Hokuspokus – vom Zauber der Magie
07.02.2020 Bezirk Sissach, TennikenMarco Caviola ist Magier im Nebenjob
Das Handwerk des Zauberers setzt eine unerschöpfliche Leidenschaft für die Magie voraus. Diese hat Marco Caviola. Die Kunst des Tennikers besteht darin, den mehr oder weniger bekannten Zaubertricks mit Charme und einer Geschichte neuen Glanz zu ...
Marco Caviola ist Magier im Nebenjob
Das Handwerk des Zauberers setzt eine unerschöpfliche Leidenschaft für die Magie voraus. Diese hat Marco Caviola. Die Kunst des Tennikers besteht darin, den mehr oder weniger bekannten Zaubertricks mit Charme und einer Geschichte neuen Glanz zu verleihen.
Nelly Anderegg
So viel vorweg: Seine Zaubertricks hat Marco Caviola beim Treffen mit der «Volksstimme» nicht verraten. Nicht einen einzigen. Doch er macht Mut: Jeder und jede könne mit der Zauberei beginnen. Allüren sucht man vergeblich bei Caviola.
Der Magier wohnt auch nicht auf dem Zauberberg, auf seinem Türschild steht kein Künstlername und er trägt auch keinen Umhang, als er die Tür öffnet. Der gebürtige Basler ist gelernter Spengler-Sanitärinstallateur und arbeitet heute als Informatiker beim Kantonalen Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit (Kiga) Baselland. Seit 25 Jahren lebt er in Tenniken und bewohnt dort mit seiner Frau ein Einfamilienhaus. Die beiden Söhne sind mittlerweile erwachsen und ausgezogen. Das ist die eine, die bürgerliche Seite Marco Caviolas. Die andere Seite strebt ins Rampenlicht.
Auf der Bühne der heimischen Dorfturnhalle erzählt er in seinem neusten Programm «Spontan» ab April seine ganz persönliche Geschichte. Ist alles spontan geplant oder geplant spontan? Darüber darf während der 75 Minuten, die sein Solo-Auftritt dauert, gerätselt werden. Und so nimmt er sich hie und da selbst auf die Schippe, denn neben staunen sollen die Zuschauer auch schmunzeln dürfen. So scheint das grösste Wunder während des Programms der Zuschauer selbst zu sein – «in einer Gesellschaft, die das Staunen allmählich verlernt».
Es begann mit einem Zauberkasten
Marco Caviola war zwölf, als die Leidenschaft für die Magie bei ihm entfacht wurde. Alles begann mit dem Zauberkasten seines Bruders. Anders als beim Bruder ebbte bei ihm die Faszination für doppelbödige Becher und gezinkte Karten aber nicht mit der Zeit ab. Er wollte mehr über diese magische Welt voller Geheimnisse und Rätsel wissen, die schon seit Tausenden von Jahren existiert.
«Sich das Wissen zu beschaffen war schwieriger als gedacht, denn das Internet gab es noch nicht», sagt er. In Bibliotheken begann er nach Zauberbüchern zu suchen. Schliesslich besorgte ihm ein Onkel die Adresse eines Zauberladens in Hamburg, wo er einen Bestellkatalog anforderte. So kaufte er in «Janosch Bartls Zauberladen» all das, was sein Zauberer-Herz begehrte. «Ohne diese Adresse hätte sich mein Interesse wahrscheinlich wieder in Luft aufgelöst», erinnert sich Caviola. Bezahlt habe er die Pakete noch in D-Mark. Viele Stunden lang habe er jeweils die neu erworbenen Tricks einstudiert.
An seinen allerersten Zaubertrick erinnert sich der 58-Jährige heute nicht mehr. In Erinnerung ist ihm ein silberfarbenes Kästchen geblieben, in dem er Tücher verschwinden lassen konnte. 60 D-Mark habe er dafür hingeblättert, derzeit ein kleines Vermögen, aber jeden Pfennig wert. In der elterlichen Stube zeigte er dann, was er damit einstudiert hatte und heimste dafür die ersten «Ahs» und «Ohs» ein.
Zwischen damals und heute liegen vier Jahrzehnte und unzählige Darbietungen – denn normalerweise zeigt Caviola sein magisches Händchen an Privatfeiern. Ob er sich dennoch an einen speziellen Auftritt erinnert? «Eigentlich ist jeder Auftritt etwas Besonderes», erklärt er, «es ist immer spannend zu sehen, wie die Leute reagieren», meint er weiter.
Emil im Publikum
Und doch bleibt ihm eine Show, die er als Mitglied des «Zauberrings Basel» im «Tabourettli» hatte, besonders im Gedächtnis. Damals sitzt das Schweizer Kabarett-Urgestein Emil Steinberger in der ersten Reihe. «‹Läck›, das war ein Highlight und eine grosse Ehre für mich», sinniert Caviola.
Ein Vorbild hat der Amateur-Zauberer im eigentlichen Sinn nicht. Der US-amerikanische Star-Magier David Copperfield mit seiner riesigen Illusionsmaschinerie vermag ihn zwar zu beeindrucken, ihm nacheifern will Caviola aber nicht. «Ein Magier wie Copperfield zeigt Grossillusionen, die Zauberei wird zum Massenspektakel. Ich finde die Kleinkunstbühne tatsächlich spannender, denn sie ist feiner und näher beim Publikum», erklärt er.
Deshalb ist Michel Gammenthaler für ihn seit vielen Jahren einer der faszinierendsten Profi-Zauberkünstler, die die Schweiz zu bieten hat. Ein Glücksfall, dass er bei Caviolas neustem Programm Regie geführt und die Texte dazu geschrieben hat. Ein Experiment für beide Seiten. Denn Caviola ist der erste Nichtprofi, den Gammenthaler für ein Bühnenprogramm coachte. Bei so viel Leidenschaft für Magie darf man also auf das Ergebnis gespannt sein.
Was den Zauber der Magie letztlich ausmacht, kann auch Marco Caviola nicht genau sagen. Nur so viel: «Staunen ist schön, wir sollten es öfters tun.»