hat: Schöne Spielzüge und Kombinationen. Hier wird noch richtiges Hockey gespielt. Es war bestimmt mal zu verspielt, oft der eine Pass zu viel. Und vielleicht ging uns dabei etwas anderes ab wie die Geradlinigkeit eines EHC Mirchel, aber mir hat die kreative Spielweise meiner ZSler gefallen.
Nachfolge bleibt offen
wis. Einen Monat nach dem Saisonende sind beim EHC Zunzgen-Sissach noch einige Fragen zur kommenden Spielzeit offen. Definitiv ist der Abgang von Dino Stecher als Cheftrainer. Seine Nachfolge ist noch offen, wie Sportchef Remo Hunziker auf Anfrage sagt. Captain David Scheurer tritt derweil wegen beruflicher Veränderungen ab.