Ein Blick hinter die Kulissen des Wahlbüros
11.02.2020 Bezirk Sissach, Wahlen, GelterkindenEin Blick hinter die Kulissen des Wahlbüros
Was in einem Wahlbüro vor und an Wahltagen abläuft, ist beeindruckend. Dank einer straffen Organisation, klar geregelter Arbeitsvorbereitung, ausgeklügelter Software und mehrfacher Kontrollen sind Pannen beim Auszählen selten ...
Ein Blick hinter die Kulissen des Wahlbüros
Was in einem Wahlbüro vor und an Wahltagen abläuft, ist beeindruckend. Dank einer straffen Organisation, klar geregelter Arbeitsvorbereitung, ausgeklügelter Software und mehrfacher Kontrollen sind Pannen beim Auszählen selten geworden.
Otto Graf
Arbeiten 16 Personen gleichzeitig in einem Grossraumbüro, herrscht in der Regel ein recht hoher Geräuschpegel. Totenstille breitet sich im Wahlbüro der Gemeinde Gelterkinden zwar nicht aus, aber es ist fast so still wie in der Kirche. Es ist ja schliesslich Sonntag, der Wahlsonntag, an dem die an der Urne zu wählenden Gemeindebehörden und Kommissionen zu bestimmen sind.
4287 Stimmcouverts landeten vor vier Wochen in den Briefkästen der in Gelterkinden Stimmberechtigten, wie Theres Fuchs, Präsidentin des Wahlbüros, erklärt. Davon sind über den ganzen Globus verteilt 59 Auslandschweizerinnen und -schweizer, die sich vorgängig bei ihrer Botschaft im Ausland immatrikulieren lassen mussten. 1839 Personen, was einer Quote von 39 Prozent entspricht, machten von ihrem Stimm- und Wahlrecht Gebrauch. 1675 Personen stimmten brieflich, nur 164 Personen, also 8,9 Prozent der Stimmenden, sprachen persönlich im Wahlbüro vor und gaben die Stimm- und Wahlzettel ab.
«Unsere Arbeit ist im Gesetz über die politischen Rechte und in der Gemeindeordnung geregelt», sagt die stellvertretende Gemeindeverwalterin Fuchs. So ist das Wahlbüro für die persönliche Stimmabgabe am Samstag von 17 bis 18 Uhr und am Sonntag von 9.30 bis 11 Uhr geöffnet. Während das eigentliche Auszählen erst nach dem Schliessen der Urnen erlaubt ist, beginnen in Gelterkinden gewisse Vorbereitungsarbeiten bereits am Samstag.
Das Stimmgeheimnis ist jederzeit gewährleistet. Das heisst, die Mitglieder des Wahlbüros – ausnahmslos Frauen – sowie die Angestellten der Gemeindeverwaltung öffnen die eingegangenen Stimmcouverts, überprüfen, ob die Stimmrechtsausweise unterschrieben sind und sortieren danach die Stimm- und Wahlzettel. Danach wird jeder Zettel fortlaufend nummeriert, und es wird geprüft, ob er gültig ist. Zettel, die den Willen der stimmenden Person nicht erkennen lassen, ehrverletzende Bemerkungen enthalten, nicht handschriftlich ausgefüllt oder zu spät eingereicht wurden, sind ungültig. Ebenso zählt bei Majorzwahlen ein Name nur einfach, falls er mehrmals auf dem Wahlzettel steht. Alle vier Jahre ist auch das Wahlbüro zu wählen. Da die Kandidierenden ihre Stimmen nicht selber zählen dürfen, erledigen dies laut Gemeindeordnung Gemeinderat und Gemeindekommission zusammen.
Software statt «Strichlilisten»
Zuerst sind die eidgenössischen und dann die kantonalen Urnengänge auszuzählen. Dabei zählt der Apparat, der sonst mit Geldnoten gefüttert wird, die nach den Ja- und den Neinstimmen vorsortierten Stimmzettel in Windeseile. Um ganz auf sicher zu gehen, wiederholt sich diese Prozedur. Die eigentliche Knochenarbeit ist das Ermitteln der Resultate der Wahl der Mitglieder des Gemeinderats und der Gemeindekommission. «Wir überprüfen jeden Wahlzettel und bringen einen Vermerk an, wie viele Namen gültig sind», hält Wahlbüro-Vizepräsidentin Bettina Fischer Herrmann fest.
Danach ist Teamarbeit zu zweit am Bildschirm gefragt. Eine Person nennt den Namen der Kandidierenden, die andere quittiert mündlich und gibt den Namen der Kandidierenden in den Computer ein. «Die Software für diese Arbeit stellt uns der Kanton gegen Bezahlung zur Verfügung. Sie erleichtert das Auszählen dank der mehrfachen Kontrollmechanismen wesentlich», sagt Theres Fuchs. Notfalls, ergänzt sie, könne man über eine Hotline Hilfe anfordern. Früher, erinnert sie sich, habe man grosse «Strichli-Listen» manuell peinlich genau ausfüllen müssen, um die zeitraubende Suche nach einem Fehler zu vermeiden. Diese Zeiten seien zum Glück vorbei.
Da der Computer nur das macht, was der Mensch eingibt, arbeiten die Teams akustisch leise, jedoch höchst konzentriert. Regelmässige kurze Pausen lockern die Arbeit auf. Sind alle Daten eingegeben, spuckt der Computer die Resultate samt dem entsprechenden Protokoll aus. Alles ist dank der dreifachen Kontrolle und der gewissenhaften Arbeit im grünen Bereich. Das Wahlbüro übermittelt die Resultate der Landeskanzlei und an die Medien und publiziert sie auf der Website sowie am Anschlagbrett. Die Uhr zeigt 14.30 Uhr, als Theres Fuchs das Licht auf der Gemeindeverwaltung löscht.