«Solange es Musik gibt, wird auch getanzt»
07.02.2020 Bezirk Sissach, PorträtDie Aktiven der Gelterkinder Tanzschule Tanz Arena präsentieren am Samstag in der Mehrzweckhalle ein abendfüllendes Unterhaltungsprogramm. Geschäftsführer Kurt Strub spricht über das Programm, Trends auf dem Parkett und den Tanz der Tänze.
Christian ...
Die Aktiven der Gelterkinder Tanzschule Tanz Arena präsentieren am Samstag in der Mehrzweckhalle ein abendfüllendes Unterhaltungsprogramm. Geschäftsführer Kurt Strub spricht über das Programm, Trends auf dem Parkett und den Tanz der Tänze.
Christian Horisberger
Herr Strub, in der Mehrzweckhalle zeigen Ihre Schülerinnen und Schüler, was sie können. Was haben sie denn drauf, was wird dem Publikum geboten?
Kurt Strub: Kinder und Jugendliche werden Hip-Hop und Breakdance zeigen, unsere erwachsenen Kursteilnehmer haben Darbietungen in Jazz-Tanz, Hochzeitstanz, Salsa und Salsa Lady Style, Rock ’n’ Roll und Boogie-Woogie einstudiert. Der Showtanzabend ist eine Plattform für unsere Tanzschülerinnen und -schüler. Sie könne zeigen, was sie gelernt haben. Zum Event in der Mehrzweckhalle erwarten wir 350 bis 400 Zuschauer.
Wie lange haben sich Ihre Schülerinnen und Schüler vorbereitet?
Im Oktober haben wir mit dem Training begonnen – im Rahmen der üblichen wöchentlichen Tanzstunden. In den zwei letzten Wochen wurden zum Teil Zusatztrainings eingeschoben.
Dürfen alle mitmachen oder müssen die weniger Fortgeschrittenen zuschauen, damit eine möglichst professionelle Show geboten werden kann?
Wir sind keine Profis. Alle unsere Kursteilnehmer, die Lust haben, egal, wie alt und wie gut sie sind, werden auf der Bühne stehen. Es geht bei der Aufführung darum, dass alle mitmachen dürfen, die zeigen wollen, was sie können. Eine Pflicht zur Teilnahme besteht für die Tanzschüler nicht. Ein Auftritt vor Publikum ist ja nicht jedermanns Sache.
Registrieren Sie Lampenfieber?
Auf jeden Fall – je näher die Aufführung kommt, desto mehr. Die Jüngeren stecken das besser weg. Nervös sind eher die Erwachsenen, die es nicht oder nicht mehr gewöhnt sind, auf einer Bühne zu stehen.
Das abendfüllende Programm wird ergänzt mit Darbietungen von Gästen. Wen haben Sie verpflichtet?
Das Programm eröffnen wird die «Dalhousie Pipe Band», sie bringt zwei Tänzerinnen mit. Ebenfalls dabei sein werden Nicolas und Noemi Kuran Pellegatta, die amtierenden Schweizer Meister im Akrobatik-Rock ’n’ Roll. Da die Bühne der Mehrzweckhalle für ihre Show nicht hoch genug ist, werden wir für deren Darbietung im Publikumsraum Platz schaffen müssen. Der dritte Gast-Act sind Sonja und Fanky Secchi, Schweizer, Europaund Weltmeister im Boogie-Woogie bei den Senioren.
Zum Tanzen generell. Ihre Branche ist krisensicher. Getanzt wird immer – irgendwie. Warum ist das so?
Solange es Musik gibt, wird auch getanzt. Davon bin ich überzeugt.
Was fasziniert Sie persönlich daran?
Ich hatte Eltern, die oft tanzten. Das habe ich in jungen Jahren mitbekommen. Mit 17 oder 18 besuchte ich einen Rock ’n’ Roll-Kurs, das war damals der fetzigste Tanz. Auf Anregung der Tanzlehrer begann ich mit dem Turniertanzen. Mit der Geschäftsführung und dem Unterrichten komme ich selber nicht mehr so oft zum Tanzen. Aber ich tanze noch immer sehr gerne.
Das Tanzen ist wie vieles andere der Mode unterworfen. Welche Stile sind derzeit «in»?
