Die Lyrikerin und die Chronistin
10.03.2020 Baselbiet, Rünenberg, KulturZwei Oberbaselbieterinnen verfassen Bücher, die sich nur äusserlich gleichen
Barbara Scheibler und Irène Böhm, zwei Oberbaselbieterinnen, verfassen unter Anleitung von «Edition Unik» zwei sehr persönliche Bücher. Rein äusserlich sehen ihre Werke gleich aus, inhaltlich aber sind sie ...
Zwei Oberbaselbieterinnen verfassen Bücher, die sich nur äusserlich gleichen
Barbara Scheibler und Irène Böhm, zwei Oberbaselbieterinnen, verfassen unter Anleitung von «Edition Unik» zwei sehr persönliche Bücher. Rein äusserlich sehen ihre Werke gleich aus, inhaltlich aber sind sie grundverschieden.
Jürg Gohl
Nicht ganz eine halbe A4-Seite gross, beide gut 150 Seiten stark und in einen feinen, hellblauen Leinen-Umschlag eingefasst liegen die beiden Bücher auf dem Tisch. Äusserlich unterscheiden sie sich nur durch den Titel und die Namen der Autorinnen: «Überdacht» stammt von der Sissacherin Barbara Scheibler, «Mein Leben mit Porphyrie» von Irène Böhm aus Rünenberg. Inhaltlich unterscheiden sich die Bücher vollkommen. Das erste ist eine Sammlung von Gedichten und Kurzprosa, das andere ist die Autobiografie einer Frau, die von einer seltenen Nervenkrankheit stark betroffen ist.
Beide Autorinnen sind von Bekannten auf das Angebot des Kulturprojekts «Edition Unik» aufmerksam gemacht worden. Dort wurden sie von Beginn weg eng betreut, bis das gedruckte Buch vorlag und der Autorin übergeben werden konnte. Das ging bei Irène Böhm sogar so weit, dass ihr Buch nochmals gedruckt wurde, weil im ersten Exemplar Tabellen grafisch verzerrt dargestellt waren.
17 Wochen wird den Autorinnen und Autoren Zeit gegeben, um ihr Buch fertigzustellen, eine Zeitspanne, die viele mit der Rekrutenschule verbinden. Für Irène Böhm war es tatsächlich eine stressige Zeit, weil sie wegen ihrer körperlichen Einschränkungen mehr Zeit für das reine Schreiben aufwenden muss und weil sie zudem stressbedingt länger krank ausfiel.
Weiteres Buch denkbar
Der unverrückbare Abgabetermin ist in ihrem Gedächtnis eingebrannt: «Der 3. Dezember, 23.59 Uhr», sagt sie mit einem Lachen der Erleichterung. Auch Barbara Scheibler investierte deutlich mehr Zeit, als sie anfänglich angenommen hatte. Wohl hatten sich bei ihr bereits viele Gedichte angesammelt, die Aufnahme in ihr Buch finden sollten. Doch dann begann die Arbeit: auswählen, überarbeiten, hier noch eine Idee, da noch eine Verbesserung.
Zum Angebot des Kulturprojekts gehören zwei Exemplare des gebundenen und mit einem feinen Umschlag versehenen Buchs, dessen Herstellung viel kostet. Deshalb haben beide Autorinnen nur eine sehr kleine Zahl zusätzlicher Exemplare bestellt. Denn sie sind sich bewusst, dass ihre Werke keinen Profit abwerfen werden. Doch beide bereuen es nicht, diesen Aufwand auf sich genommen zu haben, weil sie sich so mit ihrem eigenen Leben befassen mussten.
Beide denken schon darüber nach, ein nächstes Buch zu verfassen. Barbara Scheibler, die ihr Werk bereits vergangenen Sommer fertiggestellt hat, hätte auf alle Fälle ausreichend neue Gedichte in der Schublade, und Irène Böhm wünscht sich, auch den zweiten Teil ihrer Krankengeschichte zu Papier zu bringen. «Für alle interessierten Leserinnen und Leser», sagt sie, «aber vor allem für mich.»
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