Gallenacherschule geht in den Konkurs
20.02.2020 Baselbiet, Bildung, RegionPratteln | Eltern müssen für ihre Kinder in kürzester Zeit eine neue Schule finden
Die Prattler Privatschule Gallenacher ist am Ende. Sie kann ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen und muss Insolvenz anmelden. Die Schule hat erfolglos versucht, den Betrieb unter einer ...
Pratteln | Eltern müssen für ihre Kinder in kürzester Zeit eine neue Schule finden
Die Prattler Privatschule Gallenacher ist am Ende. Sie kann ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen und muss Insolvenz anmelden. Die Schule hat erfolglos versucht, den Betrieb unter einer neuen Trägerschaft weiterzuführen.
Christian Horisberger
144 Kinder werden nach den Fasnachtsferien an einem anderen Ort zur Schule gehen müssen als heute noch: Die im Sommer 2018 gegründete Privatschule Gallenacher mit Standorten in Pratteln, Reinach und Liestal hat einen Schuldenberg angehäuft und kann ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen. Deren Gesellschafter haben gestern beim Kreisgericht Arlesheim Konkurs angemeldet und ihre Betriebsbewilligung an den Kanton zurückgegeben. Das bedeutet, dass die Schule per Ende Februar schliesst. Dies teilte die Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion gestern auf Anfrage mit. Zuvor hatte ein zweites ausserordentliches Aufsichtsgespräch mit der Schule stattgefunden, in dem sich das Amt Klarheit über deren Situation verschaffen konnte.
Die «Lebensart003» ihrerseits informierte gestern die Eltern. In ihrem Brief nannte sie als Grund für das Finanzdebakel «schwerwiegende anhaltende Kommunikationsprobleme» infolge einer grossen Personalaufstockung seit Sommer 2019. Die Einstellungen seien aufgrund der unerwartet grossen Nachfrage an Schulplätzen erfolgt.
Gleichzeitig mit der Schule orientierte das AVS die Eltern über die ihnen offenstehenden Optionen und die damit verbundenen Pflichten: Die aktuell noch an der Gallenacherschule gemeldeten Kinder müssen nun an der öffentlichen oder an einer neuen Privatschule angemeldet werden. Die Eltern seien verpflichtet, Kontakt mit der Leitung ihrer zuständigen Schule aufzunehmen, um entweder eine Anmeldung vorzunehmen oder um mitzuteilen, welche Privatschule ihr Kind künftig besuchen wird. Hand bieten würde offenbar die Basler Privatschule Academia. Wie die «Lebensart003» schreibt, habe die Academia-Group der Gallenacherschule das Angebot unterbreitet, einigen Schülerinnen und Schülern eine Anschlusslösung anzubieten.
Zurück an die Volksschule?
Bei der Volksschule wäre auf alle Fälle Platz für die Gallenacher-Kinder. Dies sagte AVS-Leiter Beat Lüthy dem «Regionaljournal Basel» von SRF. Fragt sich nur, ob die Eltern für ihre Kinder auch eine öffentliche Schule wollen. Viele haben sich für Denis Bitterlins Schule entschieden, weil ihre Kinder in der Volksschule unglücklich waren, wenn nicht sogar gelitten haben. Die Gallenacherschule stellt die individuelle Entwicklung der Schülerinnen und Schüler und deren Sozialkompetenz in den Vordergrund. Die Kinder können mitbestimmen, wann sie was lernen möchten; Tests und Noten gibt es keine.
Vorige Woche hatten Schulgründer Denis Bitterli und sein Team die Eltern über die düstere wirtschaftliche Situation informiert. Daraufhin bildeten Lehrkräfte und Eltern eine Task Force, die prüfen sollte, ob der Untergang abgewendet werden kann. Die Gruppe plante, die Lebensart003 GmbH aufzulösen und den Schulbetrieb unter einer neuer Trägerschaft weiterzuführen, «um das pädagogisch wertvolle Konzept in die Zukunft zu tragen». Vergeblich. Ganz aufgegeben hat die Task Force aber nicht: Gemäss Brief der «Lebensart003» arbeitet ein Teil der Gruppe nun an einem neuen Konzept, das dem gesprächsbereiten AVS demnächst vorgelegt werden soll.