Seit längerer Zeit gibt es eigentlich nichts Neues. Von einer Salsawelle wie 2007/08 sind wir weit entfernt. Die war riesig. Im Moment ist kein neuer Trend in Sicht. Aktuell gefragt sind Standards, lateinamerikanische Tänze und allgemeine Kurse. Spitzenreiter bei uns wie auch in anderen ländlichen Gebieten ist der Discofox. Tango weniger, diese Kurse funktionieren in den Städten deutlich besser.
Was oder wer setzt die Trends? Das Kino?
Das kann man so sagen. Die Salsawelle wurde durch «Dirty Dancing» und weitere Tanzfilme ausgelöst. Im Gegensatz dazu haben Fernseh-Tanzshows eine geringe Wirkung. Wegen «Darf ich bitten ...?» jedenfalls rennen uns die Leute nicht die Türen ein. Davon spüren wir so gut wie nichts.
Die Turnhallen-Tanzabende, wo man die Frau oder den Mann fürs Leben findet, werden weniger. Sie sagen aber, der Discofox sei Ihr Spitzenreiter…
... und die Nachfrage zieht seit etwa zwei Jahren spürbar an. Wir haben auch viele Junge unter 20 Jahren, die diese Kurse besuchen. Womöglich wird an Festen in Mehrzweckhallen weniger getanzt, doch es gibt eine Reihe neuerer Tanzlokalitäten: das «Pine» im Liestaler Hanro-Areal, die «Sprisse» in Pratteln oder «Rheinfelden tanzt» im Bahnhofssaal. In Rheinfelden wird einmal im Monat getanzt, die Tickets sind immer schnell ausverkauft.
Sie bieten auch Hochzeitstanzkurse an. Wie laufen die?
Die sind sehr gefragt, die Form hat sich in den vergangenen Jahren aber stark verändert. Früher wurde Wiener Walzer gelernt, heute studieren viele Brautpaare ganze Choreografien ein: Discofox, Salsa oder beides gemischt. Zum Teil wird ein enormer Aufwand betrieben, der uns auch als Choreografen fordert. Das Interesse an den Blitzkursen für Hochzeitspaare ist dagegen geringer geworden.
Worauf führen Sie den Trend zurück?
Ich glaube, das ist eine Youtube-Geschichte. Da findet man Hunderte Videos von Leuten bei ihrem Hochzeitstanz. Das animiert viele, es ihnen gleichzutun. Die Paare kommen oft mit eigener Musik, zu der sie tanzen möchten. Oft ist die Musik kaum tanzbar, dann müssen wir unsere Erfahrung einbringen. Manche Paare mit einem individuellen Wunsch unterschätzen den Aufwand. Drei Wochen vor der Hochzeit lässt sich so etwas kaum auf die Beine stellen. Wir empfehlen, dass man sich fürs Einstudieren eines individuellen Hochzeitstanzes fünf bis sechs Monate Zeit nimmt.
Ich behaupte, dass Frauen talentierter und begeisterter sind als Männer. Weshalb ist das so?
Das kann ich bestätigen. Tanzen hat etwas Weibliches. Wenn ein Paar zur Tanzschule kommt, geht die Initiative auch meistens von der Frau aus. Männer trauen sich weniger, denken, sie müssten sofort die Hüfte schwingen. Aber darum geht es zunächst ja gar nicht, sondern um Takt und Schrittfolgen. Wenn die Männer ihre Hemmschwelle überschritten haben, sind sie es, die nicht mehr mit dem Tanzen aufhören wollen. Ich möchte aber betonen: Es gibt auch Männer, die von sich aus die Tanzschule besuchen.
Showtanzabend «Tanz Arena», Samstag, 8. Februar (20 Uhr), MZH Gelterkinden.
Zur Person
ch. Kurt Strub, 58 Jahre, ist eines von drei Geschäftsleitungsmitgliedern der 1998 gegründeten Tanzschule Tanz Arena in der Alten Gerberei in Gelterkinden. Er ist diplomierter Tanzlehrer und unterrichtet Gesellschaftstänze, Discofox, Salsa und Rock ’n’ Roll. Die «Tanz Arena» arbeitet mit 20 nebenamtlichen Tanzlehrern zusammen. 250 bis 300 Kinder, Jugendliche und Erwachsene belegen die Kurse der Institution.