Blutspendeaktion erlebt einen Grossandrang
26.03.2020 Bezirk Sissach, Sissach
Severin Furter
Auf dem Pausenplatz des Primarschulhauses Dorf in Sissach herrscht Hochbetrieb. Während die Begegnungszone und das Bahnhofsgelände um die gleiche Zeit – der klassischen Pendlerzeit – beinahe menschenleer sind, bildet sich vor dem ...
Severin Furter
Auf dem Pausenplatz des Primarschulhauses Dorf in Sissach herrscht Hochbetrieb. Während die Begegnungszone und das Bahnhofsgelände um die gleiche Zeit – der klassischen Pendlerzeit – beinahe menschenleer sind, bildet sich vor dem Primarschulhaus eine Menschenschlange. Im 2-Meter-Abstand reiht sich Person an Person. So viele Personen, dass sich die Warteschlange über den ganzen Platz bis hin zur Schulstrasse zieht.
Es ist Montagabend kurz vor 17 Uhr, Tag der ersten von drei Blutspendeaktionen in diesem Jahr in Sissach. Die Aktion des Blutspendezentrums beider Basel in Zusammenarbeit mit dem Frauenverein Sissach ist in diesen Tagen die einzige Veranstaltung, bei der eine grössere Menschenmenge zusammenkommt. Alle anderen Veranstaltungen sind wegen der Coronavirus-Pandemie und den entsprechenden Massnahmen der Behörden abgesagt.
«Es ist schon eine ganz spezielle Stimmung», sagt der Sissacher Jan Röthing. Mit gelber Warnweste und Mundschutz ausgerüstet, steht er in der Mitte des Schulhausplatzes und weist die ankommenden Spenderinnen und Spender in die Reihe ein. Wer an diesem Abend Blut spenden möchte, braucht Geduld – und dies bei eisigem Biswind in der Kälte. Bis zu zwei Stunden habe die Wartezeit betragen, lassen Verantwortliche des Blutspendezentrums am Tag danach ausrichten.
Viele junge Spender
Zwar sind Wartezeiten bei derartigen Blutspendeaktionen normal, in diesem Ausmass aber doch besonders. Denn damit das Blutspenden ausserhalb des Blutspendezentrums in Basel überhaupt stattfinden kann, braucht es spezielle Massnahmen: Bereits vor dem Eintritt in die Halle findet eine Triage mit einer kurzen Vorbefragung der spendewilligen Personen statt. Alle müssen den geforderten 2-Meter-Abstand einhalten sowie sich zudem die Hände gründlich desinfizieren. Und in der Turnhalle stehen weniger Liegen bereit als üblich: «Auch hier gilt es, Abstand zu halten, die Liegen sind weiter auseinander als sonst», erklärt Heidi Brönnimann, Verantwortliche Kommunikation des Blutspendezentrums beider Basel. Zudem tragen das Personal und die freiwilligen Helfenden einen Mundschutz.
Die Verantwortlichen des Blutspendezentrums spüren in diesen Tagen einen besonderen Zusammenhalt in der Bevölkerung: «Es gibt zurzeit mehr Spender, auch viele Neuspender», sagt Brönnimann. Besonders bei den jungen Spendern sei eine Zunahme zu verzeichnen. So ist es auch in Sissach: Beim Blick in die Warteschlange sind auffällig viele jüngere Personen zu erkennen. «Ich spende zum ersten Mal Blut. Ich dachte mir, jetzt ist es besonders wichtig», sagt ein Mann aus Sissach, der anonym bleiben möchte. Aber auch regelmässige Spender sind vor Ort. So gibt ein Wartender an, schon über 50 Mal sein Blut gespendet zu haben. Auch wenn der Blutbedarf im Allgemeinen derzeit nicht erhöht ist, zeigen sich die Verantwortlichen über die grosse Verbundenheit in diesen Tagen erfreut: «Es ist wichtig, eine solide und konstante Blutversorgung aufrechtzuerhalten», sagt Brönnimann. Zudem könne sich die Situation schnell ändern: Sollten mehr Leute erkranken oder doch noch eine Ausgangssperre verhängt werden, dann sei es unklar, wie sich das konkret auf den Blutvorrat auswirkt.
Die Anzahl registrierter Spenderinnen und Spender in Sissach bestätigt schliesslich auch den Zusammenhalt der Oberbaselbieter Bevölkerung: 144 Personen haben am Montagabend ihr Blut gespendet. Das sind 30 mehr als bei der letzten Aktion im November des vergangenen Jahres. «In der Regel verzeichnen wir zwischen 110 und 120 Spender», sagt Doris Röthing, Vorstandsmitglied des Frauenvereins und dabei zuständig für die örtliche Blutspendeaktion. Zwar seien in früheren Jahren, vor allem dann, als die Aktion nur zwei- statt dreimal durchgeführt wurde, auch schon 150 Spender verzeichnet worden. Der vergangene Montag sei aber eine Ausnahmesituation gewesen: «Aus zeitlichen Gründen konnten nicht alle Spendewilligen berücksichtigt werden. Leider mussten wir gegen 40 Personen wieder nach Hause schicken», sagt Röthing.
Die grosse Spendenbereitschaft stellt zurzeit auch das Blutspendezentrum in Basel vor Herausforderungen: «Eine gute Koordination ist sehr wichtig», sagt Heidi Brönnimann. So rät sie interessierten Spendern, im Vorab online (blutspende-basel.ch) einen kurzen Check zu machen sowie einen Termin zu buchen. «So können wir die Blutversorgung langfristig planen und sichern.»
Auch der ansonsten gemütliche Teil nach dem Blutspenden – die Verpflegung – fällt am vergangenen Montag anders aus als sonst. So können die Spenderinnen und Spender nicht im «Mittagstischhüsli» noch zusammensitzen. Die Sandwiches und Getränke werden im Foyer draussen vor der Halle abgegeben und die Leute aufgefordert, möglichst bald wieder nach Hause zu gehen.