Gebündeltes Klosterwissen
20.03.2020 Bezirk Waldenburg, Langenbruck, Gemeinden, GesellschaftArchäologin Felicia Schmaedecke zum neuen Buch über das Kloster Schönthal
Über 500 Seiten eines neuen Werks beschreiben die Bau- und Nutzungsgeschichte des Klosters Schönthal vom 12. Jahrhundert bis heute. Die Archäologin Felicia Schmaedecke erklärt die Hintergründe des ...
Archäologin Felicia Schmaedecke zum neuen Buch über das Kloster Schönthal
Über 500 Seiten eines neuen Werks beschreiben die Bau- und Nutzungsgeschichte des Klosters Schönthal vom 12. Jahrhundert bis heute. Die Archäologin Felicia Schmaedecke erklärt die Hintergründe des Buchs.
Barbara Saladin
Geschichten über Erz, Pest und Heiligenbilder beinhaltet es ebenso wie Skelette und andere Fundstücke: Das neue Buch über das Kloster Schönthal bei Langenbruck beleuchtet nicht nur Baugeschichte und archäologische Funde, sondern auch Nebenschauplätze und Zusammenhänge umfassend – und liest sich zugleich durchaus spannend.
Felicia Schmaedecke ist Hauptautorin des Werks «Das Kloster Schönthal bei Langenbruck», das im Januar im Schwabe Verlag erschien (die «Volksstimme» berichtete). Vor mittlerweile neun Jahren wurde die freischaffende Archäologin, Kunsthistorikerin und Bauforscherin vom Baselbieter Kantonsarchäologen Reto Marti mit der Aufarbeitung und Auswertung der Dokumentationen beauftragt, die bei den Ausgrabungen und Bauuntersuchungen im ehemaligen Kloster Schönthal angefertigt wurden.
Viereinhalb Jahre Arbeit
In den Jahren 1987 bis 1989 sowie 2000 bis 2001 hatte die Archäologie Baselland nämlich archäologische und bauanalytische Forschungen betrieben. «An dem Schönthal-Projekt habe ich mit Unterbrechungen durch zwei jeweils kleinere andere Projekte bis 2016 gearbeitet, insgesamt etwa viereinhalb Jahre lang», sagt Schmaedecke. In dieser Zeit wertete sie das Dokumentationsmaterial der beiden Untersuchungen – 143 Zeichnungen und etwa 400 Fotos sowie Notizen – aus und hielt eigene Beobachtungen am heute noch vorhandenen Baubestand fest.
Dazu kam der Einbezug von historischen Bild- und Schriftquellen, die Befragung von Zeitzeugen und schliesslich die Einbindung der daraus gewonnenen Ergebnisse in den aktuellen Forschungsstand über mittelalterliche Klosteranlagen und speziell Doppelklöster. Das publizierte Resultat umfasst nun mehr als 500 Seiten geballtes Wissen und hat das ansehnliche Gewicht von über 2 Kilo.
Im Buch sind alle bisherigen Forschungen ausgewertet. Bei zukünftigen Bodeneingriffen sei jedoch damit zu rechnen, dass weitere archäologische Befunde zutage treten, die das gezeichnete Bild der Klosteranlage ergänzen könnten, so Schmaedecke. Zu erwähnen sei, dass die bisherigen archäologischen Untersuchungen im Kloster keine Forschungsgrabungen waren, bei denen man das gesamte Klosterareal flächendeckend ausgegraben habe und gezielt bestimmten Fragestellungen nachgegangen sei: «Vielmehr haben sich die Beobachtungen auf die Bereiche beschränkt, in denen bei den Umbaumassnahmen oder Leitungsarbeiten in den Boden eingegriffen wurde» – also quasi Notgrabungen. Auf dem Areal schlummern daher an verschiedenen Orten noch bislang unbekannte Bereiche.
Gut rekonstruiert
Das Kloster Schönthal ist das erste Kloster, das auf dem Gebiet des heutigen Kantons Baselland gegründet wurde. Es blieb auch das einzige seiner Zeit und war im Hochmittelalter daher konkurrenzlos in der Region. Es erlangte zwar nie überregionale Bedeutung, aber regional spielte es eine überaus wichtige Rolle, da es unter anderem als Hauskloster der Grafen von Frohburg diente, Töchter aus adeligen Familien aufnahm und während Pestzeiten ein wichtiges Wallfahrtsziel war. Darüber hinaus ist es heute eine der wenigen recht gut erforschten mittelalterlichen Doppelklosteranlagen im gesamten deutschsprachigen Raum.
«Für mich ist das Kloster Schönthal mit seinem in Teilen gut erhaltenen mittelalterlichen Baubestand ein überaus faszinierender Ort», sagt Felicia Schmaedecke. «Und wie die Illustrationen im Buch zeigen, können nicht mehr erhaltene Teile dank der Bodenund Bauuntersuchungen glücklicherweise erstaunlich gut rekonstruiert werden.» So sei der Blick auf das noch Vorhandene nun viel intensiver geworden, da man es besser einordnen und verstehen könne. Die Archäologin hat diesen landschaftlich idyllisch gelegenen geschichtsträchtigen «Arbeitsort» immer wieder gerne aufgesucht: «Trotz der mittlerweile schon 500 Jahre dauernden Nutzung als Wirtschaftshof vermeint man vor Ort immer noch die einstige klösterliche Atmosphäre zu spüren.»
Felicia Schmaedecke et al.: «Das Kloster Schönthal bei Langenbruck», Schriften der Archäologie Baselland 54, Schwabe Verlag, 2020, ca. 520 Seiten, gebunden. Weitere Infos unter www.archaeologie.bl.ch